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Mansfield Park

Mansfield Park

Titel: Mansfield Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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überzeugt, daß Miss Bertram ihren Mr. Rushworth zärtlich liebt. Das habe ich in ihren Augen gelesen, als die Rede auf ihn kam. Ich habe eine zu hohe Meinung von Miss Bertram, um anzunehmen, daß sie ihre Hand ohne ihr Herz verschenken würde.»
«Mary, was sollen wir nur mit ihm anfangen?»
«Ich fürchte, wir müssen ihn aufgeben. Alles Reden nützt nichts. Zum Schluß wird auch er hineinfallen.»
«Aber ich möchte nicht, daß er hineinfällt, ich möchte nicht, daß er sich düpieren läßt! Er soll sich ehrlich und ehrbar verlieben!»
«Ach, du lieber Himmel! Überlaß ihn ruhig seinem Schicksal. Es kommt auf dasselbe heraus. Früher oder später fällt doch jeder hinein.»
«Nicht wenn es zum Heiraten kommt, liebste Mary.»
«Gerade wenn es zum Heiraten kommt. Mit allem gebührenden Respekt für allfällig verheiratete Anwesende sei es gesagt, daß kaum eines von hundert Männlein oder Weiblein beim Heiraten nicht hineinfällt. Wohin ich auch blicke, sehe ich das gleiche. Und wenn ich es recht bedenke, kann es gar nicht anders sein, denn eine Heirat ist von allen Transaktionen diejenige, bei der man die größten Erwartungen in einen anderen Menschen setzt und sich selber der größten Unaufrichtigkeit befleißigt.»
«Was die Ehe betrifft, warst du in Hill Street in einer schlechten Schule, Mary.»
«Meine arme Tante hatte gewiß wenig Grund, den Ehestand zu loben. Aber auch wenn ich nur nach meinen eigenen Beobachtungen urteile, ist es eine trügerische Sache. Ich kenne so viele, die geheiratet haben, weil sie von einem bestimmten Vorteil der Verbindung oder einem bestimmten Vorzug der betreffenden Person fest überzeugt waren – um nachträglich zu erkennen, daß sie sich gründlich getäuscht hatten und mit dem genauen Gegenteil von dem, was sie erhofften, fertig werden mußten. Kann man das anders nennen als hineinfallen?»
«Mein liebes Kind, deine Phantasie geht ein bißchen mit dir durch. Verzeih mir, wenn ich dir nicht rechtgeben kann. Du siehst nur das halbe Bild, verlaß dich darauf. Du siehst das Schlechte, aber nicht das Gute, durch das es aufgewogen wird. Es gibt überall kleine Schwierigkeiten und Enttäuschungen, und wir neigen allesamt dazu, allzuviel zu erwarten. Aber wenn die eine Glückshoffnung sich nicht erfüllt, wendet sich die menschliche Natur einer anderen zu, wenn unsere erste Rechnung falsch war, machen wir eine zweite, die besser stimmt; irgendwie klappt es zum Schluß. Und die hämischen Zuschauer, die aus jeder Kleinigkeit so gern eine große Affäre machen, sind letztlich weit eher die Betrogenen als die Beteiligten selber.»
«Wacker gesprochen, Schwester! Ich ehre deinen esprit de corps, und wenn ich selbst erst eine Ehefrau bin, sollst du mich ebenso standhaft sehen. Ich wünschte nur, ganz im allgemeinen, meine Bekannten dächten auch so. Das würde mir manchen Kummer ersparen.»
«Du bist um kein Haar besser als dein Bruder, Mary, aber wir werden euch beide kurieren. Mansfield wird euch beide kurieren – und niemand wird dabei hineinfallen. Bleibt bei uns, und wir werden euch kurieren.»
Auch wenn sie nicht kuriert werden wollten, waren die Crawfords gern zum Bleiben bereit. Mary war mit ihrem neuen Heim zufrieden, und Henry hatte nichts dagegen, seinen Besuch zu verlängern. Er hatte ursprünglich die Absicht, nur ein paar Tage zu bleiben, doch Mansfield schien einiges zu versprechen, und es gab nichts, was ihn anderswohin zog. Mrs. Grant war glücklich, die beiden bei sich zu behalten, und Dr. Grant zeigte sich mehr als einverstanden; für einen behäbigen Mann, der sich nicht gern aus dem Haus rührt, ist eine hübsche, plauderhafte junge Dame immer die angenehmste Gesellschaft, und Mr. Crawfords Besuch bot einen ausgezeichneten Vorwand, täglich Rotwein zu trinken.
Die Bewunderung, die die Fräulein Bertram Henry Crawford zollten, war ungehemmter als die Gefühle, die Miss Crawford sich zu gestatten pflegte. Sie gestand sich jedoch ein, daß die jungen Herren Bertram sehr sympathische junge Männer wären, wie man sie selbst in London nicht oft beisammen sähe, und daß sie ausgezeichnete Manieren besäßen. Dies galt besonders für Tom, der sich viel in London aufhielt und sich durch größere Lebhaftigkeit und Galanterie auszeichnete als Edmund. Daß er der Ältere war, sprach natürlich besonders zu seinen Gunsten. Mary Crawford hatte von Anfang an geahnt, daß der Ältere ihr besser gefallen würde. Sie kannte sich.
Tom Bertram mußte aber unter allen Umständen

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