Man tut, was man kann (German Edition)
gemacht.»
«Verstehe», sage ich, verstehe aber immer noch nicht, was sie mir damit sagen will, und stecke die Probepackung ein.
Iris schließt die Heckklappe, lässt die Schlösser zuschnappen, das Licht erlischt langsam. Im Halbdunkel sehe ich ihre Augen.
«Okay», sagt sie und wirkt nun sehr ernst. «Dieses Angebot ist einmalig, und es gilt nur für heute Nacht. Und du musst dich jetzt sofort entscheiden, ob du dieses eine Mal, und nur dieses eine Mal, mit mir schlafen willst.»
HÖR ZU
«Du hast … was getan?», fragt Schamski völlig fassungslos.
Wir sitzen bei einem späten Frühstück. Es ist Samstag, Schamski trägt wieder mal meinen Morgenmantel, den er inzwischen behalten kann, weil schon mehrere Brandlöcher drin sind. Bronko hat ein formidables Frühstück aufgetischt. Ich vermute, Einsamkeit und sexuelle Frustration werden auch ihn, wie so viele Zeitgenossen, in ein Dasein als Hobbykoch treiben.
«Sag mir, dass das ein Witz ist», bittet Schamski, und es klingt ehrlich.
Ich schüttele den Kopf. «Kein Witz. Ich hab nein gesagt. Und ich habe tatsächlich nicht mit ihr geschlafen.»
«Aber warum nicht?», fragt Schamski mit leiser Verzweiflung.
«Was weiß ich? Warum wolltest du es mit Maike am ersten Abend nicht überstürzen?»
«Weil ich kein eindeutiges Signal von ihr bekommen hatte», entgegnet Schamski. «Als sie mir dann gesimst hat, dass sie im Hotel auf mich wartet und nichts als ihren Lippenstift trägt, da habe ich keine drei Minuten gebraucht, um zu ihr zu kommen.»
«Hat sie das wirklich so gesimst?», fragt Bronko respektvoll.
Schamski denkt einen Moment nach, wiegt dann unschlüssig den Kopf hin und her. «Eigentlich hat sie nur gesimst, dass sie auf mich wartet, der Rest war Interpretation meinerseits, hat sich aber vor Ort bewahrheitet.»
Bronko nickt anerkennend und nippt an seinem grünen Tee.
«Hast du denn wenigstens eine Vermutung, warum du nicht mit ihr geschlafen hast?» Schamski hat jetzt den Tonfall eines amerikanischen Top-Staatsanwalts, der sich die unfassbaren Taten des Angeklagten beim besten Willen nicht erklären kann.
«Tja», sage ich etwas ratlos und überlege selbst, was wohl der entscheidende Grund war, Iris gestern Abend allein in ihre Wohnung gehen zu lassen. War es ein Akt der Vernunft, oder hatte ich schlicht Angst?
«Ich denke, ehrenhafte Gründe kann ich schon mal ausschließen», sage ich nach einer kurzen Weile.
«Ich versteh es nicht», murmelt Schamski und spricht wohl mehr zu sich selbst. «Ich verstehe es einfach nicht.»
«Ist doch nicht so kompliziert», mischt sich Bronko ein. «Wenn du nur ein einziges Mal mit einer Frau schlafen kannst, dann musst du dir sehr gut überlegen, ob es für dein Seelenheil besser sein könnte, es nicht zu tun.»
Ich stutze, dann bin ich überzeugt davon, dass Bronko den Nagel auf den Kopf getroffen hat. «Exakt das ist es.»
«Schon klar», sagt Schamski. «Allerdings wird die Chance, mit dieser Frau ein zweites Mal zu schlafen, nicht gerade größer, wenn man das erste Mal einfach weglässt.»
Da hat Schamski auch wieder recht. Ich weiß ja selbst nicht, ob ich das Richtige getan habe. Womöglich trauere ich nun ewig dieser verpassten Gelegenheit hinterher, was mich über die nächsten Jahre in eine irreparable Bindungsunfähigkeit treiben wird. Mein Leben werde ich demgemäß als einsamer und verbitterter Mann beschließen, den man erst Wochen nach seinem Tod neben der Leiche seines Wellensittichs finden wird.
«Es wird schon nicht so schlimm werden», sagt Bronko, der offenbar gerade meine Gedanken erraten hat. Ein zwiespältiger Trost, wenn ich mir vergegenwärtige, dass Bronko momentan aus Liebesgründen als Eremit lebt.
Es klingelt. Günther ist da. Er will eigentlich nur kurz vorbeikommen, um uns die Einladungen für seine Hochzeit zu bringen, lässt sich dann aber doch zu einem Kaffee überreden.
«Ihr feiert also im Pan Tao», sagt Schamski leicht schockiert, derweil er die Karte mustert. Ich greife nach dem Papier, blicke darauf. Schamski und ich tauschen einen bangen Blick.
«Ja, genau», sagt Günther. «Iggy findet das zwar nicht so toll, weil ihre Freundinnen, also besonders die beiden anderen Besitzerinnen vom Pan Tao, dann an diesem Abend arbeiten müssen. Aber leider geht es nicht anders, weil wir finanziell keine Alternative haben.»
Schamski und ich sehen uns an, wir denken offenbar dasselbe.
«Wie viele Leute kommen denn so?», frage ich scheinheilig.
«So zwanzig,
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