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Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Warman
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dicken schwarzen gebundenen Buch, von dem ich weiß, dass es hohl ist. Darin sind lauter abgewogene Tütchen Marihuana.
    Als sie das sieht, richtet sich Josie auf. »Wenn du das machst, gehe ich nach Hause.« Sie schüttelt den Kopf. »Damit komme ich nicht klar.«
    »Bleib einfach noch ein paar Minuten hier, während ich rauche.« Er zittert unmerklich und wendet ihr weiterhin den Rücken zu. »Momentan kann ich die Realität nicht ertragen. «
    »Aber irgendwann wirst du das tun müssen.« Josie schnieft. »Das müssen wir alle. Irgendwie.«
    Während Richie an seinem Schreibtisch sitzt und sich bedächtig einen Joint rollt, sagt Josie: »Hey. Willst du eine verrückte Geschichte hören? Über Liz?«
    Er sieht sie nicht an. »Ich wette, die kenne ich bereits, aber nur zu.«
    »Nein«, sagt sie, jetzt ganz aufgeregt. »Ich wette, die kennst du nicht. Du weißt ja, dass meine Mom an Übernatürliches glaubt, richtig?«
    »Ich weiß, dass sie ziemlich verdreht ist, stimmt.« Er wirft Josie einen flüchtigen Blick zu. »Genau wie du, Süße.«
    »Süße?« , kreische ich. Ich gehe durch den Raum zu Richie und lege meine Arme um seinen Hals. Ich drücke meine Wange gegen seine. Wieder kann ich ihn nicht wirklich fühlen, und er lässt nicht erkennen, dass er mich spürt. Aber ich merke, dass zwischen uns eine Verbindung besteht. Ich kann unseren Atem fühlen, im Einklang, und ich weiß, dass ein Teil von mir immer noch bei ihm ist.
    »Nun, vor einigen Jahren nahm sie mich und Liz mit zur Spiritistenkirche in Gronton. Meine Mom und ich besuchen die Kirche ständig. Liz begleitete uns fast nie, aber bei dieser einen Gelegenheit schon – ich weiß nicht, ich nehme an, sie hat sich gelangweilt und tat es bloß, um an einem Sonntag irgendwas vorzuhaben. Es waren spiritistisch veranlagte Leute da, ein ganzer Haufen davon.«
    Ich trete von Richie weg, nahezu außerstande, das Gefühl zu ertragen, ihm so nahe zu sein. Richie verdreht die Augen. Er hat nie an Übernatürliches geglaubt. Er glaubt nicht an Geister; eigentlich glaubt er überhaupt nur an sehr wenige Dinge.
    »Also habt ihr mit einem Medium gesprochen, oder was?«
    Josie nickt. »Das haben wir, ja. Aber jetzt kommt der interessante Teil. Einer von denen, so ein Kerl, schien sich von ihr wie magisch angezogen zu fühlen. Er schaute sie die ganze Zeit über von der anderen Seite der Kirche an, während er anderen Leuten Vorträge hielt. Schließlich, gerade, als wir gehen wollten, kam er zu uns rüber und ergriff sie am Arm und sagte etwas wirklich Unheimliches.«
    Richie leckt das Papier des Joints an und rollt ihn zusammen. »Und? Was hat er gesagt?«
    »Er sagte ihr, sie solle sich vor einem verkappten Rotschopf in Acht nehmen. Er sagte, der Rotschopf würde sie eines Tages in Gefahr bringen. Und weißt du, er war diesbezüglich so hartnäckig , als wäre es wirklich wichtig, dass sie ihm zuhört und sich das, was er sagt, zu Herzen nimmt.«
    Richie hält den Joint hoch und sieht Josie an. » Willst du den nun mitrauchen oder nicht?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Nein, will ich nicht.« Eine Pause folgt. »Findest du das nicht interessant?«
    Richie schluckt. »Nein. Ich denke, das war einfach nur ein Blödmann, der versucht hat, einem netten Mädchen ein paar Kröten aus der Tasche zu ziehen. Soweit ich weiß, kannte Liz nicht mal irgendwelche Rothaarigen. Oder?«
    Josie schaut ihn an. »Nein.« Sie hält inne. »Willst du wirklich, dass ich gehe?«
    »Tut mir leid, Josie, das geht nur alles so schnell.« Er zögert. »Komm morgen wieder, okay?«
    »Morgen?« , platze ich heraus. »Heute ist zu früh, aber morgen passt es schon?« Ich starre Richie durchdringend an. »Er kennt diese Geschichte bereits. Ich habe sie ihm erzählt, unmittelbar nachdem es passiert ist.«
    Josie steht auf. »In Ordnung«, sagt sie. »Wir sehen uns morgen. « Und sie geht, Gott sei Dank ohne ihn zum Abschied auch nur zu umarmen.
    Sobald er allein im Zimmer ist, öffnet Richie das hintere Fenster und zündet den Joint an. Er blickt auf die Elizabeth hinaus, die jetzt ganz friedlich im Wasser ruht, ohne dass irgendetwas von dem Grauen zu erkennen wäre, das sich dort erst vor wenigen Nächten abgespielt hat. Während er ausatmet, sagt er laut: »Ich kenne diese Geschichte bereits. Liz hat mir davon erzählt, gleich nachdem die Sache passiert ist.«

7
    Josie ist kaum fort, als es an Richies Tür klopft. Er scheint nicht erfreut darüber zu sein, dass sie anscheinend noch einmal

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