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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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dass das noch nicht alles war; sie fürchtete die Offenbarung.
    »Ja«, sagte er, »Entwickelt, um Gegenmittel so schnell wie möglich auf große Teile der Bevölkerung zu verteilen. Relativ kleine Mengen werden in den Bevölkerungszentren ausgesetzt. Eine Krankheit, die äußerst ansteckend ist und Antigene trägt – oder andere Nutzlast –, und ihre Virulenz benutzt, um sich und ihre Fracht zu replizieren.«
    Natalie brauchte einen Augenblick, bis sie erfasst hatte, was er da sagte. »Sie können Micromedica als Fracht tragen und vermehren?«
    Jude richtete sich auf und atmete langsam und tief durch. »Die Version, die ich von einem Toten habe, kann es. Aber irgendetwas sagt mir, dass ich in Dugway etwas anderes zu Gesicht bekomme.«
    Er blickte zu ihr hoch und hob fragend die Augenbrauen, als wäre er überrascht, mit welcher Folgerichtigkeit er seine Schlüsse zog. »Mary und ich sollen uns einen Testlauf ansehen und genug darüber lernen, damit wir jeden Dieb stoppen können, der dieses Deliverance-System zu stehlen versucht. Sie erwähnte allerdings nichts anderes als Antigen-Verteilung. Was ich in der Hand habe, kann jedoch schon viel mehr. Sieht aus, als ob unser Mann damit seine Schwierigkeiten umgeht. Wenn es auf der Welt Labors gibt, die auch nur winzigste Mengen von diesem Deliverance produzieren, benötigt Guskow lediglich eine stecknadelkopfgroße Probe NervePath plus seine Programme, und er hat alles, was er braucht, um loszulegen.«
    Natalie schauderte. Sie schlug die orange-braune Tagesdecke zur Seite und legte sich in der Hoffnung, warm zu bleiben, unter die saubereren Laken.
    »Alles okay mit dir?«
    »Ja«, sagte sie und zog sich die Decke bis zum Kinn hoch. »Du bist dran.«
    Als Jude ins Bad ging und die Tür hinter sich schloss, legte sie sich in die Kissen zurück und versuchte, über das Prickeln in ihren Nervenenden hinwegzusehen; ihr war, als wäre jeder Nerv ein Draht in einem Magnetfeld und hüpfte wie ein Floh. Eine weitere Auswirkung der Selfware, nahm sie an. Alles war so schnell gegangen, dass sie keine Zeit gehabt hatte, sich daran zu gewöhnen. Sie hatte weder gedacht, dass Mappa Mundi schon so weit entwickelt sein konnte, noch dass sämtliche Annahmen, die es über Menschen und den Aufbau ihres Gehirns und Bewusstseins machte, richtig sein konnten. Glaubte die Regierung nun wirklich, sie könnte Ideen senden wie Fernsehprogramme und jeden damit säuberlich in eine große, organisierte Gruppe eingliedern? Solche Lenkung war nicht möglich und würde nicht anhalten. Wenn die nullgestellten Ideen zu zerfallen begannen oder bewirkten, dass andere Teile der Bedeutungsstrukturen der Menschen sich auflösten, was wäre dann?
    Bei Dan hatte das Verfahren Orientierungslosigkeit und Motivationsverlust hervorgerufen. Bei anderen … es musste natürlich andere geben. Menschen, die nicht zu sagen wussten, was mit ihnen plötzlich nicht stimmte, wie die Bevölkerung von Deer Ridge; einige wurden depressiv, andere erlitten kleinere Gedächtnislücken, einige gerieten psychisch so durcheinander, dass sie völlig unberechenbar und gefährlich wurden. Destabilisierte man dadurch eine große Bevölkerung, und ein paar Andersdenkende oder selbst organisierter Widerstand wären noch die Geringsten der Probleme, mit denen man dann konfrontiert wurde.
    Sie fragte sich, was ihr Vater dazu sagen würde. So viel Potenzial, würde er vermutlich anführen, um die armen Schweine in den geschlossenen Anstalten zu retten … verschleudert von ein paar Idioten, die alle anderen auch zu Idioten machen wollten. Trotzdem hatte er von Anfang an dazu beigetragen.
    Natalie warf einen Blick auf Judes Aktenkoffer. Darin lagen die Teile von White Horses Scanner-System.
    Sie stand auf und holte ihn sich ans Bett. Während Natalie durch die papierdünnen Wände hörte, wie die Leute nebenan aufstanden und über das Frühstück redeten, holte sie die Teile und das Werkzeug heraus und begann, den Scanner zusammenzusetzen.
    Als Jude aus dem Bad kam, richtete sie ihn gerade auf sich und drückte die SENDEN-Taste. Das LCD-Display – ein langer grauer Streifen, der lose oben auf den zusammengesteckten Platinen lag – flackerte, doch die Anzeige des Sättigungsniveaus war korrekt. Natalie suchte daraufhin nach allen anderen Systemen außer dem NervePath-Typ, von dem sie schon wusste.
    Die Anzeige bestätigte ihren Verdacht.
    »Sieh dir das an«, sagte sie. »Meine neueste NP-Version hat gerade die letzten Reste von älterem

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