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Man muss das Kind im Dorf lassen: Meine furchtbar schöne Jugend auf dem Land (German Edition)

Man muss das Kind im Dorf lassen: Meine furchtbar schöne Jugend auf dem Land (German Edition)

Titel: Man muss das Kind im Dorf lassen: Meine furchtbar schöne Jugend auf dem Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Gruber
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erschlossen. (Ich gebe zu, das ist vielleicht etwas ungerecht, also gehen Sie jetzt vielleicht kurz im Zimmer auf und ab, wenn Sie das empört – und nehmen Sie erst dann das Buch wieder zur Hand.) Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und gebe zu, dass ich auch ungern zwei Frauen dabei zuschaue, wie sie sich beim Boxen oder ähnlichen Kampfsportarten gegenseitig die Visage polieren. Aber es ist nicht so, dass ich es nicht versucht hätte. Weiß Gott habe ich das: Ich schaue immer wieder mal unserer Frauennationalmannschaft zu und versuche auch während des Spiels, mich wirklich auf den Fußball zu konzentrieren und nicht dauernd bei jeder Spielerin zu hinterfragen, ob sie eventuell hetero sein könnte. Aber irgendwie kann ich mich trotzdem nicht dafür begeistern.
    Vielleicht funktioniert es aber auch wie beim Synchronschwimmen: Wenn man lang genug schaut, und das in der entsprechenden Stimmung (zum Beispiel in der Trauerphase einer Trennung), eventuell währenddessen noch zu Stimmungsaufhellern in Form von zwei bis sechs Gläsern Weißweins greift, vielleicht könnte es dann funktionieren. Ich bleibe in jedem Fall dran. Großes Hugo-Sanchez-Fußballer-Ehrenwort!
    Jedenfalls erinnere ich mich, dass ich vor einigen Jahren mal Gast auf der Hochzeit eines Mädels war, das früher erfolgreich in einer Damenfußballmannschaft gespielt hat. Zu Gast waren natürlich auch viele ihrer ehemaligen Mannschaftskolleginnen. »Ehemalig« deshalb, weil ihr Neugatte ihr das Fußballspielen verboten hatte, nachdem ihm klar geworden war, wie hoch der Lesbenanteil im Team seiner soeben Angetrauten war.
    Das Tanzvergnügen auf der Hochzeit gestaltete sich sehr abwechslungsreich, weil sich der Pool der potenziellen Tanzpartner der Damen mal locker verdoppelt hatte. Und natürlich tuschelten die ältlichen Tanten am Rande der Tanzfläche, weil sie sich bei den meisten Tanzenden nicht sicher waren, ob es sich nun um Weiblein, Männlein oder Weiblein in Männleinkleidung handelte.
    Worauf ich eigentlich hinauswill: Für Frauen gibt es bisher keine richtigen Stammtische und Frauenfußball scheidet langfristig doch für die meisten aus – wenn man als Frau also nicht Mitglied des Katholischen Frauenbunds oder eines Schützen- oder Gartenbauvereins war, wie sollte man dann regelmäßig vor die Tür und somit an den neuesten Klatsch und Tratsch kommen? Die großen Familienfeiern wie Hochzeiten, Taufen, Kommunionen, runde Geburtstage, goldene Hochzeiten et cetera waren erstens selten und zweitens so aufwendig, dass man schon mit der Lästerei über die Garderobe des Brautpaares respektive des Jubilars oder der Gäste einen halben Tag zu tun hatte. Anschließend musste man ja noch herausfinden, von wem welcher Kuchen des selbst gemachten Kuchenbüfetts war, und Konsistenz und Geschmack ausgiebig diskutieren … und kaum waren die ganze schwere Buttercreme und Sahne mit ein paar Verdauungsschnapserl hinuntergespült, da war der Abend schon fast wieder vorbei.
    Unnötig zu sagen, dass bis dahin die wichtigsten alltäglichen Neuigkeiten nur äußerst rudimentär ausgetauscht worden waren. Weitere Gelegenheit zum Austausch wichtiger Informationen war natürlich der Friseurbesuch, aber dorthin gingen die Damen ja (leider) viel zu selten, und beim Bäcker, Metzger oder Kramer in der Schlange stehend, war man dazu gezwungen, in kurzen Sätzen die wichtigsten Eckdaten der neuesten Neuigkeiten abzurufen, um den Betrieb nicht allzu sehr aufzuhalten:
    Kramerin: »Hast as schon ghört?«
    Kundin 1: »Was?«
    Kundin 2: »Des mit’m Simmerl!«
    Kundin 1: »Was für a Simmerl? A Knödelbrot bräuchert I noch.«
    Kramerin: »Ja, da Samberger Simmerl halt.«
    Kundin 1: »Was isn mit ihm?«
    Kramerin: »Maustot is’ er, des is’!«
    Kundin 1: »Naa!?! Und ein Pfund Quark.«
    Kundin 2: »Gestern.«
    Kundin 1: »S’Herz?«
    Kramerin: »Naa, d’Leber! Sonst noch?«
    Kundin 1: »Zwei Scheiben Presssack. Hat der auch so gsuffa?«
    Kundin 2: »Bier ned so, aber Schnaps!«
    Kramerin: »Alle Woche hat er a Flaschen Klosterfrau Melissengeist bei mir kafft! Sonst noch?«
    Kundin 1: »A Flaschen Eierlikör.«
    Kramerin: »Gern. Beerdigung is übermorgen.«
    Kundin 2: »Um zehne.«
    Kundin 1: »So schnell kanns geh’, gell.«
    Kramerin: »Da sogst wos.«
    Kundin 1: »Und a Bild -Zeitung.«
    Kramerin: »Alles?«
    Kundin 1: »Alles.«
    Für die interessanten Interna und Hintergründe (Eheprobleme aufgrund mangelnder Emotionalität, Bordellbesuche, Liebschaften et

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