Manhattan Projekt
gab, die sich in die Mine gewagt hatte.
Blaine war davon überzeugt, daß der Stollen, in dem sie sich jetzt befanden, unterhalb jenes Stollens lag, in dem der Lastzug versteckt lag. Doch da der Eingang des Stollens durch die gewaltige Explosion eingestürzt war, mußten sie einen anderen Weg nach draußen finden, um nicht aufgrund der hohen Konzentration von Kohlenmonoxyd das gleiche Schicksal wie Strattons Regiment zu erleiden.
Blaine ging auf und ab und suchte nach einer Idee, wie sie aus dem Stollen entkommen konnten. Auf einmal stand er vor einer Leiche, die eine Uniform trug, an deren Schultern die Rangabzeichen eines Colonels geheftet waren. Er hatte schon so viel über William Henry Stratton gehört, daß er jetzt, als er vor seiner Leiche stand, eine heilige Ehrfurcht empfand. Fast ehrfürchtig schob er eine Hand in die Innenseite dessen, was von seinem Mantel übriggeblieben war, und fand einen Brief, der ins Futter eingenäht war. Er löste den Brief aus dem Mantel und steckte ihn in seine eigene Tasche.
»Blaine!« rief Liz. McCracken eilte zu ihr und fand Buck ohnmächtig vor. Sein Atem ging unregelmäßig. »Wir haben nicht viel Zeit«, sagte sie. »Wir müssen ihn hier rausbringen.«
»Wir müssen uns alle hier rausbringen«, sagte Blaine und blickte um sich.
Auf der gegenüberliegenden Seite untersuchte Johnny die Wände. Diese erwiesen sich als viel zu instabil zum Hinaufsteigen. Und selbst, wenn sie es geschafft hätten, müßten sie immer noch eine Öffnung zur Oberfläche graben, und das ohne auch nur ein Werkzeug.
Was sie zunächst brauchten, dachte Blaine, während er Buck untersuchte, war eine Leiter.
Eine Leiter …
Er zog die Pistole aus dem Gürtel, zielte auf den Riegel der nächststehenden großen Holztruhe und schoß das Schloß auf. Dann hob er den Deckel und leuchtete hinein.
Die ordentlich gestapelten Goldbarren hatten auch nach hundertfünfunddreißig Jahren unter der Erde nichts von ihrem Zauber verloren. Er zählte die Kisten, errechnete die Anzahl der Goldbarren und schätzte die Höhe der Wand.
»Es gibt Arbeit«, sagte er zu Johnny.
Zuerst mußten sie die großen Kisten ausleeren. Dann nahmen sie drei Kisten, die noch gut erhalten waren, um einen Sockel für die Stiege zu haben, die sie mit den Goldbarren bilden wollten. Verbissen arbeiteten sie um die Wette gegen die unaufhaltsame Wirkung des dichter werdenden Kohlenmonoxids.
Während Blaine und Johnny fieberhaft an der Stiege bauten, leerte Liz im matten Licht einer winzigen Taschenlampe das Schießpulver aus den unverbrauchten M-16-Patronen in eine leere Patronenschachtel. Unterdessen hörte sie ihren Vater regelmäßig atmen. Sein Gesicht war infolge der inneren Blutungen blaß geworden. Als sie fertig war, machte sie sich sofort daran, aus Holzbrettern eine Trage für ihren Vater zu bauen. Diese erwies sich dann als recht wackelig, und sie mußten den alten Buck auf der Bahre regelrecht festbinden.
Blaine hatte schon Schwierigkeiten zu atmen, als er die goldene Treppe wieder hinaufkletterte und die Patronenschachtel mit dem Sprengstoff in die Decke des Stollens steckte. Für die Zündschnur benutzte er einen Schnürsenkel, den er mit Speichel befeuchtete und dann gleichmäßig mit Schießpulver überzog.
»Hoffentlich reicht es«, sagte er und ließ die Flamme seines Feuerzeuges aufleuchten.
Er berührte mit der Flamme den Schnürsenkel, der sich mit einem Puff entzündete. Dann nahm er in einer Nische Deckung und schützte seinen Kopf mit beiden Armen.
Der Druck der Explosion erschütterte die Treppe aus den Goldbarren, brachte sie aber nicht zum Einstürzen. Schotter regnete auf Blaine nieder und bedeckte den Boden des Stollens. Er spürte, wie frische Luft in die Mine strömte, noch ehe er sich umdrehte und das Tageslicht sah, das durch das Loch direkt über ihm fiel.
Blaine mußte die Öffnung ein wenig größer hauen, damit sie ungehindert hinausklettern konnten. Wieder unter freiem Himmel sah er sich rasch um und atmete erleichtert auf. Er stand auf einem Plateau mehrere hundert Yards über dem Eingang des Stollens. Zuerst half Blaine, die Bahre ins Freie zu heben, dann zog er Liz und Johnny ins Freie.
Plötzlich schwebte ein Hubschrauber über ihren Köpfen hinweg, und der von den Motoren aufgewirbelte Staub verscheuchte ihre Silhouetten. Blaine stellte sich instinktiv schützend vor Buck, als ein Dutzend Männer in den schwarzen Uniformen der SWAT-Einheiten vom Hügel her das Gelände
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