Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mandys Verlangen

Mandys Verlangen

Titel: Mandys Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie C.
Vom Netzwerk:
Hand auszustrecken, um die Tür zuzuziehen.
    Nick hätte schwören können, dass das Tier grinste! Die verdammte Töle wusste genau, dass er sich vor Angst fast in die Hosen gemacht hatte, und amüsierte sich jetzt köstlich über den Spurt, den er hingelegt hatte.
    Doch was sollte er jetzt tun? Einfach den Zündschlüssel umdrehen und losfahren, bevor das Monster ihn doch noch anfallen konnte, oder besser abwarten, bis Zottel das Interesse an ihm verlor und ins Haus zurückkehrte?
    Während er noch überlegte, ertönte ein schriller Pfiff, dann klappte die Fliegengittertür auf, und eine merkwürdige Gestalt trat auf die überdachte Veranda hinaus. Eine tiefe raue Stimme fragte: »Wer da?«
    Der Hund erhob sich und trottete zur Treppe, wo er sich hinlegte, Nick aber nicht aus den Augen ließ.
    »Mein Name ist Nicholas Clayton!«, rief dieser in der Annahme, dass jemand, der sich so merkwürdig anzog und so eine seltsame Stimme besaß, uralt und schwerhörig sein musste. »Ich wollte …«
    »Maul halten!«, fuhr ihm die buntgekleidete Gestalt unfreundlich über den Mund. Sie kam die Stufen herunter und näherte sich dem Jeep bis auf wenige Schritte. Es war allerdings auch auf diese kurze Distanz nicht zu erkennen, ob es sich bei der Gestalt um einen Mann, eine Frau oder eine Vogelscheuche handelte.
    Ihre Kleidung, eine Mischung aus Indianerfolklore und Altkleidersammlung, bestand aus mehreren unterschiedlich langen Röcken und einer mindestens dreimal umgekrempelten Lederhose. Das lange, verfilzte Haar von undefinierbarer Farbe schmückten Adlerfedern, Holzstäbchen und bunte Glasperlen.
    Was Nicholas aber eindeutig identifizierte, war das doppelläufige Gewehr in den dürren Fingern der Person und die beiden kreisrunden Öffnungen, die genau auf seine Stirn gerichtet waren. Und er begriff ebenfalls, dass das graue Monster, das sich wieder erhoben hatte und jetzt neben der Karikatur stand, alles andere als ein Schoßhund war. Der Hund sah ganz so aus, als bedürfte es nur eines Wortes seiner Herrin (oder seines Herrn?), um Nick in Stücke zu reißen.
    »Verschwinden Sie!«, forderte die Vogelscheuche ihn auf. Das riesige Tier neben ihr knurrte warnend. »Hier wird nix geklaut, und ich kauf auch nix, kapiert? Nich’ mal ’n Staubwedel oder ’ne dämliche Bibel, verstanden?«
    Und ob Nicholas verstanden hatte! Doch sein Wunsch, das Haus zu besichtigen, war stärker als seine Angst.
    »Ich will Ihnen nichts verkaufen«, versuchte er in sanftem eindringlichem Ton, doch noch mit der Vogelscheuche ins Gespräch zu kommen. »Alles, was ich möchte, ist, dass Sie mir bitte ein paar Minuten Ihrer Zeit schenken und …«
    »Ich hab nix zu verschenken!« Die Vogelscheuche hob das Gewehr an die Schulter, kniff das linke Auge zu und fixierte Nick über Kimme und Korn. »Verschwinde, oder ich schieß dich aus dei’m schicken Hemd.«
    Diesmal zögerte Nick nicht mehr. Er drehte den Zündschlüssel, legte den Gang ein und trat so heftig auf das Gaspedal, dass der Jeep einen erschreckten Satz nach vorn machte.
    Staub wirbelte auf, als Nick den Wagen auf den Feldweg zurückscheuchte. Hinter sich hörte er das heisere Bellen des Monsterhundes und das schrille Keifen der Vogelscheuche, die ihm »Ich hasse euch verdammten Schlipsträger!« nachrief.
    Dann krachte ein Schuss, fast zeitgleich hörte Nicholas das Pfeifen einer Kugel, die an dem offenen Fahrerfenster vorbeiflog und in den zarten Stamm einer Espe schlug, der in alle Richtungen zerfaserte.
    Nein, diese Vogelscheuche war zu keinem freundlichen Verkaufsgespräch bereit. Während er um sein Leben fürchtete, jagte Nicholas den Jeep auf dem schmalen Feldweg zur Straße zurück. Erst als das Ortsschild von Summersprings am Straßenrand auftauchte, wagte es Nick, wieder Luft zu holen.
    Carlo blieb einen Moment über Leonie gebeugt stehen und schenkte sich den Genuss, sie zu betrachten. Es war jetzt fast zwei Monate her, seit sie sich das letzte Mal gesehen und geliebt hatten. Carlo stand das Wasser sozusagen bis zum Hals, denn zu Hause in »Bella Italia« hatten La Mamma und alle Großmütter und Tanten über seine Tugend gewacht. Wenn überhaupt, so hätte er höchstens Maria Dolores küssen dürfen, die bei La Mamma als zukünftige Schwiegertochter ganz hoch im Kurs stand. Aber Carlo hatte keine Lust auf Ehe und Kinder. Und er hatte noch viel weniger Lust, wieder unter die Fuchtel der Familie zu geraten. Deshalb hatte er sich zwar als braver Junge gezeigt, war jedoch, wenn

Weitere Kostenlose Bücher