Manta 01 - Omnivor
kräftigen Fußes und dem leichten Pfeifen der Luft. Subble berechnete seine Position auf Grund der Geräusche: einen guten halben Meter über dem Sand, zwei Meter hinter ihm. Er mußte ganz nahe herankommen, neben oder über ihn, um den Schwanz einsetzen zu können, es sei denn er war in der Lage, einen Überkopfschlag auszuführen.
Anderthalb Meter, einen.
Und Subble stoppte. Er bremste mit aller Kraft, stemmte die Füße in den Sand und warf den Körper rückwärts. Seine Arme flogen über den Kopf, starr wie Eisenstangen, die Fäuste geballt.
Aber auch der Manta hatte aus der Erfahrung gelernt. Bei sechzig Kilometern in der Stunde konnte er nicht innerhalb eines Meters anhalten. Sein Fuß war für die Vorwärtsbewegung geschaffen, nicht zum Bremsen. Wie schon der alte Ettore Bugatti protestiert hatte, als man ihn aufforderte, an die Sicherheit zu denken: »Ich baue meine Autos zum Fahren, nicht zum Anhalten!« Wieder nutzte Subble seinen weniger spezialisierten Körper zum Vorteil. Er konnte mehr Dinge verbringen als der Manta, obwohl er auf dessen Spezialgebieten nicht zu konkurrieren vermochte.
Der Manta konnte nicht zur Seite schwenken, und er konnte auch nicht die erforderlichen zwei Meter in die Höhe steigen, um ihm völlig auszuweichen, wenn er die Aerodynamik nicht durcheinanderbringen und die Kontrolle verlieren wollte. Er konnte nur weiter nach vorne, aber er hatte sich vorbereitet.
Er nahm die Kollision hin.
Der weiche Ball klatschte gegen Subbles Rücken und federte zurück.
Subble fuhr herum, griff nach dem Manta, aber der war schon hoch in der Luft, mehr als drei Meter, und nahm seine Flugform an - unverletzt. Damit war eine neue Eigenschaft festgestellt: Der Manta konnte sein Auge zeitweilig schützen, in dem er es in sein Fleisch einbettete. Und die Knochenlosigkeit verhinderte innere Verletzungen.
Warum hatte er das nicht bei dem Sonnensturm auf Nacre getan? Wahrscheinlich weil das Licht seine Haut verbrannt hatte, so daß er nicht wegspringen und sich erholen konnte.
Subble baute sich unter dem ausgebreiteten Mantel auf, wohl wissend, daß dem Manta im fast stationären Zustand nicht die erforderliche Hebelkraft für einen Schwanzschlag zur Verfügung stand. Es war nicht die eigene kleine Masse des Mantas, die ihn hielt, sondern der Widerstand der Luft gegen seinen ausgebreiteten Körper. Derselbe Widerstand sorgte auch für die Triebkraft nach vorne. Der Fuß drückte in erster Linie nach oben, aber das Segel stemmte sich gegen die feste Luft und ließ den Körper viel schneller nach vorne schießen, als das sonst möglich gewesen wäre. Der Manta war eine Kreatur der Bewegung und konnte seinen Schirm nicht ohne Geschwindigkeit aufklappen. Jetzt stand er fast still. Er mußte für wenigstens einen Stoß nach unten kommen, wenn er sich entfernen wollte. In dieser Beziehung hatte er sich verkalkuliert.
Und Subble stand genau unter ihm.
»Komm zu Papa«, sagte er und streckte die Hände aus, um die vergeblich flatternde Gestalt zu umfangen. Aber er hielt sein Gesicht abgewandt. Der Manta konnte ihn immer noch blenden, da der Griff nach seinem Körper etwas von der erforderlichen Hebelkraft lieferte. Er mußte sich auf den Manta werfen, ihn in den Sand pressen und den Schwanz.
Ein Schmiedehammer traf seinen Kopf.
Subble stürzte nieder, betäubt von dem Schlag. Das flache Wasser und die hellen Muscheln unter der Oberfläche näherten sich seinem Gesicht, obwohl die Nacht dunkel war. Der Manta hatte ihm seinen Fuß auf den Kopf gehämmert, vielleicht instinktiv, und ihm fast den Hals gebrochen! Sein Gehirn war ernsthaft beeinträchtigt. Wenn er seinen Körper nicht sofort wieder unter Kontrolle bekam, würde er das Bewußtsein verlieren - und das Leben.
Und die Mission. Die phosphoreszierende Oberfläche klatschte gegen sein Gesicht. Es war pures Glück. Der äußere Schock versorgte ihn mit Adrenalin und gab ihm die momentane Kontrolle zurück. Er zog die Knie an und stieß sich ins tiefere Wasser ab.
Oder war es Enrico Ferrari gewesen, der seine Autos zum Fahren baute?
Wieder kam der Manta, gewillt, diesmal den Todesstreich anzubringen. Seine schwarze Gestalt glitt in kürzester Entfernung vorbei, nur als beweglicher Schatten erkennbar. Subble ortete ihn in erster Linie per Ohr. Er stellte fest, daß er für den Augenblick sein Sehvermögen im Infrarotbereich verloren hatte. Dieses war für Beschädigungen viel anfälliger, weil es künstlichen Ursprungs war. In dieser Situation
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