Mann Ohne Makel
Vorladung schicken, meinen richtigen Namen einsetzen. Sonst komme ich nämlich nicht.«
»Herr Meier zu Riebenschlag, wir haben keine Lust, hier Theater zu spielen. Vor allem haben wir keine Zeit dafür. Wenn Sie weiterhin keine vernünftige Auskunft geben, müssen wir annehmen, dass Sie etwas mit unserem Fall zu tun haben. Dann sollten wir vielleicht gleich eine Hausdurchsuchung beantragen, Sie haben ja Personal, um danach aufzuräumen.« Ossi ließ Carmen gewähren, sie schlidderte auf Glatteis. Es gab nicht einmal den Anschein eines Tatverdachts gegen Meier, und selbst für den Vorwurf, er verdunkle eine Straftat, würde jeder Staatsanwalt sie auslachen. Aber womöglich ließ sich Meier beeindrucken.
Meier wandte sich Ossi zu: »Er hat Mängel entdeckt.«
»Holler?«
Meier nickte kräftig, sein Haar wippte auf der Stirn. Er hatte braune Haarwurzeln.
»Was für Mängel?«
»Die Kartei sei schlechter als versprochen, und dieses noch und jenes noch. Ich hätte Leuten was versprochen, für das er nach Kauf habe geradestehen müssen.«
»Zum Beispiel?«
»Er zeigte mir einen Vertrag, den ich mit einem Hausbesitzer abgeschlossen hatte, einen Exklusivvertrag. Darin hatte ich mich verpflichtet, innerhalb einer bestimmten Frist ein Haus zu verkaufen.«
»Und wenn nicht, hätten Sie etwas zahlen müssen?«
»Ja, das Haus liegt am Harvestehuder Weg. Es ist für jeden Makler wie ein Lottogewinn, wenn er so ein Objekt vermitteln darf.«
»Und deswegen lässt man sich auf solche Verträge ein?«
Meier zuckte mit den Achseln. »Was bleibt einem übrig? Ich hätte es geschafft. Aber Holler sagte, ich hätte ihm den Vertrag verschwiegen, deswegen habe er die Vertragsstrafe von hundertfünfzigtausend Mark bezahlen müssen. Ich weiß nicht, ob er sie bezahlt hat. Das Haus am Alsterblick hat er jedenfalls verkauft, ein paar Wochen, nachdem er mir auf die Pelle gerückt ist.«
»Sie fühlen sich übers Ohr gehauen.«
»Das Schwein hat mich beschissen, das ist die Wahrheit. Nur beweisen kann ich es nicht.«
»Da sind Sie nun schon der Zweite, der uns auf diese Tierart verweist. Der Letzte war aber nicht so fein wie Sie.«
Meier stutzte, dann grinste er. »Wundert mich nicht. Ich möchte nicht wissen, wie viele Leute der übers Ohr gehauen hat.« Er schaute Carmen an, dann Ossi, dann wieder Carmen und wieder Ossi. »Ach so, Sie suchen den Mörder seiner Tochter unter denen, die Holler betrogen hat?«
Ossi schaute ihn streng an. »Würden Sie woanders suchen?«
»Nein, genau da würde ich auch suchen. Nur, ich war’s nicht. Ich gestehe, mein Mitleid hält sich in Grenzen, nur hat es die Falsche erwischt.«
»Wenn Sie es nicht waren, wer dann?«, fragte Carmen.
»Ihr Motiv haben Sie eben geschildert. Es gibt eine Menge Mordfälle, wo die Hälfte genügte, um jemanden umzubringen.«
»Ja, ja, ich hätte es vielleicht getan, und verdient hätte es das Schwein auch, aber ich bin reich genug, um Verluste zu vergessen. Ich lese hin und wieder in der Zeitung von Hollers milden Gaben, alles zwischen Brot für die Welt und amnesty, und dann gibt es diese seltsamen Mordfälle in seiner Familie. Warum sollte ich mitmorden? Es reicht doch schon so.«
Die Tür öffnete sich, eine Frau betrat die Bibliothek. Sie war jung und blond. Sie trug eine enge Bluse und eine nicht weniger straffe Hose. »Entschuldige, Chéri«, sagte sie. »Brauchst du heute den Porsche?«
»Der ist in der Werkstatt, mein Schatz. Habe ich es dir nicht gesagt?«, fragte Meier mit süßlicher Stimme.
»Nein, das hast du nicht«, sagte sie beleidigt und ging.
»Der Typ ist nicht echt«, sagte Carmen. »Hast du das gesehen, der hat sich die Haare weiß gefärbt? Normal ist das nicht. Und die Tussi, die war direkt aus einem Amifilm. Meier zu Riebenschlag.« Sie betonte jedes Wort und gluckste. »Haben wir nicht einen tollen Job? Wir lernen Leute kennen, die einem Normalbürger nie über den Weg liefen. Aber gib zu, die Tussi hat’s dir angetan.«
»Klar, Chérie«, sagte Ossi. »Alles dran.«
»Machoarsch«, sagte Carmen.
»Du wirst gleich sehen, wie gut ich bin.« Er nahm das Telefon, wählte und wartete. »Hallo, Werner. Du musst mal jemanden zum Amtsgericht schicken, der ins Handelsregister schaut. Alle Firmenkäufe und -verkäufe von Holler seit 1970.« Ossi hörte eine Weile zu, dann sagte er:
»Nein, die brauche ich hier. Wir klappern gerade Hollers Opfer ab.« Er hörte wieder zu. »Nein, wirklich, das geht jetzt nicht. Was sagst du? Die
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