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Mama Mutig - Virnich, B: Mama Mutig

Mama Mutig - Virnich, B: Mama Mutig

Titel: Mama Mutig - Virnich, B: Mama Mutig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Birgit;Lolosoli Virnich
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Allah in Beschlag, in dem die Hühnergerichte
in allen Variationen wie Chicken Masala oder Kuku Chapati nur siebzig Kenia-Schilling kosteten, umgerechnet etwa einen Euro siebzig – verlockend günstig.
    Müde Lastwagenfahrer, die sich stundenlang über die Holperpiste gequält hatten, schaufelten stumm in Soße getränkten Reis in sich hinein und starrten auf den Fernseher, der in einer Ecke des kahlen Raums in einen Metallkäfig eingeschlossen für Unterhaltung sorgte. Kichernd ließen wir Frauen uns nieder und bestellten gebratenes Hühnchen. Wer wusste schon, wann es das nächste Mal etwas zu essen geben würde? Manche der Frauen kamen aus den Slums von Nairobi und hatten keinen Cent dabei, andere besaßen ein paar Kenia-Schilling, die sie geschwisterlich mit den anderen teilten. Sylvia hatte das Geld für den Bus nur mit Mühe und Not zusammenbekommen.
    Bald hockte die gesamte Belegschaft der Werkstatt vor dem rechten Hinterrad des Busses. Sie schweißten ohne Schweißerbrille, hämmerten und klopften, doch die Reparatur schien komplizierter als gedacht. Jedes Mal, wenn eine der Frauen durch den aufgeweichten Schlamm und das Chaos spielender Kinder und meckernder Ziegen zu den Männern watete, schauten die sorgenvoll auf das rechte hintere Radlager des Busses. Grinsend vertrösteten sie uns. Es gehe gleich weiter, hieß es immer wieder.
    Doch dann zogen schwarze Wolken über dem Hochland auf und binnen weniger Minuten kam ein gewaltiger Wind auf. Einem lautstarken Wolkenbruch folgte ein Hagelsturm. Wahre Sturzbäche prasselten auf das Wellblechdach nieder – typisch für die Regenzeit. In letzter Sekunde brachten die fünf Mechaniker sich und ihr Werkzeug in Sicherheit. Es dauerte vier Stunden, bis die Männer das Radlager in der völlig aufgeweichten Freiluftwerkstatt ohne Schutzbrillen wieder zusammengeschweißt hatten. Unterdessen war es fast Abend geworden. Die Busgesellschaft gab ein Abendessen als Entschädigung aus. Bestens gelaunt dachte ich: Das ist Glück im
Unglück. Der Regen ist ein gutes Omen. Es wird bestimmt ein fantastischer Frauenmarsch in Bukavu.
    Nach dem Essen ging es weiter durch das glitzernd grüne Hochland, in dem sich eine Teeplantage an die andere reihte. Die Teesträucher waren alle auf dieselbe Länge gestutzt. Das erleichtert das Pflücken der Blätter auf dem sogenannten Picking table, dem Pflücktisch, und verleiht den Hügeln ein zurechtgestutztes Aussehen. Dieser Eindruck verstärkte sich noch, als die Sonne nach dem schweren Regenguss herauskam und die Hügel giftgrün schimmern ließ.
    Bald darauf war die erste Reiseetappe geschafft. Wir waren am kenianisch-ugandischen Grenzübergang Busia angekommen. Ich zeigte zuerst meinen Samburu-Freundinnen, wie man die Ausreiseformulare ausfüllt, und half dann einer Frau aus dem Slum, die nicht schreiben konnte. Freie Einreise für uns Kenianerinnen – wir brauchten kein Visum für Uganda. Viel würden wir von Uganda aber nicht zu sehen bekommen. Der Bus fuhr in die Nacht hinein. Summend richteten wir uns mit unseren bunten Kikoi-Stoffen und Shukas in den plüschig gepolsterten Sitzen des Kampala Coach zum Schlafen ein. Das Geschaukel des großen Busses wiegte uns in den Schlaf.
    Am nächsten Morgen schob sich der Bus durch dichten tropischen Wald im Süden Ugandas. Hier wuchs alles üppiger, als ich es je für möglich gehalten hatte.
    Dann erreichten wir das Land der tausend Hügel: Ruanda. Ganze Völkerwanderungen von Menschen schoben sich über die Straßen. Männer transportierten riesige Bananenstauden und Baumaterialien auf ihren Fahrrädern. Ich war tief beeindruckt. Die Hügel wirkten extrem aufgeräumt und die Menschen schienen den ganzen Tag geschäftig über die Berge zu hasten. Manche liefen, andere fuhren Rad. Hier saßen die Männer nicht unter den Bäumen wie bei uns. Mir kam es vor, als führe ich auf gut asphaltierten Straßen durch einen riesigen, gut gepflegten Gemüsegarten. Dabei schweiften meine Gedanken
in die glutheiße Halbwüste der Samburus nach Archer’s Post. Ich hoffte, dass die neue Teerstraße, die die Chinesen gerade bauten, auch uns Samburus Aufwind bringen würde.
    Ich staunte über das Land der tausend Hügel. Ich hatte noch nie solch fein säuberlich angelegte und gepflegte Terrassen gesehen. Kleine Plantagen mit Bananenstauden klebten an den Hügeln und reihten sich ordentlich an grüne Maisfelder. Über die mit Teebüschen bewachsenen Hügel schritten Frauen erhobenen Kopfes, ihre Körbe

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