Mandys Verlangen
wies Mandy ihn zurecht, aber es klang eher belustigt als ärgerlich. »Also, die Sache ist so, dass die Landwirtschaftsbank Colorado Forderungen in Höhe von dreihundertsiebzigtausend Dollar stellt. Fünfzehntausend bekommt die Arvara Public Bank und zehntausend schuldet Larry Leif Henderson, einem Viehhändler aus Fraser. Aus diesem Grunde wurde in Absprache mit allen Gläubigern beschlossen, fünfhunderttausend Dollar auf ein Sonderkonto zu überweisen. Nach Ablösung aller Verbindlichkeiten erhält Larry das restliche Geld. Es soll in einen Fonds fließen, aus dem Larry dann eine kleine, monatliche Rente erhält.«
»Mhm …« Nicholas legte die Stirn in Falten. »Das heißt, ich könnte wesentlich günstiger an die Farm gelangen, wenn ich auf die Versteigerung warte?«
»Versuch es«, lautete die beiläufige Antwort. »Allerdings gibt es noch ein paar Interessenten, die durchaus liquide sind und nicht unbedingt bis zur Versteigerung warten wollen.«
Nicholas grinste. »Wieso kommt mir dieser Trick so bekannt vor?«
Mandy erwiderte seinen Blick, ohne dass ihre Gesicht eine emotionale Regung erkennen ließ.
»Hör zu«, erklärte sie kühl. »Ich bin ganz bestimmt nicht versessen darauf, dich in Summersprings zu wissen. Also hält sich mein Interesse, dir die Farm zu verkaufen, in überschaubaren Grenzen. Wenn du lieber auf den Termin der Versteigerung warten willst, dann sag es. Ich vergeude ungern meine Zeit.«
»Schon gut!« Nicholas hob abwehrend die Hände. »Ich habe mich ja längst entschieden. Ich will die Farm. Also gib mir die Verträge, und ich unterschreibe.«
Mandy hob nur eine Augenbraue, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit den Papieren zu, die Nicholas ihr vorlegte. Am Morgen hatte sie bereits entsprechende Informationen eingeholt, die bestätigten, dass Nicholas Clayton reich genug war, um sich mal eben eine Farm zu kaufen, die er gar nicht brauchte. Dem Verkauf stand darum nichts mehr im Wege.
»Wollen wir den Kauf mit einem Glas Champagner und einem guten Essen feiern?«, schlug Nick vor, nachdem er seine Unterschrift unter die Verträge gesetzt hatte.
Genau in diesem Augenblick betrat Stacy-Joan das Büro, in der Rechten einen Eiskübel, aus dem der Hals einer Champagnerflasche ragte, in der Linken zwei Gläser, die sie auf den Schreibtisch stellte. Mandy dankte ihr mit einem Lächeln und schenkte ein.
»Dann wünsche ich dir viel Glück mit deinem neuen Zuhause.« Sie hob ihr Glas und trank Nicholas zu. »Auf dass du lernst, dieses Land genauso zu lieben wie ich.«
Nicholas tat es ihr nach.
»Und darauf, dass du lernst, mich etwas milder zu beurteilen als im Moment«, fügte er hinzu.
Mandy verschluckte sich beinahe an ihrem Champagner, schaffte es aber, den Hustenreiz zu unterdrücken und mit einem weiteren Schluck herunterzuspülen. Doch der Hustenreiz setzte sofort wieder ein, als Nicholas ihr das Glas aus der Hand nahm und sie an sich ziehen wollte.
»Oje, oje!«, bedauerte er Mandy, während er ihr leicht auf den Rücken klopfte. »Dass ich so eine Wirkung auf Frauen habe, wusste ich bisher gar nicht.«
Mandy bekam wieder etwas besser Luft.
»Du … ha-ast … damit …« Sie musste erneut husten, und diesmal ließ sie es zu, dass Nick sie herumdrehte und ihr kräftig auf den Rücken schlug. Durch den Anfall hatte sich das Make-up um ihre Augen verselbstständigt, und Mandy sah aus wie eine kleine Eule.
»Oh, mein Gott!« Dankbar nahm sie das Taschentuch an, das Nicholas ihr reichte. »Ich muss mich erst mal zurechtmachen.«
Nicholas hielt sie fest.
»Warte, bitte.« Er zog sie an sich. »Ich finde dich ohne die ganze Farbe im Gesicht noch viel schöner. So sieht man wenigstens deine Sommersprossen.«
Mandy riss sich los und trat hastig einen Schritt von ihm weg.
»Die sind überhaupt nicht lustig.« Ärgerlich begann sie, an ihren Augen herumzuwischen, was die Sache allerdings nur noch schlimmer machte. Jetzt sah sie nicht mehr aus wie eine Eule, sondern wie ein Gespenst.
Nicholas nahm ihr das Taschentuch schließlich aus der Hand. Er nahm die Handcreme, die auf dem Schreibtisch lag, tupfte etwas davon auf das Tuch und begann, Mandys Geisteraugen zu reinigen.
Es war eine seltsame Situation, in der Mandy nicht wusste, wie sie sich verhalten sollte. Eigentlich hatte sie die Kühle spielen wollen, doch Nicholas’ Vertrautheit ließ ihren Widerstand dahinschmelzen wie Vanilleeis im Sonnenschein. Dummerweise erwachte auch wieder dieses unruhige Kribbeln in ihrem Inneren,
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