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Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Warman
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allerersten Wochenende. Anschließend seid ihr einfach aufgetaucht und am Morgen wieder gegangen.
    Ich habe dir das nie erzählt«, fährt sie fort, »aber erinnerst du dich noch an das letzte Wochenende, als du betrunken warst und dich in meinem Wohnzimmer übergeben hast? Du hast geradewegs auf den Orientteppich gekotzt. Und auch da hast du nicht angeboten, den Schlamassel wieder in Ordnung zu bringen. Du bist einfach gegangen. Ich habe mir solche Sorgen gemacht, dass du nicht heil zu Hause ankommen würdest, weil du getrunken hattest, doch du hast versprochen, mir eine SMS zu schicken, sobald du angekommen bist. Natürlich hast du das nicht getan. Ich konnte dich erst am nächsten Abend wieder erreichen. Ich war außer mir vor Angst. Aber ich schätze, das weißt du alles. Die Sache, die ich dir nie erzählt habe, ist … dass der Läufer, auf den du gereihert hast, antik war. Meine Eltern haben ihn bei einer Auktion in Peking ersteigert. Er war mehrere zehntausend Dollar wert, und du hast ihn ruiniert. Du hast die ganze Nacht über Wodka mit Preiselbeersaft getrunken, bevor du zu Bier übergegangen bist, und das hat dich umgehauen. Wie auch immer, der Fleck war hellrot. Ich hab ihn nicht rausbekommen. Und als meine Eltern nach Hause kamen und sahen, was passiert war, nahm ich die ganze Schuld auf mich.«
    Sie atmet tief aus; vor ihrem Gesicht bildet sich ein Nebelwölkchen. »Ich habe ihnen nicht gesagt, was wirklich passiert ist, weil ich wusste, dass sie es deinen Eltern erzählen würden. Ich wusste, dass sie deine Eltern auffordern würden, für den Schaden aufzukommen, und ich hatte solche Angst …« Sie fängt an zu weinen. »… Ich hatte solche Angst, dass du dann nicht mehr meine Freundin hättest sein wollen, dass du und Josie, dass ihr euch gegen mich wendet, wenn ich euch in Schwierigkeiten bringe. Also bekam ich einen Monat Stubenarrest. Und jetzt hat mein Dad keinen Job mehr, und meine Eltern sind dabei, all ihre Antiquitäten zu verkaufen, bloß um unsere Hypothek zu bedienen. Eines Tages erzählte meine Mom mir, dass wir unser Haus drei Monate länger behalten könnten, wenn sich dieser Läufer noch verkaufen ließe. Ist das zu glauben?«
    Keine Frage, ich fühle mich schlecht wegen Caroline. Ich fühle mich schlecht, als ich höre, wie ich mich verhalten habe. Und ich finde es schrecklich, dass sie nicht den Mut aufbrachte, mir zu sagen, was mit ihren Eltern und dem Läufer ist. »Sie hätte sich den ganzen Ärger ersparen können«, sage ich zu Alex. »Das sollte sie eigentlich wissen. Meine Eltern wären für den Läufer aufgekommen.«
    »Bist du sicher?« Er sieht mich aufmerksam an. »Was ist mit Josie? Sie sagte, sie habe Angst davor gehabt, dass du und Josie … dass ihr euch gegen sie wendet.«
    »Ich weiß nicht, was sie damit meint. Josie ist ein guter Mensch. Sie ist einfach nur wahnsinnig gerne beliebt, das ist alles.«
    »Das denke ich auch«, pflichtet Alex mir bei, ohne dann weiter auf das Thema einzugehen.
    »Wie auch immer«, sagt Caroline und wischt sich über die Augen. »Es ist ja nicht so, als ob das jetzt noch eine Rolle spielen würde. Du bist tot, und meine Eltern werden ihr Haus vermutlich trotzdem verlieren, und Josie hat jedem in der Schule erzählt, dass mein Dad seinen Job verloren hat. Ich habe nicht einmal eine Verabredung für den Abschlussball. Josie geht mit Richie hin. Du bist vor ein paar Monaten gestorben, und er wurde erst vor einigen Wochen verhaftet, und deine Eltern lassen sie mit ihm ausgehen, als wäre nichts gewesen.« Sie schaudert. »Das ist schrecklich. Ohne dich ist irgendwie alles schrecklich.« Sie hält inne. »Aber als du noch lebtest, war es genauso schrecklich. Ich weiß, dass das verrückt klingt, doch schon Monate vor deinem Tod war es fast, als wäre da diese … diese Vorahnung gewesen, dass etwas Schlimmes passieren würde.«
    Sie hebt ihre Pompoms auf und schüttelt sie, um die Blätter abzuschütteln, die sich in dem Plastik verfangen haben. »Ich weiß nicht, warum, aber als ich Mera an jenem Morgen schreien hörte, da wusste ich, dass dir etwas Schlimmes zugestoßen ist. Ich wusste es einfach.«
    Dann neigt sie ihr Haupt, spricht ein gehetztes, leises Gebet und bekreuzigt sich mit einem Pompom. »Schon vor deinem Tod bist du zugrunde gegangen, Liz. Das konnte jeder sehen. Ich hoffe, dass es dir jetzt besser geht. Hier sind nach wie vor alle grässlich.«
    Caroline tritt ein paar Schritte zurück und schickt sich an davonzugehen. Doch

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