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Man lebt nur zweimal

Man lebt nur zweimal

Titel: Man lebt nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Lauterbach
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also die Filmaufnahmen, sind dagegen deutlich mühsamer. Man kommt an einen Set, an dem unzählige Leute herumwuseln. Man hat das Gefühl, hier wird Kampf um Rom gedreht und nicht der einminütige Werbespot für eine Joghurt-Marke.
    Womit wir schon beim großen Problem von Werbefilmproduktionen wären. Es arbeiten schlicht zu viele Leute mit. Vermutlich gibt es in der Branche einfach viel zu viel zu verdienen.
    Zunächst sind da die Leute aus der Agentur, auch genannt: »die Kreativen«. Schon lustig, wenn man sein Ziel schon im Namen führt. Ich frage mich, ob das anfangs mal ironisch gemeint war. Allerdings wirken die Leute, die in dieser Branche arbeiten, nicht unbedingt so, als könnten sie sich besonders gut selbst auf die Schippe nehmen. Da wird schon eher unglaublich ernst dahergeredet. Alle anderen in diesen Werbefilm-Produktionen heißen übrigens »Artists«. Also der Typ, der für die 3-D-Grafiken zuständig ist, heißt dementsprechend »3-D Artist«. Jeder ein Künstler, so wie sich Joseph Beuys das immer vorgestellt hatte. Der Buchhalter sollte sich auch »Nummernkünstler« nennen und die Sekretärin »Künstlerin für Telefon & Kaffee«.
    Nun gut. Oft sind das alles ganz nette Menschen. Aber wenn man Pech hat, vertritt jeder im Team eine andere Meinung. Nicht umsonst gibt es beim Film nur einen, der den Hut auf hat. Die Gespräche, die dann während der Unstimmigkeiten aufkommen, haben für Menschen, die solche Debatten nicht gewöhnt sind, ein gewisses Satirepotential.
    »Ich finde die Message muss vom Testimonial noch viel mehr gepusht werden.«
    »Irgendwas gefällt mir an dem Look noch nicht, irgendwie ist der noch nicht so ganz clean.«
    »Mach die Sieben noch mal ein bisschen wärmer.«
    »Wenn wir den Score dazu noch ein bisschen muten, dann passt das doch, oder?«
    Dann, irgendwann, wenn man selbst schon nicht mehr so richtig daran geglaubt hat, ist die Szene endlich im Kasten. Hatte man gehofft. Da fängt einer aus der dritten Reihe, den man vorher gar nicht wahrgenommen hat, an, über den letzten Satz zu diskutieren. Wahrscheinlich ist es einer aus der Agentur, oder einer der vielen Kundenbeauftragten, der sich vielleicht auch nur aus irgendwelchen machtinternen Überlegungen heraus nach vorne spielen muss.
    »Sollten wir nicht lieber ein ›doch‹ mit in den Satz nehmen anstatt des ›Ja‹?«, fragt der Typ dann.
    »Warum?«, fragt der creative art director, der von Agenturseite für den Spot verantwortlich ist. Er schaut dabei zum assistant creative art director, um sich von ihm Bestätigung zu holen. Der guckt zum assistant assistant.
    »Das stimmt schon, das wirkt irgendwie entschlossener«, sagt der assistent creative art director und fällt dem creative art director in den Rücken.
    »Das ›Ja‹ hat so was weiches, softes, das powert weniger«, pflichtet der assistent assistent bei. Jetzt ist der creative art director beleidigt.
    »Aber das ›Ja‹ klingt closer zum Testemonial«, gibt eine gänzlich Titellose zu bedenken.
    »Das ›A‹ ist auch ein viel positiverer Laut«, mischt sich der assistent creative art director wieder ein.
    Ich will schon vorschlagen, alle »os« in ein »a« zu verwandeln, lasse es aber dann lieber. Heiner, du bist kein Kreativer, denke ich mir noch rechtzeitig, also bleib bei deinen Leisten.
    Tja, was macht man in solchen Fällen? Die Hände in der Tasche zur Faust ballen und wenn die Tageszeit es erlaubt, seinen Banker anrufen und ihn fragen, ob das Geld schon auf dem Konto ist. Das hilft erfahrungsgemäß.
    Irgendwann ist der Spot dann fertig, und am Ende sieht natürlich alles wahnsinnig toll aus und man ist froh und weiß, dass sich der Aufwand gelohnt hat. Das Produkt verkauft sich wie geschnitten Brot. Der Kunde ist happy. Die Werber auch. Ich auch. Und mein Banker erst.
    ERFOLG – WER GLÜCK HAT IM SPIEL, HAT AUCH GELD FÜR DIE LIEBE
    Nachdem ich bislang auf die ganz großen Fragen des Lebens keine Antwort geliefert habe – ich weiß wirklich nicht, wie ich es immer wieder schaffe, mich mit einer Rolle zu identifizieren, ich kenne das Geheimnis meiner glücklichen Ehe nicht und ich habe auch keinen ultimativen Tipp, wie man von heute auf morgen mit dem Trinken aufhört – komme ich nun zur finalen Enttäuschung. Eine Frage, die mir nämlich auch immer gestellt wird, lautet: »Was ist das Geheimnis des Erfolgs?«
    Soll ich was sagen? Ich stelle mir diese Frage auch immer wieder. Eine Antwort habe ich nicht. Ich beobachte die erfolgreichen

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