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Man tut, was man kann (German Edition)

Man tut, was man kann (German Edition)

Titel: Man tut, was man kann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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Grappa in der anderen Hand, derweil er in der Küche auf und ab geht und aussieht wie ein versoffener Vorsokratiker, der meinen Bademantel geklaut hat.
    «Willst du sie heiraten?», fragt Schamski plötzlich, hält inne und sieht Günther an.
    Der überlegt nicht lange, nickt und fragt: «Ja, schon, aber ist es nicht ein etwas unpassender Zeitpunkt, Iggy zu fragen, ob sie meine Frau werden möchte, wenn sie mich im Moment nicht sehen will?»
    Schamski nickt bedächtig, setzt seinen kleinen Spaziergang fort. «Einerseits ja, andererseits nein. Wenn du ihr zeigen willst, was sie dir bedeutet, dann kannst du das am besten mit einem Heiratsantrag machen.»
    «Verstehe», sagt Günther. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, würde ich aber nicht unbedingt darauf wetten, dass er Schamskis Ausführungen auch wirklich verstanden hat.
    «Du musst dir allerdings einen besonders romantischen Heiratsantrag einfallen lassen. Je romantischer, desto besser», erklärt Schamski.
    Günther sieht mich fragend an. Ich zucke mit den Schultern. Keine Ahnung, was Professor Dr.   Dr.   Dr.   Schamski im Schilde führt.
    «Ich kann dir dabei nicht helfen», sagt Schamski feierlich. «Niemand kann dir dabei helfen. Du musst ganz allein entscheiden, was du tun willst. So sind die Regeln.»
    «Welche Regeln?», fragt Günther verdutzt, und mich interessiert es ebenfalls brennend, welchen unumstößlichen Regeln der allwissende Schamski jüngst für das Machen von Heiratsanträgen aufgestellt hat.
    «Sie heiraten zu wollen ist die eine Sache», erläutert Schamski im überlegten Tonfall eines altehrwürdigen Professors. «Die andere ist, sie davon auch zu überzeugen. Sie muss spüren, dass du es ernst meinst, und das geht nur, wenn du ihr einen persönlichen Antrag machst, also einen Antrag, den nur du ihr machen kannst. Nur du und niemand sonst auf der Welt.»
    Günther grübelt, während ich mich frage, ob Schamski nicht gerade ein wenig übers Ziel hinausschießt. Es gibt genug passable Ehen, die geschlossen wurden, weil ein Mann mit einem Ring vor einer Frau in die Knie ging. Da ist es vielleicht dann doch ein bisschen viel verlangt, ausgerechnet von Günther den ultimativen Heiratsantrag zu erwarten.
    Im nächsten Moment sehe ich, dass es für eine Intervention meinerseits bereits zu spät ist. Schamski hat Günthers empfindliches Seelenleben gründlich durcheinandergebracht. Günther stiert vor sich hin, offenbar arbeitet sein Gehirn schon fieberhaft am romantischsten Heiratsantrag der Weltgeschichte.
    Ich werfe Schamski einen Blick zu. Schamski realisiert erst jetzt, was er angerichtet hat, und zuckt etwas ratlos mit den Schultern.
    «Was Guido wohl zu sagen versucht …», beginne ich, um Günther ins Leben zurückzuholen, aber der unterbricht mich.
    «Einen Antrag, den nur ich machen kann», murmelt Günther und erinnert mich an eine Figur aus «Einer flog übers Kuckucksnest». «Den nur ich machen kann», wiederholt er und flüstert dann dezidiert erneut: «Den nur ich machen kann.»
    Es jagt mir einen Schauer über den Rücken, Schamski und ich tauschen einen bangen Blick. Er zieht eine neue Zigarette aus meinem Bademantel, zündet sie mit der alten an, macht ein sorgenvolles Gesicht und setzt seinen kleinen Spaziergang durch meine Küche fort. In diesem Moment erscheint Bronko in der Tür. Er ist gerade aufgewacht. Sein langes Haar ist zerzaust, sein Blick flattert umher. Er sagt keinen Ton.
    Ich sehe zu Günther, dessen Blick zu Boden gerichtet ist und seltsam leer wirkt. Dann sehe ich zu Schamski, der mit gerunzelter Stirn die Küchenzeile entlangflaniert. Schließlich betrachte ich Bronko, der immer noch dort verharrt, wo er gerade erschienen ist, die Haare wirr, der Blick fahrig.
    Jemand, der jetzt in meine Küche käme, würde wahrscheinlich vermuten, dass er sich in die Kantine des Orakels von Delphi verlaufen hätte.

TENGO LA CAMISA NEGRA
    Ich habe gerade zum ersten Mal mit Biggi geschlafen. Sie hat einen schönen Körper, aber leider auch goldene Satinbettwäsche. Anfänglich wurde ich deshalb das Gefühl nicht los, mich in einem sehr geschmacklosen Puff zu befinden. Ich entspannte mich aber etwas, als ich mir vorstellte, Marc Anton zu sein, der gerade mit Kleopatra vögelt. Diese Vorstellung passte nebenbei nicht nur recht gut zur Bettwäsche, sondern auch zu den großen schwarzen Katzenfiguren links und rechts des Bettes. Da es sich obendrein um ein Wasserbett handelte, imaginierte ich noch rasch eine

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