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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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vorbehandelt gewesen sein. An einem ›kalten‹ Gehirn hätte es nicht funktioniert. Und NP ist …«
    »Regulierte medizinische Technik, in den USA nach dem Perfektionierungsgesetz verboten.«
    »Und in den meisten anderen Staaten der Erde ebenfalls.«
    »Sie glauben, GlobalPathSystems hängt mit drin?«
    »GlobalPathSystems kontrolliert die Herstellung und Freisetzung.«
    »Aber die Firma untersteht nicht dem Pentagon.«
    »Vielleicht ein kommerzieller Test?«
    Jude starrte sie an. »Gibt es einen Markt für Hirntod?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Oder Ihre Leute haben es als Waffe erprobt, was mir wahrscheinlicher erscheint. Trotz all ihrer schriftlich niedergelegten Eide, so etwas niemals als Waffe einzusetzen.«
    Mehr brauchte sie nicht zu sagen. Jude fand, dass es ziemlich klar war. Er brauchte sich nicht einmal White Horse vorzustellen, wie sie sagte: »Sie haben uns schon früher Eide geleistet«, um zu wissen, auf welche Mutmaßung er setzen sollte. Sie wussten nicht, wer noch darin verwickelt war, und es herauszufinden würde sehr gefährlich werden.
    Sie blieben stehen, als sie merkten, dass sie die Stadt geradewegs auf der anderen Seite verlassen hatten und auf einer Überlandstraße standen. Über ihnen war der schwere Torbogen von Micklegate Bar, den früher aufgespießte Köpfe geziert hatten, Köpfe, die man ihren Besitzern wegen geringfügigerer Vergehen abgehackt hatte als jene, über die Jude und Natalie nun sprachen.
    Der Regen hatte aufgehört, und sie waren beide nass. Die rauen Steine, aus denen der Bogen bestand, ließen Wasser auf sie heruntertröpfeln, statt ihnen Schutz zu bieten.
    Jude kam zu Bewusstsein, dass sich jeder Verdacht, den White Horse hegte, als wahr erwiesen hatte. Er war nach England gekommen, um zu beweisen, dass sie sich irrte, stattdessen musste er sich nun mit den Hintergründen befassen.
    »Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich könnte einen Drink gebrauchen«, sagte Natalie. Sie zitterte heftig.
    »Gehen wir.« Er wollte ihr ihren Mantel geben, doch sie ging schon den Weg zurück, den sie gekommen waren, und hielt auf eine erleuchtete Türöffnung zu. Er folgte ihr, und der Koffer wog schwer.
     
    Mary Delaney stand in Rebecca Dix’ Vorzimmer und hörte durch die offene Tür, wie Dix und Irina, ihre Sekretärin, eine Auseinandersetzung hatten.
    »Was soll das heißen, es ist nicht da?«
    »Das Dossier Iwanow fehlt.« Irina hatte keine Angst vor Dix und klang genauso ärgerlich und zugleich verwirrt wie ihre Chefin.
    »Es kann nicht fehlen. Es gibt nur das eine Exemplar. Vielleicht hat Decker es genommen. Aber wie soll er das gemacht haben?«
    »Ich hatte es gestern noch«, sagte Irina. Mary sah vor sich, wie sie vor Dix stand, die Hüften selbstbewusst ausgestellt, die manikürte Hand vor dem Gesicht. »Ich habe die Information von unserem Moskauer Agenten hinzugefügt und die Mappe dann sofort zurückgelegt. Die Schlösser haben alle perfekt funktioniert. Wer immer sie hat, er muss dazu autorisiert sein.« Und damit hatte es sich für Irina.
    Dix streckte den Kopf aus der Tür und winkte Mary hinein. Sie gestattete Irina, das Büro zu verlassen, bevor sie die Tür schloss.
    »Das haben Sie sicher gehört? Gut. Irgendein Mistkerl in unserem Hause treibt ein doppeltes Spiel. Halten Sie die Ohren offen. Wir brauchen das Dossier zurück, und zwar schnell. Wenn wir diesen russischen Bastard festnageln wollen, müssen wir sicherstellen, dass nichts schiefgeht.«
    Mary wusste, dass es noch viel schlimmer war. Ohne das Dossier gab es nur sehr wenige bis gar keinen Beweis, dass Iwanow war, wer zu sein sie behaupteten. Er konnte mühelos davongehen und jede Menge Wissen mitnehmen, das in seinem Hirn gespeichert und voll und ganz von Regierungsgeldern bezahlt worden war. Aus Sicherheitsgründen existierten keine Kopien des Dossiers, und alle Details waren auf Papier festgehalten. Mary wusste überhaupt nicht, wo sie anfangen sollte.
    Dix blickte sie Böses ahnend an. »Warum fordern Sie das Dossier ausgerechnet jetzt an?«
    »Ich wollte den Floridakram eintragen.«
    Dix’ Blick wurde echsenhaft starr. »Verarschen Sie mich bloß nicht wegen Jude Westhorpe, Agent Delaney.«
    Mary runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, wo die Akte ist.«
    »Noch ein Fehlschlag in dieser Sache, und ich nehme Ihnen den Fall ab.«
    »Jawohl, Ma’am. Wenn ich etwas sagen dürfte?« Mary mochte es nicht besonders, um Sprecherlaubnis zu bitten, doch Dix war früher Heeresoffizier gewesen und

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