Manche moegen's Kowalski
Zerzaust und schläfrig wie sie war, sah Paige einfach entzückend aus. Ein paar Minuten konnten nicht schaden. Also legte er sich noch einmal zu ihr, und sie kuschelte sich an ihn. Mitch küsste sie auf die Stirn. Er wusste, dass er furchtbar aufpassen musste, dass er nicht einnickte.
Entfernt hörte Mitch sein Handy klingeln. Es war die Titelmelodie des alten Klamaukfilms College Animals . Mitch fuhr hoch und stellte verstört fest, dass er doch eingeschlafen sein musste. Das war ihm noch nie passiert. Der Klingelton kam aus dem Wohnzimmer.
„Musst du rangehen?“, fragte Paige ihn träge. Also war auch sie weggedämmert.
„Der Klingelton verrät, dass es Drew ist. Ich werde nachher auf dem Nachhauseweg zurückrufen.“ Das wäre das Stichwort gewesen, jetzt aufzustehen und sich anzuziehen. Aber Mitch wollte noch einen kleinen Moment bleiben.
„Wie geht es Drew? Ich habe gehört, er schläft jetzt in der Polizeiwache.“
„Das hat er. Aber inzwischen haben er und Mallory sich dazu durchgerungen, wieder ein paar Worte miteinander zu wechseln, und Drew hat wieder Hoffnung geschöpft, dass seine Ehe vielleicht doch noch zu retten ist. Seitdem übernachtet er auch wieder zu Hause, zwar nicht im gemeinsamen Schlafzimmer, aber wenigstens wohnen sie wieder unter einem Dach.“
„Sie tun mir so leid. Es ist schier unmöglich, sich für eine Seite zu entscheiden. Nicht nur, weil ich sie beide mag, sondern weil in ihrem Fall beide Standpunkte ihre Berechtigung haben.“
„Immerhin hat Mallory Drew ihre ganze Ehe hindurch etwas vorgemacht.“
„Das stimmt schon. Auf der anderen Seite klagt sie zu Recht, dass ihm an Kindern, die es noch gar nicht gibt, mehr zu liegen scheint als an ihr, seiner eigenen Frau.“
„Es geht gar nicht so sehr um die Frage ‚Kinder oder keine‘, sondern darum, dass Mallory nicht aufrichtig gewesen ist.“ Insgeheim wurmte es Mitch, dass sie dieses Thema angeschnitten hatten. Er wollte diesen schönen Abend mit Paige nicht in einem Streit über die Beziehung anderer Leute enden lassen. „Du musst verstehen. Drew ist mein ganzes Leben lang mein bester Freund gewesen. Natürlich mag ich Mallory auch, und ich fühle mich auch gar nicht berufen, Partei zu ergreifen. Aber ich würde immer auf Drews Seite stehen.“
„Selbst wenn er im Unrecht ist?“
„Ich glaube nicht, dass er im Unrecht ist. Aber wenn er es wäre, wäre ich trotzdem auf seiner Seite. Ich würde ja sagen, er ist wie ein Bruder für mich, wenn ich nicht schon genug bekloppte Brüder hätte. Außerdem …“, neugierig und zugleich herausfordernd sah er sie an, „… bist du dir ganz sicher, dass du nicht doch Mallorys Partei ergreifst – aus weiblicher Solidarität?“
Ruckartig richtete sie sich halb auf, indem sie sich auf die Ellenbogen stützte, und blickte ihn aus funkelnden Augen an. „Was soll das heißen? Dass wir alle Männerhasser sind? Oder dumme Schäfchen, die nicht imstande sind, selbstständig zu denken? Wenn du Kritik an mir anzumelden hast, dann werd mal konkret.“
Dieses Gespräch ging entschieden in die falsche Richtung, und er wusste nicht einmal, wie es dazu gekommen war. Er überlegte, ob er sie mit einem Kuss versöhnen konnte, aber bei dem Gesicht, das sie machte, fürchtete er, sie könnte ihn beißen. Und das nicht aus Spaß.
Glücklicherweise entspannten sich ihre Züge gleich wieder, und sie sank seufzend zurück ins Kissen. „Ich weiß gar nicht, warum ich mit dir rumstreite. Im Grunde liegen unsere Meinungen gar nicht so weit auseinander. Mir geht es so wie dir: Ich mag sie beide, Mallory und Drew. Und man kann einfach nicht sagen, der hat recht und der andere unrecht.“
„Ich könnte schwören, sie sind das Paradebeispiel für ein Paar, bei dem zwei Menschen mit ganz unterschiedlichen Vorstellungen vom Leben aufeinandertreffen. Das kann fürchterlich danebengehen.“
„So ist es.“
Eine Weile schwiegen sie. Mitch merkte, wie ihr Körper sich immer schwerer an ihn lehnte. Sie war wieder dabei, einzuschlafen, und er durfte es auf keinen Fall zulassen, dass ihm dasselbe passierte. Hätte sein Handy nicht geklingelt, wer weiß, vielleicht hätte er die ganze Nacht hier geschlafen. Am Morgen neben einer Frau aufzuwachen war in seinen Augen ein schwerer Fehler.
Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und machte sich nun wirklich daran, aufzustehen. „Ich sollte jetzt aufbrechen, damit du wenigstens noch ein bisschen Schlaf bekommst.“
„Ja. Halb fünf ist eine grausame
Weitere Kostenlose Bücher