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Man tut, was man kann (German Edition)

Man tut, was man kann (German Edition)

Titel: Man tut, was man kann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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gerne.»
    Sie freut sich. «Fein, ich bin die Katja.»
    «Freut mich, Katja.»
    Wir stoßen an, im gleichen Moment klingelt mein Handy. Für einen kurzen Moment habe ich die Hoffnung, es könnte Kathrin sein, absurde Idee, denke ich im nächsten Augenblick.
    Es ist Günther. Er war mit Iggy essen und braucht nun dringend ein paar Ratschläge von mir. Und die braucht er sofort, denn sonst wird er sicher heute Nacht kein Auge zutun, was gesundheitlich bedenklich wäre, weil er schon die letzten zwei Nächte kein Auge zugetan hat. Die Anspannung vor dem Treffen mit Iggy war nämlich einfach zu groß.
    «Günther, ich weiß nicht, ob ich dir helfen kann, ich bin selbst ein bisschen angeschlagen.»
    «Verstehe», sagt Günther tieftraurig, «na ja …»
    Ein kurzes Schweigen.
    «Okay. Komm einfach vorbei», schlage ich vor, «hier sind noch ein paar andere Leute, wir können ja wenigstens was trinken.»
    «Gut», sagt Günther. «Bin in einer Minute da.»
    «In einer Minute?», frage ich erstaunt.
    «Ja», erwidert Günther kleinlaut, «ich steh schon vorm Haus.»

ODER SO
    Es dämmert. Günther und ich sind immer noch dabei, den Abend mit Iggy in seine Bestandteile zu zerlegen, und dabei schon vor Stunden auf der atomaren Ebene angekommen. Günther will wie üblich jede noch so kleine Gefühlsregung, jede winzige Irritation, jeden Seufzer analysiert wissen.
    Vor uns stehen die leeren Grand Cru Classés für meine Zweit- bis Fünftgeborenen. Außerdem eine fast leere Flasche Grappa, für die mein Weinhändler mir den heiligen Schwur abgenommen hat, sie frühestens in fünf Jahren zu öffnen. Es fehlen zwar noch vier Jahre, elf Monate und drei Wochen, aber die Welt ist eben nicht perfekt. Ich gieße Günther und mir den letzten Grappa ein.
    Schamski ist auf dem Stuhl eingenickt, wacht aber manchmal auf, um ein paar Wortfetzen von sich zu geben. Ich vermute, einen ganz ähnlichen Eindruck hat Molière vor seinem letzten Auftritt gemacht.
    Katja steht am Herd und versucht, ein Frühstück zuzubereiten. Es ist ihr offenbar entfallen, dass die Küchenschürze nur den vorderen Teil ihres Körpers bedeckt, aber ich weiß ja sowieso, wie sie nackt aussieht, und Günther ist angetrunken und vollauf mit Iggy beschäftigt, ihm ist deshalb gar nicht aufgefallen, dass Katja rückseitig unbekleidet ist.
    Gerade sind Günther und ich an einem kniffligen Punkt angelangt. Es geht um Iggys Satz «Eigentlich mag ich ja keine Männer mit Vollbart», den ich so verstehe, dass Iggy Günther definitiv mag, und zwar trotz seines Vollbartes. Günther hingegen vermutet, Iggys Äußerung wäre ein dezenter Hinweis darauf, dass nur dann etwas aus den beiden werden könnte, wenn Günther sich den Bart abnähme.
    Zwar rede ich auf Günther ein mit der Engelsgeduld eines ligurischen Eseltreibers, der gerade versucht, sein störrischstes Exemplar in den Stall zu lotsen, kann aber trotzdem nicht verhindern, dass Günther sich schließlich entschlossen erhebt, um mit leichter Schlagseite zu verkünden: «Der Bart kommt ab. Und zwar sofort.»
    Weil ich befürchte, dass er sich in seinem aktuellen Zustand nicht nur den Bart, sonden auch den Kopf abschneidet, versuche ich, Günther noch umzustimmen, aber der wischt meine Bedenken mit einer Handbewegung fort und torkelt in Richtung Gäste-WC.
    «Frühstück ist gleich fertig», flötet Katja.
    «Ich geh mal kurz duschen», erwidere ich und kippe meinen Grappa.
    Zwanzig Minuten später fühle ich mich exakt wie vorher, nur geduscht. In der Küche ist die Stimmung entspannt. Schamskis Zeit ist wohl doch noch nicht gekommen, er ist bei Bewusstsein und kultiviert seine vornehme Blässe mit einem mehrstöckigen Espresso und einer filterlosen Zigarette.
    Katja hat Eier mit Speck gemacht. Man kann zwar die Eier nicht vom Speck unterscheiden, aber trotzdem würde ich dieses Frühstück jetzt nicht mal gegen den Brunch im Ritz-Carlton tauschen.
    «Wo ist denn Günther?», frage ich und setze Wasser auf.
    «War der nicht bei dir?», erwidert Katja.
    Nein, Katja, Günther war nicht bei mir. Wir haben weder zusammen geduscht noch uns dabei gegenseitig rasiert.
    Ich habe die schlimme Befürchtung, dass Günthers Rasurpläne schiefgegangen sind. Wahrscheinlich wimmelt es in meiner Wohnung gleich von Polizisten, diewissenwollen, wie es möglich war, dass ein Mann sich mit einem Einwegrasierer in Stücke schnitt. Deshalb beschließe ich, rasch mal nach Günther zu sehen, doch in diesem Moment erscheint er im

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