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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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aufbaute, und verstand plötzlich, wie Blizzards entstanden. Außerdem wurde mir deutlich bewusst, warum er einen avhar
brauchte. Wenn er diese Männer vor den Augen ihrer Söhne tötete, würde das neben den offensichtlichen tra- gischen Konsequenzen auch einen irreparablen Schaden an seiner Seele nach sich ziehen. Das sagten mir sowohl mein Instinkt als auch eine plötzlich aufflammende Hit- ze in Cirilai.
    Ich trat vor und baute mich unverrückbar zwischen Da- le und meinem sverhamin auf. »Dale, du bist so was von neben der Spur. Wenn das hier ein Nascar-Rennen wäre, würdest du im Gras liegen. Ich werde bestimmt nicht mit dir über Philosophie oder Religion diskutieren. Glaube meinetwegen, was du willst. Das ist mir scheißegal. Aber so sieht es jetzt aus: Hinter mir steht ein Vampir, der dazu in der Lage ist, dich so zu vereisen, dass du zu einer Ski- piste wirst. Er ist stinksauer, dass du seine Seherin belei- digt hast. Aber sie ist erwachsen, und er wird irgendwann darüber hinwegkommen.«
    Ich trat näher an ihn heran, da Dale die Brust reckte, auf den Fußballen wippte und damit den Männlichkeitstanz begann, noch bevor ich fertig war. Ich schlug ihm mit dem Handballen hart gegen das Zwerchfell, sodass er taumelte und ihm das stolze Gehabe verging.
    »Hör gut zu, Arschloch«, zischte ich. »Denn was ich jetzt sage, könnte dir das Leben retten. Mein Boss hier versucht krampfhaft, dir nicht ein Riesenloch in deine Kehle zu reißen, aber langsam denkt er sich: ›Warum ei- gentlich nicht? Das ist ein Mann, der sich nichts dabei denkt, seinen Sohn, der für ihn wertvoller sein sollte als seine eigene Seele, einer tödlichen Gefahr auszusetzen. Aaron wird vielleicht sicherer sein, wenn ich seinen Vater hier und jetzt umbringe.‹«
    Ich schaute zu George. »Das Gleiche gilt übrigens für dich und James.«

    Aaron trat neben mich und packte mich am Arm. »Bit- te …« Er warf einen verzweifelten Blick auf Vayl. »Bitte bringen Sie meinen Dad nicht um.«
    »Ein Bauer hat einmal zwei Jungen umgebracht, die ungefähr so alt waren wie du. Warum? Weil er ein Igno- rant war. Zu dumm, um Fragen zu stellen. Zu engstirnig, um sich zu fragen, ob die Dinge sich vielleicht geändert hatten, als er einmal nicht aufgepasst hatte. Hätte ich die- sen Mann vor diesem Vorfall gekannt, hätte ich ihn ge- tötet. Und indem ich ihn getötet hätte, hätte ich diesen Jungen das Leben gerettet.« Ich sah Aaron in die Augen. Dann schenkte ich James ebenfalls etwas Zeit. »Vayl fragt sich gerade, ob er jetzt euer Leben retten muss, so wie ich das Leben seiner Söhne gerettet hätte. Oder ob ihr das Hirn und den Mut dazu habt, es selbst zu tun.«
    Aaron und James sahen einander an. Das war das erste Mal, dass ich zusehen konnte, wie ein Junge erwachsen wurde. Ich wünschte nur, das hätte für beide gegolten.

22
    S obald die Eierwerfer uns verlassen hatten, sank ich in meinen Liegestuhl, ließ die Arme an den Seiten herun- terhängen und streckte die Füße vor mir aus, sodass die Spitzen meiner Stiefel gerade in den Himmel zeigten. »So müde«, murmelte ich.
    Vayl rückte seinen Stuhl an meinen heran und setzte sich.
    »Kann ich dir irgendetwas bringen?«, fragte Cassandra.
    »Koffein«, seufzte ich.
    Sie eilte nach drinnen.
    Cirilai hatte sich wieder beruhigt, ebenso wie Vayl. »Das hast du gut gemacht«, sagte er. »Ich … manchmal ist es härter als sonst. Dieses Jahr scheint sich zu einem schlimmen zu entwickeln. Ich habe meine Jungs im April verloren, und jetzt schon …«
    »Ich weiß.« Er nickte. Auch wenn es übel ist, eine sol- che Tragödie gemeinsam zu erleben, ist es doch nett, nicht darüber reden zu müssen, wie qualvoll die Jahrestage sein können. Er wusste einfach, dass ich da sein würde, um ihm da hindurchzuhelfen. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich im kommenden November nicht ganz so fertig sein würde wie im letzten Jahr.
    Cassandra kehrte mit einem Krug voll Cola Light zu- rück. »Echt und erfrischend«, sagte ich lächelnd. Außer- dem hatte sie Bergman mitgebracht.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte dieser.
Das ist ja dein Problem, zumindest zur Hälfte! Mein Mund war voller Cola, also nickte ich nur und ließ ihn fortfahren: »Vielleicht kann ich dir etwas basteln, damit du so klingst wie Pengfei«, sagte er. »Ich arbeite bereits seit einer Weile an einer Simultanübersetzungssoftware, und wenn ich die … na ja, lass mich einfach mal sehen, was ich tun kann, okay?«
    Ich schluckte und

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