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Mama Mutig - Virnich, B: Mama Mutig

Mama Mutig - Virnich, B: Mama Mutig

Titel: Mama Mutig - Virnich, B: Mama Mutig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Birgit;Lolosoli Virnich
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blau, sodass ich in unserem Haus in Archer’s Post in Sylvias Kinderzimmer zog. Ich schloss die Tür ab, verbarrikadierte mich und wartete, bis er betrunken das Haus verließ.
    Ich glaube, das war für mich der Zeitpunkt, an dem meine Ehe endgültig zerbrach. Umoja war jetzt mein Zuhause, obwohl ich wegen meiner Kinder natürlich immer wieder in unser Haus in Archer’s Post zurückkehrte.

UMOJA, DAS TAUSEND-STERNE-HOTEL – ZEIT DER ERLEUCHTUNG
    Unser dichter Dornenbusch wand sich wie eine riesige stachelige Raupe in einem großen Kreis um unser Dorf. Zusammen mit den älteren Hütten am Rand bildeten die Bäume einen Schutzwall, der uns das Gefühl von Sicherheit gab. Im Zentrum stand ebenso eine alte Akazie wie die am Rand von Archer’s Post, und wie so oft, wenn wir große Entscheidungen zu fällen hatten, saßen wir mit ausgestreckten Beinen im Schatten des windschiefen Baums, in dessen Geäst flinke Webervögel lautstark ihre Nester ausbesserten. Während einige der Frauen über einer Feuerstelle eng aneinandergedrängt zusammenhockten und zähen Ugalibrei rührten, besprachen wir anderen den Fall einer Frau, die von ihrem Ehemann erschlagen worden war. Ich war gerade von der Manyatta der Frau zurückgekehrt und berichtete den Frauen, was ich gehört hatte.
    Eine Nachbarin hatte mir erzählt, was passiert war. Der Mann hatte seine Frau regelmäßig geschlagen. Er war viele Jahre älter als sie und übte ständig Druck auf sie aus. Die beiden hatten sieben Kinder und die arme Frau war völlig überfordert. Sie war die Zweitfrau des alten Mannes, der häufig bei seiner anderen Frau schlief. Wenn er dann bei ihr auftauchte, erwartete er, dass sie für ihn gekocht hatte, doch oft kam sie gar nicht hinterher, ihre große Familie zu versorgen. Eines Tages, als sie mit der Mahlzeit nicht fertig gewesen war, als er nach
Hause kam, hatte er sie so stark verprügelt und getreten, dass sie an den Folgen innerer Verletzungen gestorben war.
    Nachdem ich lange auf die Nachbarin eingeredet hatte, hatte sie sich bereit erklärt, ihre Beobachtungen der Polizei zu schildern. Die Nachbarn waren gewillt auszusagen, weil der Mann auch mit ihnen ständig Streit angezettelt hatte und in der ganzen Nachbarschaft unbeliebt war. Doch was sollte mit den Kindern geschehen? Bevor wir zur Polizei gingen, wollte ich mit den Frauen in Umoja sprechen und mit ihnen entscheiden, ob wir versuchen sollten, eine Mordanklage gegen den vermeintlichen Täter zu erheben oder nicht. Ich war zwar dafür, den Mann hinter Gitter zu bringen, doch auch ich hatte Angst, dass wir die Kinder ins Unglück stürzen könnten.
    »Es kann nicht sein, dass er damit ungeschoren durchkommt, seine eigene Frau umzubringen«, erklärte ich bestürzt. Ich fühlte mich an Mama Meroni erinnert und an die Ohnmacht, die ich damals als Achtjährige empfunden hatte. »Doch wir machen die Kinder zu Waisen«, warfen Naibala und einige der anderen Frauen ein. »Der Vater wird sich doch sowieso nicht um sie kümmern. Er wird ihnen kaum eine Stütze sein«, entgegnete ich. »Wir könnten sie hier bei uns aufnehmen.« Schweigen. Ich schaute in die Runde. »Wie stehen die Chancen, dass sie jemals einen Samburu-Mann einsperren, weil er seine Frau auf dem Gewissen hat?«, wollten meine Mitstreiterinnen wissen. Für manche Frauen war dieser Gedanke völlig außerhalb ihrer Vorstellungskraft.
    Betretene Stille. Die anderen mussten sich erst einmal mit den Details vertraut machen. Für Samburu-Frauen gehörte Gewalt zum Alltag. Die meisten wussten überhaupt nicht, dass man einen Mord als Verbrechen bei der Polizei anzeigen konnte. Sie kannten ihre Rechte als Frauen gar nicht. »Es geht um unsere Glaubwürdigkeit«, erklärte ich. »Wenn wir wirklich ein verlässlicher Zufluchtsort für Frauen und ihre Kinder sein wollen, dann müssen wir jetzt aktiv werden.« Damit hatte ich
meine Position klargemacht, doch ich wollte allen die Chance geben, sich eine eigene Meinung zu bilden. Schließlich würden wir die Verantwortung für die Kinder auch auf alle Schultern verteilen. Meine Worte zeigten Wirkung und brachten die Frauen ins Grübeln. Heftige Diskussionen entbrannten.
    Als heißer Chai die Runde machte, schaute ich in ihre Augen und wusste, dass sich die Frauen hinter mich stellen würden. Beatrice, unsere Erzieherin, nickte mir zu. Sie war bereit, für die jüngeren Kinder zu sorgen, und die hübsche Lucy, die selbst keine Kinder hatte, wollte sich ihrer auch annehmen. Ich hatte ohnehin

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