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Manöver im Herbst

Manöver im Herbst

Titel: Manöver im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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intensiverem Nachdenken an.
    »Ein Überfall der Freischärler ist völlig ausgeschlossen«, schloß der IIc seinen Bericht beim Kommandeur. »Man hätte das Pferd finden müssen. Natürlich kann man es beiseite schaffen. Man kann es erschießen, vergraben. Aber zwischen dem Verschwinden von Oberleutnant Schütze und der nächsten Kolonne, die seine Straße passierte, liegen 20 Minuten. Und diese Trainkolonne hat keinerlei Spuren eines Kampfes gesehen, keinen Pferdekadaver, nichts. Bis zu einer Stelle ließen sich halbverwehte Pferdespuren verfolgen … und plötzlich hörten sie auf.«
    »Schütze ist doch mit keinem Pferd geritten, das plötzlich Flügel bekam«, sagte der Generalmajor grob. Er starrte auf die Gebietskarte und auf das kleine rote Kreuz, das die Stelle der Schütz'schen Selbstauflösung angab. »Ist die Gegend durchgekämmt worden?«
    »Jeder Quadratmeter, Herr General. In diesem Gebiet gibt es zwei zerschossene Dörfer. Sie sind verlassen.«
    »Ein merkwürdiger Fall.« Der Divisionskommandeur nahm einen Radiergummi und radierte das Kreuz von der Karte. »Melden wir zunächst den Oberleutnant als vermißt. Aber ich erwarte von allen in diesem Gebiet liegenden Einheiten, daß sie die Augen offenhalten und jede Wahrnehmung sofort melden. Wo soll das hinführen, wenn so fähige Männer wie dieser Schütze sich einfach in Luft auflösen?«
    Das Problem wurde in der Nacht noch geklärt. Ein Bauernjunge, der nach strengem Verhör immer nur sagte: »Es war ein Mann mit einem Bart. Ich kenne ihn nicht.« – brachte ein Schreiben zum Divisionsstab. Der Wichtigkeit halber wurde der General geweckt.
    Das Schreiben war von fast preußischer Klarheit:
    »Oberleutnant Schütze befindet sich im Gewahrsam der französischen Freiheitsgruppe. Er wird erschossen.
    In Ihrer Gefangenschaft befindet sich Charles Bollet. Er ist unschuldig bis auf die Tatsache, daß er unser Frankreich liebt.
    Wenn Sie Bollet gegen Ihren Oberleutnant austauschen wollen, sind wir einverstanden. Bringen Sie Bollet morgen nacht um genau 11 Uhr 45 an die Kreuzung der Eisenbahn Metz-Paris/Sainte Menehould-St. Dizier am Kanal. Wir tauschen die Gefangenen aus, bei Zusicherung des beiderseitigen gesicherten Abzuges. Gruppe Freies Frankreich«
    Der Generalmajor hieb mit der Faust auf den Kartentisch und sagte laut: »Schweinerei! Und das in meiner Division! Das ist Erpressung!« Er sah auf seinen Ia, der stumm im Schatten der Tischlampe stand. »Was meinen Sie, Herr Major?«
    »Es geht um das Leben eines deutschen Offiziers.«
    »Morgen nacht um 11.45 Uhr.« Der General sah auf seine Uhr. »Das ist doch unmöglich. Wie soll ich in solch kurzer Zeit eine Weisung bekommen? Keine 24 Stunden mehr. Ohne Weisung der Armee kann ich gar nichts machen. Und wie ich den Herrn Generalleutnant kenne, wird er zuerst beim Chef des Generalstabes anfragen. Solche Ungeheuerlichkeit, ein solches Ansinnen bedarf der Überlegung. Wir sollen mit Franktireurs paktieren? Wo gibt es so etwas?«
    »Sie haben unseren Schütze als Geisel. Es bleibt uns nur der Weg der Verhandlung, Herr General.«
    »Bleibt er uns? Ich soll mir von Strauchdieben meine Handlungen diktieren lassen? Wo gibt's denn so was?« Der General legte seine Hand auf das Schreiben und sah seinen Ia starr an. »Schütze ist Offizier und ein guter Deutscher. Er soll ehrenvoll sterben. Sein Tod ist das Fallen in allervorderster Linie. Ich werde ihn zum EK I vorschlagen. Und wir werden ihn rächen. Wir werden auch diesen Charles Bollet erschießen.«
    Der Major atmete tief. Sein bleiches Gesicht schwamm im ungewissen Licht der Tischlampe.
    »Man sollte vielleicht doch erst den Weg der Verhandlung versuchen?«
    »Mit Verbrechern? Ein deutscher General? Ich schäme mich schon, wenn ich daran denke.«
    »Es hieße, einen guten Offizier opfern, Herr General, aus einem Stolz heraus, der im Kriege nicht ausgezahlt wird.«
    Der General sah ärgerlich zu seinem Ia hinaus. Sein Monokel blinkte im Schein der Lampe. Der Pour-le-mérite-Orden an seinem Hals klimperte gegen einen österreichischen Orden.
    »Sie reden wie ein reaktionärer Reichstagsabgeordneter, Herr Major. Übrigens ist die Zeit viel zu knapp. Und ohne höhere Weisung unternehme ich nichts. Auch Todesdrohungen entbinden mich nicht vom unbedingten Gehorsam.« Er hob die Schultern mit den dicken, gedrehten goldenen Achselstücken. »Aber bitte. Versuchen Sie es, Herr Major. Stellen Sie Verbindung zur Armee her. Fragen Sie an. Und melden Sie mir morgen, was

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