Mandys Verlangen
Sie werden dir mit Misstrauen begegnen.«
Mandy legte ihr Besteck aus den Händen und verstärkte den Druck ihres Fußes, was leider zu der unerwünschten Begleiterscheinung führte, dass ihr eigener Herzschlag aus dem Takt geriet.
»Ich kann die Menschen gut verstehen«, fuhr sie trotzdem fort. »In den vergangenen Jahren hat sich hier einiges ereignet, was das Vertrauen der Leute in die Regierung und die Banken nachhaltig erschüttert hat. Viele Farmer in der Umgebung haben ihr Land verloren. Es ist an Banken gefallen, die es wiederum an Konzerne verkauft haben, die riesige Hotelklötze darauf stellten, Skipisten und Loipen angelegt haben und im Sommer Bergtouren veranstalten. Mit dem Frieden in unserem Tal ist es vorbei.«
Mandy ließ den Fuß sinken und sah Nicholas eindringlich an.
»Im Winter herrscht hier fast genauso viel Betrieb wie in Aspen«, sprach sie weiter. »Die Privatleute, die sich hier ihre Wochenendresidenzen eingerichtet haben, lassen sich am Freitagabend per Hubschrauber einfliegen. Unser Tal wird von ihren lauten, lärmenden Freunden überflutet, die rücksichtslos alles niedertrampeln und alles Wild niederschießen, was ihnen vor die Flinte kommt.« Sie schüttelte den Kopf, und auf ihrem Gesicht lag ein bekümmerter Ausdruck. »Wir Einwohner haben das Gefühl, langsam von ihnen verdrängt zu werden.«
»Also, ich plane gewiss nicht, hier eine Art Touristenattraktion zu bauen«, erwiderte Nicholas ernsthaft. »Wenn ich hier lebe, dann um dem Stress und der Hektik zu entfliehen, die in den großen Städten herrschen.«
»Das sagen die anderen auch.« Mandy seufzte. »Und dann karren sie halb New York an, um allen zu zeigen, wie ruhig es hier ist.«
»Du willst mir die Larry-Gainsbourrogh-Farm also nicht verkaufen?«
Mandy griff nach ihrem Besteck, aß aber nicht.
»Doch«, antwortete sie zögernd. »Ich denke nur, du solltest dir die Sache noch ein einmal durch den Kopf gehen lassen. Überleg es dir noch einige Tage lang, und entscheide dich erst dann. Ich habe Angst, dass du das alles überstürzt.«
Nicholas ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Zunächst beschränkte er sich darauf, seine Blicke ausgiebig über Mandolyns Gesicht und ihr langes blondes Haar streichen zu lassen. Ihre Haut, zart und hell, zeigte nur rund um die Nase ein paar Sommersprossen. Für gewöhnlich deckte sie sie mit Make-up ab, aber irgendwie schafften sie es trotzdem, sich immer wieder in den Vordergrund zu drängen.
Nick musste unwillkürlich schmunzeln, als er die braunen Punkte entdeckte. Ein warmes Gefühl stieg in ihm auf, das sein Herz in einen schnelleren Takt versetzte.
»Entscheidest du nie aus dem Gefühl heraus?«, fragte er leise, ohne den Blick von den reizenden Pünktchen zu nehmen. »Es gibt doch Dinge, die werden einem nur verdorben, wenn man sie allzu vernünftig betrachtet. Deine Sommersprossen zum Beispiel.«
Unwillkürlich fuhr Mandys Hand zur Nase.
»Ich finde sie ganz entzückend«, fuhr Nicholas fort. »Ich glaube, ich bin gerade dabei, mich in sie zu verlieben.« Ein Lächeln lauerte in seinen Mundwinkeln. »Wenn ich nun anfange, sie zu analysieren, sie als schnöde Pigmentflecken zu sehen, ist die Romantik natürlich hin.«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf ohne den Blick von Mandys Gesicht zu nehmen. »Ich entscheide mich lieber dafür, sie süß zu finden und gern zu haben.«
»Es geht hier aber nicht um Sommersprossen«, wehrte Mandy ab, konnte aber nicht verhindern, dass Nicholas die Hand ausstreckte und eines der Pünktchen berührte.
»Du solltest spontaner werden«, flüsterte er rau.
Plötzlich spürte sie den sanften Druck seines Knies an ihrem. Sie sah das Leuchten in Nicholas’ Augen, und dann, als säße ihr ein kleines Teufelchen im Nacken, hob sie erneut den Fuß und ließ ihn langsam an Nicks Wade hinauffahren. Ob ihm das spontan genug war?
Sie hörte, wie er die Luft einzog. Das Leuchten in seinen Augen wurde zu einem Glitzern.
Mandy legte das Kinn in die aufgestützte Hand und vertiefte sich in das Spiel. Falls Nicholas glaubte, sie provozieren und aus dem Konzept bringen zu können, sollte er jetzt sein blaues Wunder erleben. Auch sie konnte anders!
Ihre Zehenspitzen wanderten weiter hinauf und hatten jetzt Nicks Oberschenkel erreicht, wo sie sich langsam an der Innenseite vortasteten.
Mandy überstürzte nichts. Langsam ließ sie ihre Zehen an seinem rechten Bein auf und ab wandern, während sie sich über dem Tisch mit den Fingern ein Gürkchen aus
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