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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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sich an die Leere klammerten.
    Aus Furcht und Verzweiflung warf Bobby sich auf sie und versuchte sich festzuhalten, doch wie ihre Finger ihn durchdrungen hatten, so durchschnitten seine Hände nun mühelos sie. In diesem Augenblick kribbelte es ihr am ganzen Leib, und Natalie wusste mit der gleichen Sicherheit, mit der sie ihren Namen kannte, dass Bobby und sie sich überlagerten.
    Dann war er verschwunden.
    An seine Stelle trat eine taube Schwärze. Natalie fiel hinein wie in einen gewaltigen, klaffenden Mund. Im letzten bewussten Moment spürte sie, wie sein gieriger Atem sie umfing.
    Auf der Oberfläche einer anderen Welt brüllte McAlister um Hilfe.

 
10
     
     
    Jude traf sich mit Mary in Goodenough’s, einem Restaurant mit Bar so nah an seiner Wohnung, dass sie nach dem Dienst immer wieder dorthin gingen, um sich in Ruhe zu unterhalten. Er achtete darauf, vor ihr dort zu sein. Aus dem schalen frühen Abend ging er hinein und hoffte, dass der Geruch nach Röstzwiebeln und Texasgrill ausreichte, um ihn in bessere Laune zu versetzen. Aus der Nähe drang ihm der saure Geruch nach verschüttetem Bier und Margarita in die Nase.
    Keiner der Gerüche übte die erhoffte Wirkung aus, und darum blieb Jude nicht stehen, als Cole, der Barkeeper, ihm zunickte und ihn leise begrüßte, ein vorsichtiger Auftakt zur Wiederaufnahme des ältesten, am längsten anhaltenden Wettbewerbs in Spötteleien. Cole grinste selbstironisch, während mit seinem weißen Handtuch energisch eine Glaskanne polierte. Mit seinen kummervollen, leidenden Augen, naturgetreu einem Bluthund nachempfunden, wie Jude fand, verfolgte er, wie Jude sich ans Ende der Theke bewegte. Cole wartete, bis Jude sich gesetzt hatte; dann wies er mit seinem breiten Finger fragend auf den Zapfhahn für Red Hook.
    Jude nickte. An diesem Ende der Theke war die Musik nicht so laut, weil einer der Lautsprecher ausgefallen war. Sie klang belegt. Cole stellte das Bierglas auf einen Untersetzer, bemerkte Judes Gesichtsausdruck und verschwand wieder, um noch mehr Glaskannen aus dem Geschirrspüler zu holen. Jude musterte die Batterien kalter Flaschen mit Bieren, Fruchtsäften und Spirituosen über ihnen, eine Reihe mit verschiedenen Formen, Größen, Farben und Verheißungen nach der anderen. Wie ein wertvoller Schatz wirkten sie. Hinter sich hörte er Billardkugeln klicken, und ein Queue fiel mit einem dumpfen Schlag zu Boden. Die Spieler redeten mit leisen Stimmen, die er nicht verstand.
    Er sah nach, was sein Datapilot ihm über Fort Detrick zu sagen hatte. Er war noch nicht sehr weit vorgedrungen, als Mary auftauchte.
    »Hallo, Cole!«, rief sie.
    »Mary, Mary«, entgegnete Cole, »was macht der Garten?«
    Jude erhob sich und umarmte sie zur Begrüßung. Sie hauchten sich Küsschen auf die Wangen, dann setzte sie sich, kühl und anmutig. In ihren blauen Augen stand das verschwörerische Funkeln, das stets seine Stimmung hob.
    »Tut mir Leid wegen Florida«, war das Erste, was sie sagte. »Ohne dich habe ich es irgendwo vermasselt. Am Ende ging alles so schnell. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie uns so plötzlich noch durch die Lappen gehen könnten. Sie müssen einen Tipp bekommen haben.«
    »Ja.« Er nickte. »Entschuldigung angenommen. Ich habe deinen Bericht gelesen. Brutaler Break.«
    »Wir haben deinen Mann wieder verloren«, sagte sie und hielt aufmerksam nach seiner Reaktion Ausschau.
    Cole nahm mit einem anderen Handzeichen ihre Bestellung entgegen. Beide beobachteten sie, wie er den Cocktail mixte und schüttelte.
    »Kommt mir schon schicksalhaft vor«, sagte Jude. »Ich glaube manchmal, es ist uns einfach nicht bestimmt, ihn zu bekommen. Ich vermute, dass er der Regierung zu nützlich ist. Jemand hält schützend die Hand über ihn. Ich werde Perez als Nächstes um ein paar alte Fälle bitten, die nicht mit ihm in Zusammenhang stehen. Irgendwas Einfaches, einen Betrug.«
    »Wie wär’s mit willkürlicher Kontrolle der Körperchemie?«
    »Ist das schon wissenschaftlich?«
    Mary ließ ihre weißen Zähne blitzen und lachte. »Wird es bald sein, denn es ist ihnen gelungen, die NervePath-Systeme zu perfektionieren. Wenn du erst deine Drüsenfunktionen durch Micromedica steuern kannst, dann dopst du dich mit deinen eigenen Hormonen, solltest du gerade mal eine olympische Höchstleistung erbringen müssen, meinst du nicht auch?«
    »Gibt dem Wort Selbsthilfe eine ganz neue Bedeutung.«
    »Und die Pharmaimperien werden auf den Zug aufspringen und eine

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