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Man tut, was man kann (German Edition)

Man tut, was man kann (German Edition)

Titel: Man tut, was man kann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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sehr, sehr haarscharf an der Grenze.»
    Sehr gut, denke ich und sage: «Haarscharf reicht mir.»
    «Ich habe sehr, sehr haarscharf gesagt», verbessert mich Bronko.
    Ich bin früh dran, setze mich deshalb in einen Sessel und sehe Bronko eine Weile beim Zappen zu.
    «Was machst du eigentlich heute Abend?», frage ich, weil mir einfällt, dass Schamski und Maike unterwegs sind und Günther am Tag seines Heiratsantrags zu Iggy gezogen ist.
    «Fernsehen», antwortet Bronko und hört dabei nicht auf, unmotiviert auf der Fernbedienung herumzudrücken und ohne erkennbaren Sinn Bilderschnipsel aneinanderzureihen.
    «Aha», konstatiere ich.
    Bronko hat den Unterton durchaus bemerkt. «Was?»
    «Ist das schon fernsehen?», frage ich mit Blick auf Bronkos aktuelle Tätigkeit.
    Bronko lässt die Fernbedienung sinken, sein Zielauge fixiert mich. «Hast du möglicherweise irgendwas auf dem Herzen, Paul?»
    «Ich dachte nur, du wärst vielleicht allein, oder so.»
    «Bin ich nicht, Fred ist ja noch da», erwidert Bronko.
    «Aber der ist gewöhnlich nicht sehr gesprächig, außerdem beißt er dich manchmal.»
    «Worauf willst du hinaus, Paul?»
    Ich zucke mit den Schultern. «Keine Ahnung. Ist es okay für dich, allein zu sein?»
    Bronko wirkt amüsiert. «Falls es für mich nicht okay ist, würdest du mich dann alternativ zu deinem Rendezvous mitnehmen?»
    «Auf keinen Fall», erwidere ich wie aus der Pistole geschossen.
    «Könnte ja schließlich auch sein, dass ich gleich depressiv werde», setzt Bronko nach.
    «Mir schnurz», entgegne ich leichthin.
    «Vielleicht werde ich mir später sogar das Leben nehmen.»
    Ich erhebe mich rasch. «Ich muss los, Bronko, schönen Abend noch. Denk dran, dass du mit Fred rausgehst, bevor du dir das Leben nimmst.»
    Bronko konzentriert sich wieder aufs Zappen.«KeineSorge, es besteht immerhin noch die Möglichkeit, dass einer dieser Millionen Sender heute ein Programm ausstrahlt, das mich vom Äußersten abhält.»
    Iris hat das Fillippos vorgeschlagen. Seit dem letzten Abend mit Kathrin war ich nicht mehr dort. Ich nehme mir vor, künftig wieder häufiger hinzugehen. Das Essen und die Weine sind ausgezeichnet, und selbst wenn der Laden voll ist, fühlt man sich relativ ungestört. Ich werte Iris’ Wahl deshalb auch als gutes Zeichen.
    Diesmal bin ich pünktlich, treffe sogar ein wenig früher vor dem Lokal ein, das leider weder belebt noch beleuchtet ist. Das Fillippos hat heute geschlossen, aus «fämilieren Gründen», wie ein Zettel an der Tür erklärt.
    Ich setze mich auf die Eingangsstufen, suche nach Zigaretten und stelle fest, dass ich niemals Zigaretten bei mir habe, wenn ich welche brauche, weil ich mir ja das Rauchen eigentlich abgewöhnen will. Mit dieser Taktik gehe ich mir inzwischen wahnsinnig auf die Nüsse.
    Iris erscheint. Sie kommt also auch ein paar Minuten früher. Ich werte auch das als gutes Zeichen. Im selben Moment fällt mir ein, dass ich Günther dafür verachtet habe, bei seinen Rendezvous dauernd lauter Zeichen zu sehen. Ich werde mich jetzt also darauf konzentrieren, nicht alles auf die Goldwaage zu legen.
    «Hi.» Sie lächelt ihr famoses Lächeln.
    «Hallo.» Mein beautytechnisch auf Hochglanz poliertes Gesicht lächelt ebenfalls.
    «Ist heute geschlossen?» Sie wirkt einen Moment irritiert, bemerkt dann den entsprechenden Hinweis.
    «Sieht so aus», sage ich und erhebe mich.
    Sie registriert jetzt, dass mein Äußeres an den britischen Botschafter erinnert. Sie hat nach dem Job offenbar lediglich andere Schuhe angezogen. Ansonsten trägt sie Jeans und Pullover, sieht damit aber wesentlich attraktiver aus als ich nach einem mehrstündigen Beauty-Programm, wie es sonst nur Hollywoodstars verpasst bekommen. Ich überlege, wie ich erklären kann, dass ich mich so aufgebrezelt habe, mir fällt aber keine plausible Lüge ein.
    «Ich hab einen Nebenjob als britischer Botschafter angenommen», sage ich. «Heute war mein erster Tag.»
    Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. «Als Botschafter kennt man sicher alle guten Restaurants in der Stadt, oder?»
    Ich schüttele bedauernd den Kopf. «Wie gesagt, es war mein erster Tag. Außerdem ist es ja nur ein Nebenjob.»
    Wieder lächelt sie und sieht mir dabei direkt in die Augen. Fühlt sich an, als würde sie mich gleich zum Schmelzen bringen. Glücklicherweise kann ich meinen Blick gerade noch rechtzeitig abwenden, bevor mein Schmelzpunkt erreicht ist.
    Auf ihrer Stirn bildet sich ein kleines Fältchen, während sie

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