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Mann Ohne Makel

Titel: Mann Ohne Makel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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fuhr ein Stück weiter. Er stellte den Motor ab.
    Er hatte nie eine enge Beziehung gehabt zu seinem Vater.
    ***
    Ossi spielte mit seinem Schlüsselbund. Zwischen großen und kleinen Schlüsseln, manche mit Plastikkappe, hing ein Wassermannemblem. Es klirrte. Ossi hatte den Telefonhörer am Ohr und wartete. Die Telefonanlage dudelte Bach, es klang grausam. Dann war Holler dran. Er schien verärgert. »Ja?«
    »Nur eine kurze Frage. Könnte es sein, dass Sie jemanden vergessen haben auf Ihrer Liste?«
    »Welche? … Ach so, Sie meinen die Maklerliste. Ich habe die Liste nicht erstellt und auch nicht gesehen. Ich werde mich bei meiner Sekretärin erkundigen. War es das?«
    »Haben Sie das Unternehmen von Herrn Enheim gekauft? Norbert Enheim?«
    Schweigen.
    »Ja, das habe ich. Steht der nicht auf der Liste?«
    »Nein«, sagte Ossi, »der steht nicht drauf.«
    »Das ist ein Fehler«, sagte Holler.
    »Der Einzige?«, fragte Ossi.
    »Ich werde es überprüfen. Wenn noch ein Verkäufer fehlt, werde ich Sie informieren.«
    »Bis wann?«
    »Wenn Sie binnen zwei Stunden nichts von mir gehört haben, ist die Liste vollständig. Bis auf Enheim natürlich.«
    »Natürlich«, sagte Ossi. Er genoss es, den fehlerlosen Holler ertappt zu haben. Ossi legte auf. Er spielte mit dem Wassermannemblem. Dann blickte er auf den Schreibtischstuhl gegenüber, seine Laune verschwand. Dort hatte Ulrike gesessen, mehr als zwei Jahre lang. Jetzt war sie tot, und sie fanden den Mörder nicht. Ossi nannte die Person, die Ulrike überfahren hatte, Mörder, weil er es sich nicht vorstellen wollte, dass es ein Unfall war.
    Er überlegte, ob er das linke untere Schubfach seines Schreibtischs öffnen sollte. Darin lagen eine Flasche Korn und Pfefferminzbonbons.
    Er nahm das Telefonbuch und suchte nach Enheim. Es gab drei Eintragungen.
    Er musste die Schublade aufziehen. Er sah die Flasche und schloss die Schublade wieder. Er lehnte sich zurück. Dann zog er am Griff der Schublade, nahm die Flasche, öffnete sie und nahm einen Schluck. Er drehte den Verschluss zu und legte die Flasche zurück. Er steckte sich ein Pfefferminzbonbon in den Mund, es schmeckte ekelhaft zusammen mit dem Schnaps. Solange Ulrike ihm gegenüber gesessen hatte, konnte er nicht trinken. Er ahnte, dass sie es gewusst hatte. Aber sie hatte nie etwas gesagt.
    Er rief die Nummern an. Gleich der Erste erklärte, früher Makler gewesen zu sein.
    »Sie haben an Maximilian Holler verkauft?«
    »Ja, 1976. Da kam das Schwein und hat mir die Firma abgenommen. Das ist so seine Art. Will der Größte werden, wenn’s geht, in ganz Norddeutschland.«
    »Was heißt abgenommen? Ich dachte, Sie haben Ihre Firma verkauft.«
    »So kann man das auch nennen. Aber kommen Sie mal vorbei, am besten gleich heute Nachmittag. Dann will ich Ihnen eine schöne Geschichte erzählen. Danach denken Sie anders von dem Heiligen.«
    Ossi vergewisserte sich, dass Enheims Adresse in Ohlsdorf stimmte, und blieb noch eine Weile sitzen, nachdem er aufgelegt hatte. Das Gespräch mit Enheim verwirrte ihn. Der Mann hatte ruhig geklungen, nicht wie ein Nörgler. Es könnte die erste vernünftige Spur werden. Ossi stand auf und ging zu Tauts Dienstzimmer.
    »Gehen wir was essen?«, fragte er seinen Chef.
    Der brummte etwas, dann erhob er sich. Sie gingen zur Imbissstube Bei Erna im Wesselyring. Während Ossi Currywurst und Taut eine Bulette aß, berichtete Ossi von seinen Anrufen bei Holler und Enheim.
    »Dann schau dir den Enheim mal an«, sagte Taut mit vollen Backen. »Das klingt interessant. Ist schon komisch, dass der nicht auf der Liste stand. Du kannst ja gleich deine neue Kollegin mitnehmen.«
    »Was für eine Kollegin?«
    »Carmen Hebel heißt sie. Mehr weiß ich auch nicht.«
    »Ist auch egal«, sagte Ossi.
    »Du spinnst. Das ist gar nicht egal, du musst mit der nämlich auskommen in den nächsten Jahren. Soll gut sein, eine der Besten an der Polizeischule, danach nur Lob. Macht Kampfsport, kommt aus Stade.«
    »Streberin. Ist vom Apfelbaum gefallen«, sagte Ossi.
    »Im Alten Land gibt’s auch Kirschbäume. Ein guter Polizeibeamter verrennt sich nicht in eine Ermittlungsrichtung.«
    »Besserwisser.«
    »Nach dem Essen ist Vorstellung, und dann zieht ihr ab zu Enheim nach Ohlsdorf.«
    »Zu Befehl«, sagte Ossi und legte die rechte Hand an die Stirn. Er wusste, auch Taut fand diese Späße nicht mehr lustig. Sie taten so, als könnten sie weitermachen wie zuvor.
    Die Neue trug kurze schwarze Haare. Sie war klein und

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