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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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sagte sie. Der Lösch-Befehl, den sie selbst geschrieben und noch am Nachmittag überprüft hatte, war ebenfalls hinzugefügt. Die letzte Zeile las sich nun:
     
    if (currentPoint.checkstate()==END)
    {
    SelfWare.Init(INFINITY);
    }
     
    Das gerötete Gesicht ihres Vaters erbleichte.
    »Was soll das heißen?«, fragte McAlister hartnäckig. Er sah aus, als würde er im nächsten Moment auf den Schreibtisch springen und ihr an den Hals gehen.
    Natalie antwortete: »Irgendein Mistkerl hat mein Selfware-Programm genommen und es zusammen mit der Therapie-Sitzung geladen. Nachdem die Löschung ausgeführt war, startete sie automatisch das Sekundärsystem. Aber das ist noch nicht alles.«
    Natalie nahm den Laserpointer und richtete den Leuchtpunkt auf das letzte Wort. »Dieser Parameter. Es sollte eine kleine Zahl sein. Eine finite Serie …« Sie verstummte, während sie zu begreifen versuchte, was diese Änderung bewirken konnte. »Ich weiß nicht einmal, was es bedeutet, wenn es ohne Obergrenze läuft. Ich nehme an, es macht einfach für immer weiter. Theoretisch dürfte das gar nicht möglich sein … je größer die Anzahl der Näherungen, desto mehr Probleme hat man mit dem Grundrauschen …« Sie wirbelte mit ihrem Stuhl herum und fuhr McAlister mit aufflackerndem Zorn an: »Man braucht ja kein Genie zu sein, um zu merken, wer das war, oder? Und Sie haben ihn verloren!«
    »Mach dir darum keine Gedanken«, knurrte ihr Vater. Während sie auf die Scanner-Systeme zugriff, wandte er sich an McAlister:
    »Da haben Sie Ihren Beweis, dass etwas vorgeht. Ich hatte es Ihnen gesagt. Nun müssen wir die Stilllegung beenden, bevor mit dieser verdammten Voodoo-Software noch etwas Schlimmeres passiert.« Er bedachte Natalie mit einem hasserfüllten, tadelnden Blick und streckte die Hand vor, um die Verbindung zu trennen.
    »Nein«, sagte McAlister leise. Er kauerte sich halb gegen den Schreibtisch, als rechne er mit einem körperlichen Angriff. »Keine Stilliegung.«
    Natalie erstarrte, die Finger auf der Tastatur. Eine Sekunde völliger Stille folgte. In dieser Sekunde erhob sich McAlister und zog seine Krawatte straff. Sie sah ihm an, dass er, woher auch immer, genau wusste, was mit Bill war. Sie merkte es daran, wie er versuchte, ein klägliches Selbstvertrauen heraufzubeschwören und den Befehl zu übernehmen.
    Ihr Vater lehnte sich langsam zurück, mit zusammengekniffenen Augen; sein Mund war ein dünner, lippenloser Spalt. »Bobby ist mein Patient.« Er sprach ganz gelassen. »Und ich entscheide, was nun für ihn am besten ist. Wir legen das NP still, Natalie?«
    »Das Scan-and-Transmit-System ist bereit. Ich nehme ein Handgerät in sein Zimmer mit und erledige es«, sagte sie und schob sich vom Schreibtisch zurück.
    »Nein«, wiederholte McAlister mit mehr Autorität in der Stimme.
    Sie schob sich an ihm vorbei, und er griff lahm nach ihr.
    »Das sind Michail Guskows Befehle!«, rief McAlister, als sie ihn stehen ließ.
    Natalie drehte sich halb zu ihm um, die Hand auf der Türklinke.
    »Wir lassen sie laufen. Das ist wichtig. Für das Projekt. Für Mappa Mundi.«
    Zu ihrem Erstaunen sah sie, dass McAlister sie mit einer Pistole bedrohte.
    »Es tut mir Leid«, sagte er, blickte auf den Bildschirm und dann wieder zu ihr. »Sie müssen zuhören.« Er schwenkte die Pistole leicht zur Seite und löste mit Mühe die Sicherung.
    Natalie sagte sich, dass er sie eher aus Ungeschicklichkeit denn aus Absicht erschießen würde. Sie schnaubte und fragte: »Seit wann arbeiten Sie für ihn?« Obwohl es starke Verbindungen zwischen Guskow und dem Ministerium gab, glaubte sie nicht, dass man dort nach seiner Pfeife tanzte.
    »Bitte, lassen Sie den Versuch weiterlaufen«, sagte er. »Nur ein wenig.«
    Sie blickte Calum an und sah, dass er zuhörte.
    »Wenn Sie auf irgendeine Weise versuchen, das Experiment abzubrechen«, fuhr McAlister fort, »muss ich Sie daran hindern.«
    »Weiß das Ministerium davon?«, fragte ihr Vater.
    »Noch nicht«, gestand McAlister mit einem bedeutsamen Nicken, das Natalies Meinung zufolge nur heißen konnte, dass er schon in Guskows Sold gestanden hatte, bevor er zum Ministerium kam. Er schwenkte die Pistole zwischen ihr und der Tür hin und her. »Wir gehen nun ins Beobachtungszimmer und überwachen ihn von dort. Die Abhörspezialisten des Ministeriums werden gewiss jeden ins Bild setzen, der davon erfahren sollte.«
    »Stecken Sie dieses Spielzeug weg«, fuhr Natalie ihn an. »Sie sehen albern damit

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