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Man tut, was man kann (German Edition)

Man tut, was man kann (German Edition)

Titel: Man tut, was man kann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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hektisch.
    «Und einen Ring und einen Blumenstrauß braucht er trotzdem», ergänze ich, werfe einen Schein auf den Tisch und bin ebenfalls bereits im Aufbruch begriffen.
    «Wir nehmen meinen Wagen», sage ich in höchster Eile. «Bode und wir passen nicht zusammen in deinen Porsche.»
    «Nix da», ruft Schamski und ist schon an der Tür. «Das hier ist ’n Notfall. Da fahr ich immer selbst.»
    Wir parken direkt vor meinem Haus, genau dort, wo gerade eine Politesse ihrem Tagwerk nachgeht.
    «Das gibt ’n Knöllchen», ruft sie Schamski hinterher.
    «Ist okay», antwortet der und meint wohl, da er gerade angetrunken, viel zu schnell und ohne gültigen Führerschein gefahren ist, sei ein Knöllchen eine absolut vertretbare Strafe.
    Als wir in die Wohnung hechten, sitzt Günther unbeweglich auf dem Sofa und zappt durch die Programme. Auf fast allen Kanälen wird über sein Husarenstück berichtet. Günther ist frisch geduscht und trägt modische Klamotten. Sein Bart ist nachgewachsen, aber nicht mehr ganz so lang wie vor seiner letzten Rasur, er sieht jetzt eigentlich ziemlich gut aus. Zu Günthers Rechten liegt ein Blumenstrauß, auf dem Couchtisch steht ein aufgeklapptes Etui mit einem schönen, aber dezenten Ring.
    «Hi», sagt Günther. Schamski und ich tauschen einen Blick. Kein Grund zur Aufregung, alles in bester Ordnung, Iggy kann kommen.
    Schamski lässt sich in einen Sessel fallen. «Wie zur Hölle hast du es geschafft, das Internet abzustellen?»
    Günther sieht hoch. «Das kann ich dir nicht so schnell erklären. Das ist ziemlich kompliziert.»
    «Dir ist aber schon klar, dass du mit deinen Fähigkeiten auch Milliardär werden oder die Weltherrschaft an dich reißen könntest, oder?», frage ich.
    Günther zuckt mit den Schultern. «Ich will weder Milliardär werden noch die Weltherrschaft an mich reißen. Alles, was ich will, is’ Iggy.»
    «Günther, das war die schönste Liebeserklärung, die ich je gehört habe», sage ich. «Du musst sie nur nicht mir und Schamski machen, sondern der Frau deines Herzens.»
    Günther sitzt da mit hängenden Schultern. «Glaubt ihr, dass Iggy überhaupt was von der Aktion mitbekommt?»
    Schamski blickt leicht genervt gen Decke.
    «Sagen wir so, wenn sie sich in diesem Land aufhält und nicht zufällig im Koma liegt, dann sind die Chancen sehr groß.»
    «Hab ich gecheckt», sagt Günther nebenbei. «Sie ist da, und es geht ihr gut.»
    Er zappt durch die Programme und landet bei einem Boulevardmagazin, das gerade Dutzende Frauen vorstellt, die Günther heiraten wollen, ohne ihn zu kennen.
    «Na ja», sagt Günther, schaltet das Gerät ab und sieht zu Schamski, «jedenfalls habe ich ihr einen Heiratsantrag gemacht, den nur ich ihr machen konnte. Zufrieden?»
    Schamski nickt anerkennend, in diesem Moment klingelt es an der Tür.
    «Wenn das Iggy ist, ich bin nicht da», sagt Günther in wilder Panik.
    «Und ob du da bist», erwidert Schamski, während ich bestätigend nicke und zur Tür gehe.
    Es ist Iggy. «Weißt du, wo Günther ist?»
    Schamski hat Günther in der Mitte des Wohnzimmers positioniert, in der einen Hand die Blumen, in der anderen den Ring. Ich manövriere nun gerade Iggy in den Raum, indem ich sie vorsichtig an den Schultern durch die Tür schiebe. Irgendwie erinnert mich die Situation an Marionettentheater.
«Hi», sagt Günther.
«Hi», erwidert Iggy.
    Dann passiert eine erstaunlich lange Weile gar nichts.
    Iggy und Günther sehen sich einfach nur an.
    Schließlich streckt Günther vorsichtig seine Arme aus, macht einen kleinen Schritt in Richtung Iggy, und plötzlich stürzen die beiden aufeinander zu und fallen sich in die Arme.
    «Ja, ich will dich heiraten», haucht Iggy unter Tränen, und Günther drückt sie einfach nur an sich.
    Ich bedeute Schamski mit einem Kopfnicken, dass wir uns jetzt schleunigst aus dem Staub machen sollten.
     
    Kurze Zeit später sind wir wieder auf dem Weg zum Verlag. Schamski hat das Dach geöffnet, ein paar Sonnenstrahlen lassen sich blicken, der Fahrtwind ist kalt, tut aber gut. Schöner Tag, irgendwie. Ich pfeife einen Evergreen, treffe allerdings nur wenige Töne. Irgendwann pfeift Schamski falsch mit und gibt seinem Porsche die Sporen.
    «Denken Sie an den Termin mit Dr.   Raakers», flötet Frau Hoffmann kurz vor Feierabend und ist im Begriff, sich ihren Mantel überzuziehen.
    «Wann denn?», frage ich.
    «Heute Abend. Er wollte sich mit Ihnen auf ein Glas Wein treffen.»
    «Und da hab ich zugesagt?»
    Sie

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