Mama Mutig - Virnich, B: Mama Mutig
empfangen.
In der Vorschule von Umoja lernen die Kinder lesen, schreiben, rechnen und zunehmend auch Englisch – an der Wand sind die Zahlen von 1 bis 10 aufgemalt.
In Umoja wachsen auch viele Kinder auf – hier spielt ein Junge mit einem ausgedienten Autoreifen.
Bild 2
Die Kinder auf dem Schulhof von Umoja – hier ist ein richtiger Spielplatz mit Schaukeln, Wippen und Klettergelegenheiten entstanden.
Gladys mit ihrem Sohn am Uwaso – sinnend blickt die junge Frau über die weite Landschaft.
Birgit Virnich bei einem ihrer Besuche in Umoja mit den beiden jungen Frauen Judy und Anna
Die Freundinnen sind unzertrennlich – die achtzehnjährige Judy Lelampa und die neunzehnjährige Gladys
Rebecca Lolosoli am Grab ihrer Mutter
Rebecca Lolosoli mit einer ihrer geliebten Ziegen. Die Dorfchefin wandert zwischen den Welten. Selbst wenn sie im Dorf Luft schnappt und auftankt, regelt sie die Geschäfte aus der Ferne – per Handy.
Bild 3
Zeit des Bangens und Hoffens – Rebecca in einem der Hotels, in denen sie sich vor ihrem Mann versteckt hielt
Bild 4
Rebecca in der Nähe der Billigabsteigen Nairobis, in denen sie wochenlang ausharrte, bis sie wieder eine neue Bleibe suchen musste, in der sie vor ihrem Mann sicher sein konnte
Bild 5
Rebecca in Kibera, dem Slum, in dem sie viele Monate untergetaucht war
Bild 6
Rebecca holt Geld an einem M-Pesa Point ab.
Bild 7
Rebecca beim Gebet im Uhuru-Park zum Auftakt des Weltfrauenmarsches in den Ostkongo 2010
Bild 8
Rebecca in Bukavu beim Weltfrauenmarsch 2010 – die Frauen protestierten gegen die weitverbreiteten Massenvergewaltigungen.
Links: Lucy hilft Rebecca ihren Kopfschmuck anzuziehen, bevor sich die beiden auf den Weg zum Gericht von Isiolo machen, wo Lucy als Zeugin im Scheidungsprozess aussagt.
Bild 9
Unten: Lucy, Rebecca und Nanyimoi warten vor dem Gericht in Isiolo auf den Auftakt des Scheidungsprozesses.
Kaum ist Rebecca von Nairobi in Umoja angekommen, ist sie gleich von ihren Frauen umringt – noch bevor sie aus dem Matatu steigen kann.
Bild 10
Eine Tasse italienischer Kaffee weckt die Lebensgeister – Rebecca in Neapel beim alljährlichen Menschenrechtsfestival
Als Nagusi und ich an jenem Tag aus Maralal zurückkehrten, feierten wir und erklärten den anderen Frauen unseren Plan. Wir würden eisern sparen, um dann eines Tages Besitzerinnen des Landes zu sein. Ich machte den Frauen Mut und spornte sie an. Dann wetzte ich das Messer, die sogenannte Szimbe, an einem Stein. Wir schlachteten heute zum ersten Mal eine Ziege. Während einige der Frauen das Tier auf den Boden drückten, schlitzte ich ihr den Schlund auf, genauso wie ich es als Kind immer bei meinem Vater gesehen hatte. Die Ziege bäumte sich noch einmal auf und trat aus, aber wir lachten nur, denn wir hatten für heute Abend ein Festessen geplant. Nach ein paar Minuten waren ihre Augen glasig und sie hörte auf zu strampeln. Das hätte es früher nicht gegeben. Das Schlachten der Tiere ist bei uns Samburus reine Männersache. Frauen haben dabei nichts zu suchen. Auch undenkbar unter traditionellen Samburus: Frauen, die eine Ziege zerlegen. Ein Ritual, das eine Stunde dauert und mit dem wir an diesem Abend einmal mehr unsere Eigenständigkeit bewiesen. Wir zerlegten den Korpus fein säuberlich und grillten die einzelnen Stücke. In Archer’s Post zerrissen sich die Menschen längst den Mund über uns. Dass wir neuerdings auch selbst schlachteten und das Fleisch aßen, gab den Männern dort wieder neuen Gesprächsstoff. Wir seien kulturlos, hieß es. Die Empörung unter den Männern war groß. Sie beschimpften und verspotteten uns. Wir seien keine richtigen Frauen, erklärten sie hilflos.
Früher hätten wir bei einem Festmahl warten müssen, bis die Männer gegessen hätten. Wir hätten dann die Gedärme bekommen. Während das Ziegenfleisch auf dem Feuer schmorte, rissen Nagusi und ich zur Belustigung aller ein paar Witze. Am
liebsten machte sich Nagusi über das Dorf der Männer lustig. »Schaut, wie angenehm der Alltag geworden ist«, erklärte sie und schaute ausgelassen in die Runde. »Das Zusammenleben mit unseren Männern ist doch einfach nur stressig. Sie zwingen uns zum Sex und zur Arbeit und am Ende haben sie auch noch das Recht, uns zu schlagen, auch wenn wir gar nichts Schlimmes getan haben.«
Seit unserer Kindheit hatte man uns eingeschärft, dass es nicht gut für uns sei, das Fleisch eines Tieres zu essen. Es stand allein den Männern zu. Jetzt aßen wir alles,
Weitere Kostenlose Bücher