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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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punkto Kommunikation zwischen den Hirnzentren einzuschätzen, diese zu verstärken und dann verschiedene Muster durchzutesten, während sie Verknüpfungen stärkte, die den Wirkungsgrad vergrößerten, aber diejenigen schwächte, die Fehler verursachten. Selfware hatte dieses Stadium erreicht, als jemand sie vorsätzlich abänderte – und damit auch ihre Grenzen.
    Nun war Selfware zu etwas anderem geworden, und das NervePath-System, auf dem sie lief, hatte ganz neue Fähigkeiten erlangt. Das war nicht alles; aus Bobbys Lage hatte Natalie schließen können, dass Software und Hardware so weit ineinander verschmolzen waren, wie ihre Befehlssätze und Möglichkeiten es erlaubten. Der Rest des Teams bemühte sich nun, diese Abwandlungen nachzuvollziehen. Als Grundlage dienten die Informationen, die man in Echtzeit aus Natalie gewann, doch sie war sicher, dass der Prozess in ihr nicht annähernd so weit fortgeschritten war wie bei Ian; was die Laufzeit anbetraf, war sie sehr vorsichtig gewesen.
    Doch als Natalie ihren eigenen Befund sah, erschrak sie.
    Nikolai Kropotkin und ihr Vater besprachen ihn mit ihr. Sie trafen sich in Kropotkins Büro und sahen zu, wie die holografischen Darstellungen flossen und wirbelten.
    »Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass in diesem System die Verschmelzung von Hardware und Software bereits abgelaufen war, als Sie damit infiziert wurden – denn es war schon stundenlang in Bobby X gelaufen«, sagte Kropotkin zu ihr.
    Natalie starrte die diagrammatischen Anzeigen an, die ihr verrieten, dass nicht nur ihr Gehirn und ihr Zentrales Nervensystem, sondern ihr ganzer Körper zur Arbeit für die Ziele des Selfware-Programms herangezogen worden war. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit nach innen und versuchte, den Unterschied zu erspüren, doch alles schien beim Alten zu sein, und das verstörte sie.
    »Mir gefällt Ihre Erklärung noch immer nicht«, warf Calum ein. »Wie kann Selfware auf diese Weise mit NervePath kommunizieren? Das sollte an sich nicht möglich sein.«
    »Ganz im Gegenteil. Die einzige Voraussetzung, dass der Befehlscode das NervePath bewegen kann, physische Veränderungen an Nicht-Nerven-Zellen vorzunehmen, bestand darin, alle Zellen als mögliche Informationsaustauscher neu zu definieren. Sobald das Gehirn einmal die optimale Funktionsweise angenommen hatte, war Bobby in der Lage, die übergeordnete Wahrheit wahrzunehmen, nämlich dass alle unsere Zellen ständig miteinander kommunizieren.«
    »Aber das war eine Veränderung seines Bewusstseins, nicht der Systeme«, wandte Calum ein.
    »Ja, und in diesem Moment waren sein Verstand und die Systeme integriert. Die angepasste Version besaß Schreibzugriff auf den ursprünglichen NervePath-Code und durfte ihn abändern. Ich würde wirklich zu gern wissen, wer diese Zusätze geschrieben hat.« Der Ausdruck auf Kropotkins runzligem Gesicht wurde finster, während er ins Grübeln verfiel, und Natalie sah, dass er über Guskow nachdachte.
    »Ist er dazu in der Lage?«, fragte sie ohne Umschweife. »So etwas zu schreiben und solches Material an nichts ahnenden Menschen auszuprobieren?«
    Kropotkin zuckte mit den Achseln. »Natürlich kann er das. Sie haben doch früher Selbstversuche unternommen, mit den Festwert-NervePath-Systemen, oder?«
    »Das war etwas anderes«, versetzte sie; ihr wurde übel.
    »Nicht wenn Sie eine Welt zu retten haben«, entgegnete Kropotkin ruhig. »Nicht wenn Sie Ihr Leben schon darauf verwendet haben und der Preis auf der Kippe steht. Ihn um einen unbekannten Mann zu vergeuden, um ein Leben, wo so viele Möglichkeiten auf dem Spiel stehen?«
    »Sein Leben ist dieser ›Preis‹ nicht wert.«
    »Sein Leben gegen ein anders. Ihr Leben gegen meines. Diese Arbeit war der Inhalt Ihres Lebens, oder? Hätten Sie das aufgegeben?«
    »In diese Niederungen habe ich mich mit meiner Arbeit nie begeben.«
    »O doch. Sie wussten es nur nicht.«
    Natalie wandte sich ihrem Vater zu. Auf seinem Gesicht lagen Sorge und Wut.
    »Du hast es gewusst«, sagte sie. »Du hast gewusst, was er getan hatte, und du hast mir nichts davon gesagt.«
    Sein gerötetes Gesicht lief noch dunkler an. »Du solltest nie damit in Berührung kommen!«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich wollte, dass du in York bleibst und nie in diesen … diesen verdammten Schlammassel hineingezogen wirst.«
    »Aber du wusstest doch, was Selfware mir bedeutete. Oder warst du es nicht, der sagte: ›Deine Arbeit ist

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