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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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eigentlich für Musik? Wagner wär zu einfach. Aber Klassik kann schon sein. Jazz geht ja nicht wegen den Vorbehalten gegen Schwarze. Und man glaubt nicht, wie viele Leute auch heutzutage noch Schlager hören. Was da CD s über den Ladentisch gehen, da träumen Bands wie die Killers davon, in Deutschland so viele Platten wie Andrea Berg und Andy Borg zu verkaufen. Was auch gut zum Neumann passen könnte, ist diese Mittelalterfolk-Welle, die sowohl bei Gothic-Leuten als auch bei den Rechten gut ankommt. Ein bisschen Blut und Boden war da auf jeden Fall mit drin. Überhaupt bezeichnend, dass sich solche Leute für das Mittelalter begeisterten.
    Der Mandel nahm einen Schluck von dem holländischen Bier.
    »Wegen mir könnten wir auch wieder zurückfahren«, sagte der Mandel zum Edelstein.
    »Kein Bier mehr?«, fragte der Edelstein.
    »Nein«, sagte der Mandel.
    »Keinen gebackenen Schafskäse?«
    »Nein«, sagte der Mandel, obwohl ich Hunger gehabt und mir gerne noch genauer den Neumann angeschaut hätte.
    Nachdem der Neumann sich überfreundlich von uns verabschiedet hatte, stand der Edelstein mit mir und dem Mandel vor der Yacht-Akademie und strich sich nervös über seine frisch rasierten Schläfen. Neben dem Edelstein sah der Mandel wie ein unartiges Kind aus. Wegen dem Unterschied in der Körpergröße.
    »Was sollte denn das Theater?«, fragte der Mandel, und ich wunderte mich, dass er so einen Ton anschlug dem Edelstein gegenüber. Der Neumann schien ihn wütend gemacht zu haben.
    »Mensch, Mandel, kapierst du das nicht? Ich wollte dich aus der Schusslinie nehmen. Der Neumann verfolgt eine eigene Agenda mit den Aufnahmen vom Leo, und es könnte unangenehm werden, wenn er denkt, ihr kommt ihm dazwischen.«
    »Was für eine Agenda?«, fragte der Mandel.
    »Inwiefern unangenehm?«, fragte ich.
    »Was meinst du denn, was passiert, wenn du dich mit solchen Leuten anlegst?«, sagte der Edelstein zum Mandel.
    »Dein Auto brennt«, beantwortete ich die Frage vom Edelstein, obwohl die vermutlich nur rhetorisch gemeint war.
    »Den Leo hast du aber offensichtlich nicht rechtzeitig aus der Schusslinie genommen«, sagte der Mandel.
    »Ich habe keine Ahnung, wer den Leo umgebracht hat. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der Neumann dahintersteckt.«
    »Was hast du denn mit dem Neumann zu schaffen, Herr Edelschwein?«, fragte ich.
    »Ich arbeite nur für den Leo, du Affe«, sagte der Edelstein.
    »Das sieht aber nicht danach aus«, sagte ich.
    »Glaub, was du willst«, sagte der Edelstein.
    »Das ist schon eine berechtigte Frage vom Sigi. Was tust du für den Neumann, und weiß der Neumann, dass du für den Leo arbeitest, also gearbeitet hast?«, fragte der Mandel.
    »Natürlich nicht. Der denkt, ich arbeite für ihn.«
    »Aber was arbeitest du für den Neumann?«, fragte der Mandel nochmal und machte eine Ausnahme in seinem üblichen Verzicht auf Penetranz.
    »Ich berate ihn in der einen oder anderen Rechtsfrage und habe ihn über das Album vom Leo auf dem Laufenden gehalten. Natürlich nur zum Schein.«
    »Kann man sagen, du bist ein Doppelagent?«, fragte ich den Edelstein und fand das Wort »Doppelagent« noch abwegiger als das Wort »Privatdetektiv«.
    »Ich arbeite ausschließlich für den Leo«, sagte der Edelstein gereizt.
    »Und wollte der auf seinem Soloalbum speziell die Kulturfreunde bloßstellen?«, fragte der Mandel.
    »Das kann ich nicht sagen«, sagte der Edelstein.
    »Warum nicht?«, fragte der Mandel.
    »Weil es euch nichts angeht. Der Neumann hat die Aufnahmen nicht. Das wüsste ich. Mehr braucht ihr nicht zu wissen.«
    »Warum triffst du dich noch mit dem Neumann, jetzt wo der Leo tot ist?«, fragte ich.
    »Weil es verdächtig wäre, sich sofort nach dem Tod vom Leo zurückzuziehen.«
    »Du bist ein dubioser Typ«, sagte ich zum Edelstein.
    »Und du kannst mich mal«, sagte der Edelstein zu mir.
    »Was läuft denn zwischen dir und der Malleck?«, fragte der Mandel, als wir zusammen auf einer Bank am Ufer saßen. Der Edelstein war wieder auf sein Boot zurückgegangen und fuhr jetzt wahrscheinlich alleine zu seinem überbackenen Schafskäse.
    »Ach, eigentlich nichts«, sagte ich. Irgendwo in der Entfernung hörte ich Musik. Es klang wie einer dieser ruhigen Songs von Black Sabbath. Nach Mittelalter. Oder irgendwas von Wishbone Ash. Aber es war sicher nicht Black Sabbath, es war vermutlich irgendeine Esoterik- CD aus einem Teeladen, die zu uns herüberwehte, an dem frühen Abend am Scharmützelsee.

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