Man tut, was man kann (German Edition)
steckt das Foto weg, nicht ohne einen kurzen, verliebten Blick darauf zu werfen.
Das war’s also. Schluss, aus und vorbei. Unübersehbar, dass Kathrin jetzt gerne gehen würde, und zwar auf der Stelle. Sie hat hier nichts mehr verloren und wird nur aus Gründen des Anstandes das folgende Essen über sich ergehen lassen.
«Hör mal, wenn du gehen musst, dann ist das kein Problem», sage ich.
Kathrin blickt mich an. «Und was ist mit dem Essen?» Es ist ein halbherziges Bedauern, das hört man deutlich.
«Geh schon», sage ich. «Ihr müsst sicher noch eine Menge vorbereiten. Außerdem sollten frisch Verliebte jede freie Minute zusammen verbringen.»
Sie lächelt, springt auf, drückt mir einen Kuss auf den Mund und ist binnen weniger Sekunden aus dem Fillippos verschwunden. Und damit auch aus meinem Leben. Das ging schnell, denke ich.
Ich sehe nach, ob ich Zigaretten dabeihabe. Natürlich nicht, ich will es mir ja abgewöhnen. Fühlt sich nicht besonders gut an, gerade von einem Glatzkopf mit Segelohren, der obendrein ein Bein nachzieht, ausgestochen worden zu sein.
Fillippo erscheint, hat wohl mitbekommen, dass Kathrin gegangen ist. «Was ist mit der Dame, kommt die wieder?»
Ich schüttle den Kopf.
«Oh, das tut mir wirklich leid.»
Ich zucke mit den Schultern. «Schon gut. Vielleicht möchten Sie ja mit mir essen?»
Fillippo bedauert, aber er hat gleich noch eine Verabredung mit einem «sehr schönen Mann aus Apulien».
Ich ordere Zigaretten und eine Flasche Wein, um zu begießen, dass ich mir zur Abrundung des Abends gerade noch rasch einen Korb von einer sizilianischen Fummeltrine geholt habe.
Es ist spät, als ich nach Hause komme. In der Küche brennt Licht, leise Geräusche dringen in den Flur, was mich daran erinnert, dass Schamski bei mir zu Gast ist. Das trifft sich gut, ich werde mit ihm noch ein paar Schnäpse kippen und mich danach in den Schlaf weinen.
«’n Abend», sage ich, als ich in die Küche komme.
Katja Riebinger, Schamskis Sekretärin, steht am Kühlschrank, schreckt auf und lässt die Tür ins Schloss fallen. «Guten Abend, Herr Dr. Schuberth», erwidert sie mit einem leicht verkrampften Lächeln.
Frau Riebinger ist splitternackt, hat aber momentan womöglich die vage Hoffnung, ich könnte es noch nicht bemerkt haben. Höflich, wie ich bin, spiele ich mit.
«Kann ich Ihnen vielleicht helfen?»
«Ich habe nur etwas zu trinken gesucht», erwidert Frau Riebinger und spielt leicht nervös unterhalb ihres Busens mit dem Saum ihrer nicht vorhandenen Bluse.
«Alkoholisch oder nichtalkoholisch?», frage ich.
«Ein Wasser würde mir reichen.»
«Kommt sofort», sage ich und wende mich meiner kleinen Vorratskammer zu. «Ich habe aber leider kein gekühltes.»
«Das macht nichts», sagt sie.
Ich halte mich ein wenig länger als nötig in der Vorratskammer auf, um Frau Riebinger die Möglichkeit zu geben, mit einem «Entschuldigen Sie mich kurz» zu verschwinden und einen Bademantel zu organisieren.
Frau Riebinger tut jedoch nichts dergleichen.
Als ich mich ihr wieder zuwende, hat sie sich die grüne Küchenschürze, die immer neben dem Kühlschrank hängt, umgebunden. Solange Frau Riebinger sich nicht umdreht, ist die Schürze ziemlich kleidsam.
«Aber bitte, setzen Sie sich doch», sage ich freundlich, und Frau Riebinger nimmt am Küchentisch Platz. Ich reiche ihr das Wasser, halte eine Flasche Wein fragend in die Höhe, und Frau Riebinger bedeutet mir, dass sie vielleicht dann doch ein winziges Schlückchen mittrinken würde. Ich gieße uns ein, wir prosten uns zu. Sie lächelt, nippt an ihrem Wein.
«Nett haben Sie es hier.»
«Danke sehr.»
«Leben Sie allein in dieser riesigen Wohnung?»
Manchmal sind ein Arbeitskollege und eine nackte Frau da, denke ich, nicke aber schlicht.
Das Geräusch einer Tür, die geöffnet und wieder geschlossen wird, ist zu hören, dann Schritte im Flur, schließlich betritt Schamski die Küche. Er trägt einen viel zu kleinen Morgenmantel, offenbar den von Frau Riebinger, blinzelt, setzt sich wortlos an den Tisch und gießt sich Wein ein. Er nimmt einen Schluck, schmeckt dem guten Tropfen nach und ist zufrieden.
«Ihr habt euch schon bekannt gemacht, oder?», fragt Schamski.
Ich nicke. «Wir waren gerade dabei.»
Frau Riebinger nickt ebenfalls. «Herr Dr. Schuberth und ich kennen uns ja auch aus dem Büro», ergänzt sie.
«Ich glaube, du kannst Paul zu ihm sagen», nuschelt Schamski.
Ich nicke ihr aufmunternd zu. «Aber klar,
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