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Man muss das Kind im Dorf lassen: Meine furchtbar schöne Jugend auf dem Land (German Edition)

Man muss das Kind im Dorf lassen: Meine furchtbar schöne Jugend auf dem Land (German Edition)

Titel: Man muss das Kind im Dorf lassen: Meine furchtbar schöne Jugend auf dem Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Gruber
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schlicht und einfach ein Synonym für die verstärkte Aufnahme von alkoholischen Getränken und dürfte somit als eine Art legitimer Vorreiter des heutigen Komasaufens gesehen werden. Da sage noch einer, die jungen Leute auf dem Land wären nicht ihrer Zeit voraus gewesen!
    Die meisten Mitglieder beziehungsweise Freunde meines Bruders waren Handwerker von Beruf, ein guter Spezl zum Beispiel war Maurer und konnte daher ohne größere Anstrengung abends gemütlich zwanzig Halbe zischen, und meistens waren damit nicht einmal größere Ausfallerscheinungen verbunden. Wie heißt’s in Bayern: »Wer ko, der ko!«
    Aber eine solche Trinkfestigkeit lässt sich natürlich nicht bei allen aus dem Stand abrufen. Da braucht es schon entsprechende Übung, also ein Trainingslager. Deshalb fuhr eine Gruppe der Beamer auch jedes Jahr zu einem der größten und beliebtesten Bikertreffen in Bayern, zum »Elefantentreffen« in den Bayerischen Wald, das passenderweise immer im Winter stattfand, man musste also schon deshalb viel trinken, weil man sonst in den windigen Zelten, in denen die tapferen Biker übernachteten, erfroren wäre.
    Mein Bruder erzählt heute noch die Anekdote, dass einer seiner Spezl an einem durchzechten Nachmittag mit dem nackerten Hintern auf der Deichsel eines Anhängers festgefroren war, während er auf ebendieser sein Geschäft verrichten wollte. Aus ästhetischen Gründen wollte ich nie wissen, wie mein Bruder und die restlichen Beamer es geschafft hatten, das eisige Hinterteil wieder von der Deichsel zu lösen. Ich nehme nämlich nicht an, dass einer der Herren bei dieser Art von Urlaubstrip einen Föhn im spärlichen, weil zu 95 Prozent aus Alkohol bestehenden Gepäck mitgeführt hat.
    Eine zweite Möglichkeit der männlichen Zusammenkünfte auf dem Land sind die vielen unterschiedlichen offiziellen Vereine, angefangen vom Hasenzüchterverein über den Krieger- und Soldatenverein, den Gartenbauenverein bis zum Katholischen Frauenbund. Die in Bayern beliebteste vereinsmäßige Personenansammlung ist natürlich allerorts die freiwillige Feuerwehr, quasi das Prestigeobjekt unter den Vereinen. Denn jeder Ort, der was auf sich hält, besteht auf sein eigenes Feuerwehrhaus samt Einsatzfahrzeug, auch wenn bereits im zwei Kilometer entfernten Nachbarort ein ebensolches anzutreffen ist. Die Größe des Feuerwehrhauses, die moderne Ausstattung und nicht zuletzt die Qualität der Einbauküche beziehungsweise der Zapfanlage im Feuerwehrhaus waren schon oft Ursache für Rivalitäten zwischen Nachbarortschaften, das heißt, ein Feuerwehrhäusl ist so etwas wie das Aushängeschild einer Gemeinde oder – etwas salopper formuliert – der gemauerte, zementierte Gemächtvergleich zwischen zwei Ortschaften. Aber bei aller Gaudi ziehe ich meinen imaginären Feuerwehrhelm vor den vielen Freiwilligen, die sich in ihrer freien Zeit für die Gemeinschaft engagieren und – gerade auch in unserer Gemeinde – viele schreckliche Unfälle gesehen haben und nicht selten dazu gezwungen waren, einen guten Freund oder einen Verwandten schwer verletzt oder tot aus einem Autowrack zu bergen. Und seit ich mich an der Seite von Christian Springer für seinen Verein »Orienthelfer« für syrische Flüchtlinge einsetze, stelle ich fest, dass die freiwilligen Feuerwehrler in Bayern zu den engagiertesten, unkonventionellsten und großzügigsten Helfern gehören, die man sich wünschen kann.
    Zu den Vereinen zählen natürlich auch alle Sorten von Sportvereinen, wobei die mitgliederstärksten und somit auch die beliebtesten immer noch die Fußball- und die Schützenvereine sein dürften. Beides war (und ist auch heute noch) eine reine Männerdomäne. Gut, bei den Schützenvereinen gibt es einige recht erfolgreiche Schützinnen, dennoch beschränkt sich die weibliche Beteiligung in der Regel auf das Tragen des farblich und stilistisch fragwürdigen Vereinsdirndls bei Fahnenweihen, Vereinsjubiläen oder ähnlichen Festivitäten.
    Im Bereich Fußball gibt es zwar bei uns auf dem Land diverse Frauenmannschaften – recht erfolgreiche sogar –, aber generell sehen es Eltern wohl lieber, wenn ihre Tochter ins Ballett, zum Klavierunterricht oder zur Hip-Hop-Tanzgruppe geht oder sich eine Zeit lang die Welt vom Rücken eines Gauls anschaut, als wenn ihr Töchterlein auf dem Bolzplatz auf- und abhechelt.
    Ehrlich gesagt, kann ich das gut verstehen. Nennen Sie mich reaktionär, aber: Mir persönlich hat sich der Reiz von Frauenfußball noch nicht

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