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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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aber er war gerade erst grün geworden. Der Geruch blieb, und er schien stärker zu werden und … feuchter … jeweiter sie in die Wohnung ging.
    Als sie im Schlafzimmer das Licht einschaltete, sprang sie vor Entsetzen so rasch zurück, dass sie mit den Kopf gegen den Türrahmen prallte und sich beinahe bewusstlos schlug.
    Auf Händen und Knien, den Mund vor Entsetzen aufgerissen, sah sie noch immer die verwesenden Teile von Dan Connors Leiche, aus der es in die handgestickte Spitzentagesdecke ihres Bettes sickerte. Wer immer ihn hierher geschafft hatte, er hatte ihn aufmerksam wieder zusammengefügt und sternförmig hingelegt, als breite er die Arme zu einem Willkommensgruß aus.
     
    Jude stand in seiner sauberen, weißen Duschkabine und hatte das Wasser voll aufgedreht. Wie heiße Nadeln schoss es schäumend auf seine Haut. Mit der einen Hand masturbierte er, die Augen geschlossen, mit der anderen stützte er sich an die Fliesenwand. Die Füße standen weit auseinander. Als es ihm kam, ließ er los und sank in die Hocke; er beobachtete, wie der Wasserstrahl seinen Samen packte und in den Abfluss spülte. Mit gesenktem Kopf stützte er sich auf die Hände und weinte lautlos, während die Flut auf seinen Kopf und seinen Rücken prasselte, heiß und brühend auf den Schürfwunden, die seine Schultern und Rippen übersäten. Er öffnete den Mund und schrie lautlos. Ihm blieb keine andere Möglichkeit, überhaupt noch etwas zu empfinden; anders konnte er es nicht herauslassen.
    In seinem ganzen Leben hatte er sich nicht so elend gefühlt, und nun fürchtete er sich. Sie war eine Erleichterung, diese Furcht. Endlich war sie gekommen. Das Entsetzen, bei dem die Knie weich werden und jeder Wille und alle Entschlusskraft verschwindet. Mary hatte das beschissene Dossier erkannt. Am Vortag, als sie ihm weismachen wollte, es interessierte sie nicht weiter, hatte er es schon vermutet, aber an diesem Abend – ihre Miene war so einstudiert gewesen.
    Er hockte sich hin, schlang die Arme um die Knie und zog die Beine dicht an sich. Unter dem rauschenden Wasser sitzend, wiegte sich vor und zurück. Er hatte alles auf eine Karte gesetzt. Er hatte beschlossen zu sehen, wie weit er mit Offenheit kam, anstatt seine Geheimnisse zu hüten. Morgen würde es so weitergehen, bis endlich …
    Dreiundsiebzig Prozent hatte er nun. Was bedeutete das?
    Er sandte seine Gedanken zu Natalie aus, aber er wusste nicht einmal, wo sie war.
    Noch eine Sekunde, und er hätte Em gebeten, ihn in seine Wohnung zu begleiten, und sie wäre mitgekommen. Er wünschte, sie wäre bei ihm. Er wünschte, er könnte mit Bestimmtheit sagen, ob sie noch die echte Em war oder nicht. Er wollte White Horse zurückhaben. Er wollte alles, was er niemals bekommen konnte.

 
22
     
     
    Kaum blickte Michail Guskow auf die Datenzeilen, die von Bobby X herunterspiralisierten, als er wusste, dass all seine Probleme mit Mappa Mundi gelöst waren. Die Verschmelzung von NervePath und Selfware konnte bei anderen Personen auf die gleiche Weise angewendet werden – es formte das existierende Bewusstsein zu einer programmierbaren Struktur um und öffnete es für Verbesserungen, ohne auch nur eine seiner individuellen Eigenschaften zu gefährden.
    Natalie Armstrong, die neben ihm arbeitete, wandte sich um, und ihr unbewegter, beunruhigender Blick ließ ihn verharren, seine Gedanken in sein Pad einzugeben.
    »Wie praktisch«, sagte sie leise und musterte, was er mit dem Pad-Stift geschrieben hatte. »Nicht mehr lange, und Sie verfügen über alles Nötige. Die einzige Frage, die dann noch bleibt: Worin besteht das Master-Programm, das Sie auf die wartende Welt verteilen wollen?« Fragend hob Sie die linke Braue. »Oder haben Sie das noch nicht entschieden?«
    Er blickte an der Gerätereihe entlang, doch Goldfarb und Calum Armstrong waren in ihre Arbeit vertieft. Beide hatten sie nicht gehört. Hinter der Glaswand saß Bobby X in der lockeren Umklammerung durch das Scan-System.
    »Sarkasmus passt nicht zu Ihnen«, entgegnete er freundlich.
    »Lassen Sie mich das selbst beurteilen.« Sie wandte sich ab, und zwischen ihr und dem zusammengesunkenen Leib Bobbys wurden offenbar blitzartig Signale ausgetauscht. »Ich wette, dass es kein Block sein wird. Sie könnten einen schreiben, das wissen Sie. Eine geistige Immunisierung. Sogar ich könnte das.«
    »Ein Block steht bereits auf der Liste.« Er grinste sie an. »Gemeinsam mit vielen anderen Standardkonzepten, die frei verfügbar sein

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