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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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immer als starr erlebt, und hier saß er und diskutierte über die Freiheit.
    Guskow nickte zustimmend. »Sie haben Recht. Nun kommen wir langsam zum Kernpunkt. Ich weiß, dass Sie nicht hier sind, weil Sie meinen Ansichten über den Zustand der geistigen Freiheit oder über Mappaware zustimmen. Wir sollten die Fronten klären, bevor wir versuchen zusammenzuarbeiten. Das Gelingen des Projekts hängt davon ab.«
    »Ja, aber was soll’s? Wir wissen doch alle, dass es am Ende nach Ihrem Willen läuft«, entgegnete Desanto. »Wir sind doch nicht aus freien Stücken hier, sondern wegen Ihrer jahrelangen Arbeit. Jetzt haben wir keine Wahl als weiterzumachen und zu versuchen, mit Hilfe dieser Abscheulichkeit etwas Gutes zu bewirken. Selbst Ihre Entscheidung, dass die Welt diese Art Freiheit braucht, haben Sie auf eigene Faust gefällt. Für wie demokratisch halten Sie das eigentlich?«
    »Das habe ich bereits erklärt«, seufzte Guskow. »Die Methodik stand nie in Zweifel. Ihre Entwicklung war unabwendbar, seit bewiesen wurde, dass Micromedica intersynaptisch eingreifen konnten, ohne die normalen Vorgänge zu stören – von da an war es nur noch eine Frage der Zeit, bis jemand Mappaware entwickelte.«
    »Aber Sie hatten das schon vorgeplant«, warf Alicia Khan ein. »Sie und Nikolai hatten schon in den Neunzigerjahren Ideen zu diesem Thema.«
    »Theorien«, entgegnete Kropotkin, »nicht mehr. Es gab aber keine technischen Möglichkeiten, die feinfühlig oder diskret genug gewesen wären, um unsere Ideen in die Tat umzusetzen. Aber die Regierungen, und ganz besonders die amerikanische, versuchen schon seit langem, alle Methoden der Gedankenkontrolle und der Propagandavehikel einzusetzen.«
    »Hellseher.« Natalie nickte. »Das MK-Ultra-Projekt.« Sie hatte sich mit allem befasst, was sie über die Geheimprojekte der USA im Kalten Krieg in die Hände bekommen konnte, doch ihr Material war ausnahmslos anekdotisch gewesen. Ähnlich wie bei allen anderen Schilderungen paranormaler Vorgänge auch hatte sie keinerlei Beweis gefunden, den sie nicht irgendwie doch infrage stellen konnte. »Vielleicht ließ sich damit doch etwas ausrichten. Schwer zu sagen.«
    »Unmöglich«, schnaubte ihr Vater. »Leicht zu behaupten, aber in keinem einzigen kontrollierten Test bewiesen.«
    Guskow wandte sich an Natalie. »Allerdings sind Sie nun doch in einer ganz anderen Position, Doktor Armstrong. Sie können Gedanken lesen, nicht wahr?«
    Natalie zögerte; sie war sich bewusst, dass sämtliche Aufmerksamkeit auf ihr ruhte, und bemerkte eine unterschwellige Vorsicht und instinktive Ablehnung, genau die gleiche Reaktion, die anfänglich auch Jude gezeigt hatte.
    »Anscheinend ist das so«, sagte sie bedachtsam. »Es ist aber eine Folgeerscheinung des Selfware-Prozesses, des abgewandelten Programms. Ich weiß nicht, was es ist.« Die anderen blickten sie mit großen Augen an. Sie wollten ihr glauben. Davon abgesehen hatten sie Angst. »Warum probieren wir es nicht aus?«
    Ihr trotziger Vorschlag überraschte die anderen.
    »Warten Sie, ich dachte, es gab vor Ihnen noch ein anderes Versuchsobjekt … äh, eine andere Versuchsperson, meine ich«, sagte Desanto. »Was ist denn dabei herausgekommen?«
    Natalie blickte nacheinander Guskow und ihren Vater an. »Ihr wisst es doch. Warum sind die anderen nicht informiert?«
    Kropotkin antwortete an ihrer Stelle. »Weil wir es nicht glauben wollten.«
    »Ich glaube es eigentlich auch nicht«, entgegnete Natalie. »Doch nun können wir die Sache untersuchen, ohne dass noch der leiseste Zweifel möglich wäre. Der Patient, Bobby X, wie auf seinem Krankenblatt stand, lebt nach wie vor. Wenn er noch keinen kritischen Punkt erreicht hat, kann er vielleicht sogar zu uns kommen. Er hat zugestimmt, uns als Testperson zu dienen.«
    Khan schüttelte verwirrt den Kopf. »Entschuldigen Sie bitte, aber was soll das Ganze eigentlich?« Sie streckte beide Hände mit ausgebreiteten Fingern vor. »Wir befinden uns in einem von der Umwelt abgeschotteten Container fast fünfzig Meter unter der Erde. Wie soll er denn bitte schön zu uns gelangen?«
    Natalie begegnete ihrem ungläubigen Blick mit Gelassenheit und lächelte. »Das ist die interessanteste Frage dabei. Wollen wir ins Test-Center gehen und es ausprobieren?«
    Als sie aufstanden, ergriff Goldfarb zum ersten Mal das Wort. »Nun ist alles anders«, sagte er, während er Guskow unverwandt anblickte. »Das haben Sie nicht vorhergesehen. Was immer dieser Patient ist,

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