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Man tut, was man kann (German Edition)

Man tut, was man kann (German Edition)

Titel: Man tut, was man kann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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lege einen Geldschein auf den Tisch und sehe dabei ein leichtes Erstaunen in Bronkos Gesicht. «Ich muss mich noch bei ihr entschuldigen», erkläre ich, aber das Erstaunen in Bronkos Gesicht wird nicht kleiner. «Ich habe gedacht, sie würde mich für einen Alkoholiker halten», versuche ich die Sache zu erhellen, im selben Moment ist mir jedoch klar, dass ich gerade hart daran arbeite, auch von Bronko für einen Alkoholiker gehalten zu werden.
    «Verstehe», sagt er, versteht natürlich überhaupt nichts, nimmt den Geldschein und erhebt sich.
    Mein Telefon klingelt. Frau Hoffmann erklärt mir betont sachlich, meine Tochter sei am Telefon. Für einen Moment habe ich die Befürchtung, ein Treffen verschusselt zu haben.
    «Hi, Sophie.»
    «Hallo, Paul.»
    «Was liegt an?»
    «Och, nichts Besonderes. Ich wollte dich nur fragen, ob du vielleicht morgen zum Essen kommen willst.»
    Die Tatsache, dass gewöhnlich Lisa mich einlädt, und der Umstand, dass Sophie sich bemüht, die Einladung so nebensächlich wie möglich klingen zu lassen, zeigen mir, dass durchaus etwas Besonderes anliegt. Aber das möchte sie offenbar nicht am Telefon besprechen.
    «Gerne», sage ich also knapp, «soll ich so gegen halb acht bei euch sein?»
    «Das wäre super», erwidert Sophie.
    «Kann ich mir Wein mitbringen? Und ’n Steak?»
    Ich spüre, dass sie lächeln muss.
    «Versuch’s einfach», sagt sie leichthin.
    Gegen Mittag stattet mir Günther einen Kurzbesuch ab. Da ich sein bester Freund bin, wie er betont, soll ich ihm einen Rat geben. Die Freundin eines Bekannten ist nämlich Maskenbildnerin und hat Günthers Bart rekonstruiert. Günther sitzt also vor mir, hat sich als Günther verkleidet und will wissen, ob er an das Original heranreicht. Ich kann es nicht fassen.
    «Wieso? Ist doch ’ne gute Idee», wirbt Günther für seinen tollen Plan.
    «Ach ja? Stell dir vor, ihr habt Sex, und am nächsten Morgen liegt dein falscher Bart zwischen euch. Was willst du ihr dann sagen? Dass du als Komparse beim Film arbeitest oder dass du von Interpol gejagt wirst?»
    Günther zieht die Schultern hoch. «Deswegen will ich ja von dir wissen, was ich machen soll.»
    «Günther! Jeden Tag rasieren sich auf der Welt Milliarden Leute. Du hast das heute Morgen auch getan. Da ist nichts dabei.»
    «Aber was, wenn Iggy mich ohne Bart nicht mag?», fragt Günther sorgenvoll, und ich glaube zu beobachten, dass sich ein kleines Stück seines falschen Flaums am Ohr ablöst.
    «Vielleicht mag sie den Bart, vielleicht mag sie ihn nicht», erwidere ich genervt, «vielleicht scheitert eure Beziehung aber auch an deiner Unterhose, an ihren sexuellen Vorlieben, an deinem Aftershave oder der Tatsache, dass morgen die gesamte Menschheit durch einen Meteoriteneinschlag ausgelöscht wird. Ich weiß es nicht! Hör endlich mal auf, dauernd überall Risiken zu sehen! Du bist ja schlimmer als meine Mutter. Und die ist schon Weltspitze im Risikensehen.»
    Günther seufzt. «Ja, du hast ja recht. Ich mache mir immer zu viele Sorgen. Aber ich will halt, dass das mit Iggy und mir klappt.»
    «Verstehe ich ja auch», sage ich versöhnlich, «nur, man muss auch manchmal was riskieren, es gibt keine hundertprozentige Sicherheit.»
    Günther nickt, und ich habe die leise Hoffnung, dass er gerade eine tiefe Einsicht gewonnen hat. Ich, sein bester Freund, habe ihn vielleicht einem angstfreien Leben nähergebracht. Leider wird meine Hoffnung im nächsten Moment zunichtegemacht, weil Günther mich ansieht und fragt: «Und?»
    «Und was?», erwidere ich leicht perplex.
    «Na, was soll ich jetzt machen? Lieber mit oder lieber ohne Bart?»
    Das ist der Moment, in dem ich die Kontrolle verliere. Ich hechte über den Schreibtisch und strecke die Hand nach Günthers Bart aus, erreiche ihn aber nicht ganz. «Her mit dem Bart!», presse ich hervor, vermutlich mit blutunterlaufenen Augen.
    Günther sieht mich angstvoll an. «Meinst du wirklich?»
    «Her mit dem Bart!»
    Er reckt das Gesicht ein wenig vor, aber ich bekomme den Bart immer noch nicht ganz zu fassen. «Los! Her damit! Her damit!», belle ich.
    Günther beugt sich noch ein paar Zentimeter vor, und jetzt erwische ich tatsächlich die lose Ecke seiner angeklebten Männlichkeit.
    Das Geräusch des Reißens und Günthers Gebrüll übertönen offenbar das Klopfen. Jedenfalls steht plötzlich Frau Hoffmann in meinem Büro, sieht den rotgesichtigen Günther und mich mit einem Fetzen Haare in der Hand.
    Wenngleich Frau Hoffmann in ihrer

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