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Manöver im Herbst

Manöver im Herbst

Titel: Manöver im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schwarz eine Neuerung eingeführt wurde, an der Schwarz und Schütze vierzehn Tage lang gebastelt hatten.
    Im Zimmer Ewalds, in dem Heinrich Emanuel schlief, stand wieder ein Sandkasten. Er gehörte zur Vervollkommnung der Welt, die Schütze wieder anstrebte.
    An diesem Sandkasten erklärte Heinrich Emanuel seinem Gastgeber Anton Schwarz, dessen Frau und einigen Nachbarn, was man sowohl in Rußland als auch im Westen falsch gemacht hatte und wie der Krieg anders verlaufen wäre, wenn man die Heeresgruppe B und die 6. Armee nicht dort, sondern hier eingesetzt hätte.
    Für Anton Schwarz war dieses Sandkastenspiel etwas ganz Neues und vor allem Faszinierendes. Er, der Kriegsgegner seit Beginn des eigenen logischen Denkens, berauschte sich daran, mit Holzklötzchen und Fähnchen die Truppen seines Gegners Heinrich Emanuel in Bedrängnis zu bringen. Es war spannender als ›Mensch ärgere dich nicht‹, dramatischer und vor allem ergreifender, wenn man daran dachte, daß jeder Holzklotz eine Division bedeutete, jeder Block eine Armee. Unter seinen Händen marschierten Zehntausende in die Schlacht.
    Jeden Abend aber schrieb Schütze auch Bewerbungsschreiben. Meistens waren es brüchige Firmen, die ihm schrieben. Glücksritter des Elends, die minderwertige Waren für teures Geld verkaufen wollten.
    Eines Tages aber erhielt er ein Angebot. Eine Frankfurter Firma stellte Wäschestampfer her. Zur Erleichterung der Hausfrau. Kein Reiben mehr auf dem Brett, keine körperliche Anstrengung. Völlige Schonung der Wäschefaser. Längere Haltbarkeit. Sauber und bequem in der halben Waschzeit. Nach zehn Minuten Stampfen löst sich der Schmutz allein durch die Bewegung und die Anreicherung des Wassers mit Sauerstoff. Die Ersatzwaschmittel schäumen besser, der Schmutz wird aus dem Gewebe gesogen. Alles in allem: Eine gute Sache. Mit Zukunft. Für jeden Haushalt. Ersparnisse pro Wäsche bis zu 25 Prozent.
    Schütze schrieb hin. Er schilderte seine Lage, erwähnte, daß er schon einmal nach einem verlorenen Krieg die ›Überbrückungszeit‹ mit der Verteilung von Margarine zugebracht habe und bat um ein Muster des Wäschestampfers oder um einen Prospekt, um sich ein Bild machen zu können.
    Die Antwort kam prompt. »Lieber Kamerad!« schrieb der Vertriebschef. »Es freut uns, gerade Sie bei uns zu wissen …« Dann berichtete der Kamerad von dem neuen epochalen Stampfer, bat um einen Besuch Schützes in Frankfurt und unterzeichnete mit Franz Dudack, Hauptmann a.D.
    Heinrich Emanuel wurde sehr nachdenklich. Er zögerte, sich um diese Firma zu kümmern. Erstens fand er es unpassend, daß ein Hauptmann zu einem Oberstleutnant ›Lieber Kamerad‹ schrieb, denn der Rangunterschied legt zwangsläufig etwas Mäßigung auf, zweitens lagen keine Prospekte bei, drittens kostete eine Fahrt von Detmold nach Frankfurt ein Schweinegeld und viertens hatte Anton Schwarz gesagt: »Bei uns haben Se Ihr festes Gehalt. Als Vertreter können Se Säcke voll verdienen … aber auch pro Woche nur'n Butterbrot. Unsicher ist's immer. Aber Sie sollten auf Sicherheit gehen, Herr Oberstleutnant. Wie gestern abend beim Angriff Ihrer 7. Division gegen mein 3. Korps …«
    Dieses Argument war einleuchtend. Schütze wartete mit einer Antwort. Aber er warf die Korrespondenz auch nicht fort.
    Das Wiedersehen mit Amelia veränderte allerdings seine neue Welt vollends.
    Frau Schwarz hatte Amelia sofort, als sie das Haus betrat, mit Kuchen und Kaffee bewirtet. Dann hatte Amelia etwas im Bett Heinrich Emanuels ausgeruht, hatte drei Knöpfe angenäht, die am Mantel und an einem Oberhemd fehlten … und sie hatte, nachdem sie die Tür abgeschlossen hatte, den alten Militärmantel Heinrichs an sich gedrückt, als sei er es selbst.
    Als Schwarz und Schütze von der Spinnerei nach Hause kamen, hatte Frau Schwarz ihren Anton in die Küche gelockt und geflüstert: »Sie ist da. Die Frau Oberstleutnant.«
    »Der fällt um.« Anton Schwarz kratzte sich den Kopf. »Ich glaube, er hat es aufgegeben, sie jemals wiederzusehen. Er spricht nicht mehr darüber. Und jetzt ist se da. Wo denn?«
    »Bei uns im Schlafzimmer.«
    »Hol se raus und laß sie das Abendessen auftragen.« Schwarz schluckte. »Mehr als vom Stuhl fallen kann er nicht.«
    Und so wurde es. Amelia trug die Suppenschüssel ins Zimmer. Heinrich Emanuel saß mit dem Rücken zur Tür. Er schnupperte, als er die Suppe roch und fragte fröhlich: »Na, Mutter Schwarz … welche Überraschung gibt's denn heute?«
    Amelia hielt

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