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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Nutzlast nie freigesetzt.«
    »Er hat das Seine dazu beigetragen, das Deliverance zu verbreiten, aber das war alles?« Jude sah Sharrock zu, wie er die Bildschirme abschaltete.
    »Das war alles.«
    »Und welchen Sinn hatte es, dieses Element einzubringen?«, fragte er. »Damit Sie einige überleben lassen konnten und andere nicht?«
    »Damit Tiere als Überträger, aber nicht als Empfänger dienen«, sagte der Oberfeldarzt und lehnte sich in den Sessel zurück. »Damit wir spezifisch sein können, falls es nötig ist – wir können die Sporen völlig unreaktiv gestalten, es sei denn, sie treffen auf die richtigen Marker. Tiere können Deliverance übertragen, ohne in irgendeiner Weise betroffen zu sein, aber wenn sie eine humanaktive Version transportieren, können sie Menschen infizieren. Das ist Teil des Infektionsvektors.«
    »Okay.« Jude beschloss, das Thema fallen zu lassen.
    »Was geschieht mit den Tieren da draußen? Sind sie kein Infektionsrisiko?« Mary füllte noch immer ihre Checkliste für Perez aus.
    »Die Tiere werden getötet und die Kadaver wie üblich seziert«, sagte der Oberfeldarzt. »Wo wir gerade dabei sind, wir haben Ihnen einige Autopsieergebnisse vorzulegen und einige Zeugenaussagen. Außerdem warten medizinische Fachleute auf Sie. Ich bin sicher, dass wir Sie vor dem Mittagessen überzeugen können, das beste Abwehrsystem gegen Terroranschläge in der Hand zu haben. Diese Bedrohung ist sehr ernst, das kann ich Ihnen versichern.«
    Dem von der CIA zur Verfügung gestellten Informationsmaterial zufolge, das Jude gelesen hatte, sagte Sharrock die Wahrheit; Indien, Pakistan und der Mittlere Osten konnten zwar stolz sein auf ihre technischen Fortschritte, hatten aber wie alle Nationen sehr mit opportunistischen Waffenhändlern zu kämpfen. Falls sich Deliverance als ähnlich taugliches Mittel der Abschreckung erwies wie Interkontinentalraketen und nukleare Gefechtsköpfe, würden die USA keine Sekunde zögern, sich dieses Potenzial zunutze zu machen. Wenn Deliverance fest umrissene Ziele spezifisch angreifen konnte, dann besaß es Potenzial – ein gewaltiges Potenzial. Letztendlich wusste Jude kaum zu sagen, was ihm weniger gefiel, Deliverance oder Mappaware.
    »Colonel«, fragte er, als sie aufstanden, um den Raum zu verlassen, »stehen auf der Liste von Mikroben und Antigenen, die Sie uns gegeben haben, alle Nutzlasten, die von Ihrem System erfolgreich repliziert worden sind?«
    »Ist sie Ihnen nicht lang genug?«, fragte Sharrock und zog die Brauen hoch.
    Mary stand still neben Jude und hörte zu. Auf ihre Reaktion achtete Jude weit genauer als auf die des Oberfeldarztes, als er hinzufügte: »Ich meine, ist Deliverance groß genug, um zum Beispiel Micromedica zu transportieren, oder andere Nanotechnik? Könnte es auch so etwas in vivo vermehren?«
    Sharrock sah ihn lange an; offensichtlich traf ihn diese Frage unvorbereitet.
    Jude bemerkte keinerlei Veränderung an Mary. Er gefiel sich in dem Glauben, ihre Verhaltensweisen gut zu kennen, und wenn er etwas erwähnt hätte, das sie bereits wusste, von dem sie aber glaubte, dass er es nicht erfahren sollte, hätte sie anders reagiert. Er gefiel sich darin, aber vielleicht kannte er sie doch nicht so gut? Er sah sie an.
    Sie verdrehte die Augen. »Gute Frage«, sagte sie und grinste ihn an.
    Vielleicht. Er war sich nicht sicher.
    »In der Tat, eine gute Frage«, sagte der Oberfeldarzt, »und ich weiß sie nicht zu beantworten. Besprechen wir uns mit dem Entwicklungsteam. Die Leute werden Ihnen eine Antwort geben können, da bin ich sicher.«
    In der Mittagshitze überquerten sie das Gelände und stiegen in die geschützten Untergeschosse eines neuen Laborkomplexes hinunter. Auf dem ganzen Weg beobachtete Jude Mary, aber sie war ganz sie selbst – gelassen, tüchtig und kokett. So blieb es, bis sie wieder in dem Flugzeug saßen, das sie nach Salt Lake City brachte.
    Sie waren allein in der Kabine. Sie setzte sich neben ihn und lehnte ihren Kopf und seine schwere Last bronzener Ringellöckchen an Judes Schulter.
    »Die armen Tiere«, sagte sie mit Abscheu und Furcht in der Stimme. Sie rieb die Wange an seinem Schlüsselbein und lag ruhig. Auf dem Schoß hielt sie ihr Pad und blätterte durch ihre Informationen. »Also, wirklich defensiv oder Tarnung?«
    »Tarnung«, sagte er. »Aber gut gemacht. Denk mal darüber nach: Wenn du Waffe und Abwehrwaffe besitzt, herrschst du über jeden, als wärst du der Jüngste Tag. Du kannst deine eigene

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