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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Material beseitigt, das gestern in mich eingeführt worden ist und versucht hatte, seinen Instruktionen gemäß mein Nervensystem zu kolonisieren.«
    Jude starrte sie an. »Wie bitte?«
    »Wenn du nach Hause gehst«, erklärte sie, »solltest du die Erdnussbutter in eine Tüte zu packen und versuchen, eine Probe von der gleichen Charge zu bekommen, die in das Reservat ging. Ich wette mit dir, dass alles kontaminiert ist.«
    »Wie bitte?«, wiederholte er.
    »Hast du davon gegessen?«
    »Nein, ich hasse das Zeug.«
    »Und hast du gestern etwas davon angefasst?«
    »Angefasst?«
    »Als du die Tüte rausgezogen hast, bist du mit der Hand in die Büchse gegangen«, sagte sie. »Hast du dir hinterher die Hände gewaschen?«
    »Ich hab sie abgewischt, am … Verdammt, was machst du da?«
    Natalie blickte auf die Messwerte, die sie von ihm aufgenommen hatte.
    »Acht Prozent«, sagte sie, und Wut und Verzweiflung durchfuhren sie. »So eine Scheiße!« Sie schleuderte das Gerät auf die Matratze. »Wird das denn noch schlimmer, verdammt?«
     
    Jude saß in dem Imbiss neben Natalie und hörte ihr zu, wie sie ihm darlegte, was er zu erwarten hatte. Er war noch ganz betäubt von dem neuerlichen Schock.
    »Du wirst nichts spüren«, sagte sie, betrachtete den Salzstreuer und blickte besorgt aus den Fenstern, erst aus dem einen, dann aus dem anderen. »Solange dich niemand mit irgendwelcher halb ausgegorenen Software anschießt, wirst du keinen Unterschied spüren, und es wird auch keinen Unterschied geben.«
    »Kannst du ein Programm schreiben, das es aufhält?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Die Vermehrungs- und Besetzungsprotokolle sind in der Hardware voreingestellt. Darauf habe ich keinen Zugriff. Selbst wenn ich ihn hätte, schreibe ich nicht in Nanosprachen – sie sind superkomprimiert, nicht mehr als einfachste Schaltsysteme, die als diskrete Elektronensprünge ausgedrückt werden … Vielleicht, wenn ich mir die Materie wirklich schnell anlese …« Sie blickte mit tiefem Mitgefühl und Besorgnis zu ihm hoch. »Vielleicht könnte ich es schaffen. Aber dazu fehlt uns die Zeit. Wir müssen weitermachen mit dem, was wir beschlossen haben, und selbst dann …«
    »Ja, ich weiß.« Er streckte die Hände aus und drückte ihre Finger, die den Plastikstreuer hielten. Sie brauchten nicht mehr darüber zu reden. Es war beschlossene Sache.
    Die Kellnerin kam und nahm ihre Bestellung auf. Natalie trank ihr Wasser leer. Jude achtete vergeblich darauf, ob in seinem Kopf etwas Ungewöhnliches vorging.
    »Würde meine Version ausführen, was bei dir ausgeführt worden ist?«, fragte er.
    Sie stellte das Salz weg und schob sämtliche Tischdekoration fort, damit sie nicht damit herumspielte, doch augenblicklich begannen ihre Finger einen fast unhörbar leisen Rhythmus auf die Plastikplatte zu trommeln. »Nein«, sagte sie, nachdem sie einen Moment überlegt hatte. »Dazu fehlt ihr die Rechenleistung. Diese Version«, sie fuhr sich mit den Fingerspitzen über die rechte Schläfe, »ist etwa tausendmal leistungsstärker und fortschrittlicher. Deine ist dazu nicht in der Lage.«
    Er lächelte schwach. »Ich weiß nicht, ob ich darüber froh oder traurig sein soll.«
    »Sei froh«, entgegnete sie. »Deine Version wird dich vermutlich nicht umbringen.«
    »Es sei denn, jemand beschießt mich damit, womit Dan beschossen wurde.«
    »Ja, sicher, damit versuchen sie mich auch zu treffen, und wenn sie auf deiner Version arbeiten, erwischen sie mich damit nicht, und wenn auf meiner Version, dann bist du außer Gefahr.« Sie lehnte sich zurück, als ihr Frühstück kam, riesige, dampfende Portionen. »Damit bleiben uns ungefähr zehn Sekunden, um uns zu rächen.«
    »Ich werde dran denken.«
    Natalie stierte erwartungsvoll auf ihren Stapel Pfannkuchen und Judes Berg von Eiern mit Bratkartoffeln und nahm ihr Besteck auf.
    »Hast du dir in der Armee angewöhnt, so zu essen?«
    »Nee«, meinte er. »Heutzutage gibt’s beim Militär nur Reformkost und computergestützte ausgewogene Ernährung. Das hier bin ich von zu Hause gewöhnt.«
    Sie blickte auf die Uhr. »Es wird spät.«
    »Wir haben Zeit genug«, entgegnete er.
    Natalie schaute auf den Alltag, die Straße voller Pkw und langsamer Lastwagen. Sie lächelte einen Jungen am Nebentisch an, der nach einer Ablenkung von dem langweiligen Gespräch zwischen seiner Mutter und Großmutter suchte. Am liebsten hätte sie dem Kind geraten, sich an seiner Kindheit zu erfreuen, solange sie anhielt.
    Der Junge

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