Manche moegen's Kowalski
du jetzt gehst.“
Eine ganze Weile geschah nichts, und sie glaubte schon, dass er ihr widersprechen würde. Doch dann ging er schweigend an ihr vorbei und verschwand hinter der Hausecke.
Rose hätte nicht gedacht, dass es noch Tränen gab, die sie über diese Geschichte vergießen konnte, aber jetzt stand sie da und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen, bevor sie sich umdrehte und in der entgegengesetzten Richtung, in die Andy gegangen war, um die Ecke des Hauses bog, um zum Haupteingang zu kommen. Oh, dieser Mistkerl, dachte sie. Andy und seine blöden, verspäteten Entschuldigungen. Und ihr verfluchter Earle Davis.
Damals waren die beiden Männer, wie sie es alle paar Jahre machten, um mal etwas anderes zu sehen, nach New Hampshire gefahren, wo sie mit ihren Motorschlitten herumkurvten. Earle war ein anderer gewesen, als er zurückkam. Wenige Tage später peinigte ihn sein Gewissen derart, dass er Rose gestand, dass er sie betrogen hatte.
Andy und er waren eines Abends, nachdem sie ihre Tagestour hinter sich hatten, ausgegangen, um sich ein Steak zu gönnen. Andy hatte bei der Gelegenheit zwei Frauen an der Bar aufgegabelt und war auf die eine völlig abgefahren. Nur wollte die um keinen Preis ohne ihre Begleiterin mit aufs Zimmer ins Motel kommen. Dann folgten ein paar weitere Biere, das andere Mädchen neidete der Freundin, sich allein zu vergnügen, und schon hatte Earle seinen Treueschwur gebrochen.
Rose hatte ihn damals nicht verlassen. Sie hatten ihre sieben Jahre alte Tochter, ein Zuhause, und im Grunde ihres Herzens wusste Rose auch, dass Earle ein anständiger Kerl war. Aber ihre Ehe war danach nicht mehr das, was sie einmal gewesen war. Es war, als hätte sein Geständnis einen Makel auf dem Familiensilber hinterlassen. Man konnte daran reiben und putzen, so viel man wollte, der hässliche Fleck ging nicht weg.
Und all das hatte sie Andy Miller angelastet. Nicht, dass sie Earle für unschuldig hielt, aber tief im Innern konnte sie einfach nicht glauben, dass ihr Mann so vom rechten Weg abgewichen wäre, hätte Andy ihn nicht in diese Bahnen gelenkt. Andy war nach diesem Vorfall für sie gestorben, und sie hatte nie wieder etwas über diese Sache gehört oder gesehen. Und es war auch das letzte Mal gewesen, dass Earle über Nacht nicht nach Hause gekommen war.
Rose zog sich einen Stuhl heran und setzte sich an den Küchentisch. Sie fühlte sich ein wenig zittrig. Irgendwie bekam sie nicht aus dem Kopf, wie besorgt und bekümmert Andy gerade ausgesehen hatte, und das machte sie nur noch wütender. Wenn sie ehrlich zu sich war, musste sie zugeben, dass sie es sich recht leicht damit machte, Andy die Schuld zuzuschieben und ihn das Fehlverhalten ihres Mannes büßen zu lassen. Es machte es ihr leichter, ihrem Mann den Fehltritt zu vergeben und damit zu leben. Nichts hätten Andy oder diese Frau tun können, um ihn dazu zu bringen, seine Frau zu betrügen, wenn bei Earle nicht schon eine gewisse Bereitschaft dazu vorhanden gewesen wäre.
Obendrein musste sie zähneknirschend zugeben, dass keine Menschenseele in Whitford je davon erfahren hatte. Natürlich hatten sie und Earle es keinem erzählt. Aber ihr war auch klar, dass, falls Andy irgendjemandem gegenüber auch nur ein Sterbenswörtchen gesagt hätte, die ganze Stadt davon wüsste. Dann hätten sie kaum den schönen Schein einer heilen Ehe über all die Jahre hinweg aufrechterhalten können – eine Mühe, die damit belohnt wurde, dass Rose und Earle schließlich wieder zueinanderfanden.
Und Andy? Andy hatte im Grunde nichts Verwerfliches getan. Er war ein junger, unerfahrener, ungebundener Bursche gewesen. Es war unfair, ihm das vorzuwerfen. Aber so weit war Rose in ihrer Einsicht noch nicht. Also ging sie zur Abstellkammer und rüstete sich mit einem großen Korb voller Putzsachen sowie einem Paar Gummihandschuhen aus. Jedes Staubkorn, jeder Klecks Zahnpasta, der etwa die Kühnheit besaß, sich in einem der Waschbecken der Lodge zu verbergen, sollte die volle Wucht ihrer Frustration zu spüren bekommen. Es gab Frauen, die ihren Frust auf einem Einkaufsbummel abbauten. Rose musste putzen und schrubben.
Mitch fühlte sich müde. Körperlich war er erschöpft, weil er seit vergangenem Sonntag zu wenig Schlaf bekommen hatte. Aber es waren auch die Sorgen um die Lodge und das Lenken seiner Firma aus der Ferne, was an seinen Kräften zehrte. Und noch etwas gab es, worüber er sich Gedanken machte: die Tatsache, dass er drei Tage
Weitere Kostenlose Bücher