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Manta 03 - Ox

Titel: Manta 03 - Ox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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malmenden Biß der riesigen Zähne Tyranns ausgezackt.
    Die Frage der Authentizität erhob sich nicht: Cal hatte tatsächlich hier vor zwei Tagen den Tod gefunden. Die Ameisen waren eifrig an der Arbeit.
    Aber sie hatte Cal einen Tag und eine Nacht lang geliebt. War es ein Phantom gewesen, geboren aus ihrer Trauer, aus ihrem unerfüllbaren Sehnen? Sie berührte ihren Körper hier und dort und fühlte die wunden Stellen heftiger Liebe. Konnte sie sich das alles selbst angetan haben - in einer Kompensationsorgie für das, was sie während Cals Lebzeiten versäumt hatte? Ihr Verstand mußte zeitweilig ausgesetzt haben, denn hier stand sie vor der Realität: einem abgetragenen Schuh mit dem Stumpf des Beins.
    Sie begrub den Fuß und behielt den Schuh.
    Jetzt kamen die Mantas: Circe und Star. Veg ging es gut, berichteten sie. Als die Mantas ihn informierten, hatte er versucht, ihr zu Hilfe zu eilen, war aber durch das zweite Beben in Mitleidenschaft gezogen worden und auf einem Felsen in der Bucht gestrandet. Die Vögel hatten bei demselben Beben ihre Eier verloren und waren gezwungen gewesen, ihr Nest zu verlassen, aber sowohl Orn als auch Ornette hatten überlebt. Das dritte Beben hatte ihre Insel zerrissen und die räuberischen Wasserbewohner wieder aufgeschreckt.
    »Sie haben ihre Eier verloren.«, wiederholte Aquilon und spürte einen schmerzhaften Stich, wie beim Verlust von Cal. Ein Gefühl der Trauer vermischte sich mit dem anderen.
    Geführt und geschützt von den Mantas vereinigte sie sich wieder mit Veg und den Orn-Vögeln. Ein Monat verging, gleichzeitig kurzer Augenblick und Ewigkeit für die beiden Menschen, die ihre schreckliche Gram miteinander teilten. Der phantomhafte Cal erschien nicht wieder, aber Aquilon hatte fortgesetzten Grund zur Verwunderung, denn ihre Periode blieb aus. Veg hatte sie nicht angerührt - nicht auf diese Weise. Nur in dem vergeblichen Bemühen, sie zu trösten, hatte er den Arm um sie gelegt.
    Nach drei Monaten wußte sie, daß sie schwanger war. Und doch konnte es nicht möglich sein - abgesehen von jenem Tag und jener Nacht in der Höhle. Bei Gelegenheit kehrte sie dorthin zurück, vorbei an dem gefrorenen Körper Tyranns vor dem Eingang, aber sie fand niemals etwas. Sie hatte ein Phantom geliebt - und trug das Kind des Phantoms unter dem Herzen.
    Als ihr Zustand fortschritt, nahm Veg mehr von der Mühsal des Überlebens auf seine Schulter. Auch die beiden intelligenten Vögel halfen, bewachten ihren Schlaf und brachten ihr Delikatessen wie etwa kleine, frisch geschlachtete Reptilien. Sie lernte, sie zu essen, und Veg verstand es: Um in der Natur zu überleben, mußte man sich der Natur anpassen. Sie war keine Vegetarierin mehr.
    »Schließlich«, erklärte sie mit einiger Mühe, »ist es Cals Baby. Ich muß so leben.« Sie war sich nicht sicher, ob er die Logik dieser Feststellung erkannte oder ob überhaupt Logik in ihr lag, aber die entsprach dem, was sie fühlte. Ihr Essen ernährte Cals Baby. Cals Lebenshaltung hatte die Oberhand. Wenn es Vegs Baby gewesen wäre.
    »Ich habe ihn auch geliebt«, sagte Veg, und das genügte. Er war nicht eifersüchtig auf seinen Freund, freute sich vielmehr darüber, daß wenigstens etwas von
    Cal übrig geblieben war. Sie hatte ihm nie die Einzelheiten der Empfängnis erzählt und ließ ihn in dem Glauben, daß sie stattgefunden hatte, bevor die Dinosaurierjagd begann. Gelegenheit hatte es schließlich gegeben.
    »Wenn dieses geboren ist, müßte das nächste deins sein«, sagte sie. »Ich liebe auch dich, und selbst wenn ich es nicht täte, wäre es für das Überleben unserer Spezies notwendig.«
    »Ja«, sagte er leicht gepreßt. »Ich bin froh, daß du vernünftig genug warst, ihn zuerst zu nehmen. Wenn er schon sterben müßte, dann war es so genau richtig.«
    In der Zivilisation, unter normalen Menschen, wäre dies unrealistisch gewesen. Hier jedoch, mit Veg, war es gesunder Menschenverstand. Veg hatte seinem Freund Cal immer das Beste gewünscht, und es war ein Kompliment für sie, daß er sie als würdig betrachtete.
    »Wir haben darüber diskutiert, ob die Menschheit kolonisieren soll«, sagte sie. »Wir hatten unrecht, beide Seiten. Wir sind davon ausgegangen, daß es die gesamte Erde sein mußte oder überhaupt nicht. Jetzt wissen wir, daß es einen Mittelweg gab. Diesen Grund: Nur einige wenige Menschen, die sich in die KreidezeitEnklave einfügen und sich ihre eigene kleine Nische suchen, ohne die Nische irgendeiner anderen

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