Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
Kies herumtrampelte.
»Mara! Das bringt überhaupt nichts! Hör auf damit!«, rief Steffi, »Das geht wieder vorbei. Ganz sicher! Die Götter mussten regelmäßig von den Äpfeln der Idun essen, weil sie so ewig jung blieben! Das heißt, dass du ganz schnell wieder älter wirst, wenn du nicht mehr davon isst, verstehst du?«
Mara überlegte fieberhaft, was sie wohl sagen konnte, ohne dass irgendwelche S-Laute darin vorkamen. Sie entschied sich schließlich für ein multifunktionelles »Aaahrgh!« und schlug dazu mit den kleinen Fäustchen so lange auf einen Baum ein, bis ihr die Knöchel wehtaten.
Da griff ihr jemand mit beiden Händen an die Handgelenke und hielt sie eisern fest. Steffi drehte Mara geschickt herum, ohne sie loszulassen und sah ihr dann direkt in die Augen. »Mara, du wirst dich jetzt beherrschen«, sagte sie ganz leise und ruhig. »Ich weiß, du kannst das. Du hast anscheinend schon ganz andere Sachen geschafft, und das schaffst du jetzt auch. Okay?«
Mara biss sich auf die Lippen und sagte nichts. Steffi seufzte. »Na gut, du siehst also nicht nur wieder aus wie acht, sondern verhältst dich auch so.«
»Gar nicht!«, rief Mara und riss sich trotzig los. Dabei hatte sie allerdings nicht wirklich das Gefühl, sich jetzt besonders erwachsen aufzuführen.
Etwas schepperte laut, und beide sahen zum Museum hinüber. Der Wikinger rannte aus dem Gebäude, als wäre der Teufel hinter ihm her. In der Hand hielt er ein seltsames Schwert: Es war an mehreren Stellen geknickt, fast wie eine Wellenlinie, und außerdem ganz schön verrostet.
Dicht hinter ihm folgte Professor Weissinger und keuchte wie eine Dampflok. Trotzdem schien er ungebrochen zu sein und schwang das Schwert des Wikingers wie ein geübter Kämpfer, während er hinter seinem Gegner herrannte. »Du … du … legst das … pff … zurück … pff … «, schnaufte er. »Das ist ein Museumsstück … du Barbar … pfff … «
Mutig stellten sich Steffi und Mara in den Weg und breiteten die Arme aus. »Stalllþu! «, rief Steffi, und Mara tat ihr Bestes. »Ftallfuh!«, brüllte sie ebenso falsch wie lispelnd und kam sich sofort so dermaßen blöd vor, dass sie am liebsten spontan implodiert wäre.
Doch anstatt anzugreifen, schlug der Wikinger einen überraschenden Haken und rannte nun quer durch die Bäume und Büsche in Richtung des Parkplatzes.
Der Professor wollte direkt weiterrennen, besann sich aber dann und wendete sich kurz an Steffi: »Schön, dass du, äh, gerettet bist. Scheidung hin oder her.« Dann grinste er frech, und zu Maras Überraschung grinste Steffi sogar zurück. Doch kurz bevor er sich wegdrehen wollte, sah er noch einmal Mara an. »Iduns Äpfel?«, fragte er, und Steffi nickte.
»Geht vorbei«, sagte der Professor nur und rannte dann weiter dem Wikinger hinterher.
»Komm!«, rief Steffi Mara zu, und sie folgten ihm querfeldein in Richtung Parkplatz.
Dort angekommen, bot sich ihnen ein unerwartetes Bild: Der Wikinger war umringt von einer Schar von Touristen jeden Alters und sah aus wie ein scheues Reh. Überall riefen Menschen nach ihm.
»Schau hierher, Wickie!«
»Kuckuck!«
»Cheeeeese!«
Man stellte sich neben ihn, posierte, und es herrschte ein großes Hallo.
Etwas abseits stand Professor Weissinger auf das Schwert gestützt, und obwohl er schwitzte und schnaufte, grinste er bis über beide Ohren. »Neun Uhr, Öffnungszeit«, meinte er nur und deutete auf den großen Reisebus, aus dem immer mehr Touristen strömten. Sobald sie den Wikinger zwischen den Mitreisenden erblickten, hatten sie schneller ihre Fotoapparate und Handys gezückt als Lucky Luke den Colt und ballerten wild drauf los.
»Gibt es irgendeinen Wagen, den wir … ähm … verwenden könnten?«, flüsterte der Professor Steffi zu. Die sah ihn groß an. Aber Professor Weissinger zuckte die Achseln. »Wir müssen nach München. Dringend. Also?«
Seine Exfrau seufzte ergeben und deutete auf einen dunklen Jeep. »Der Wagen gehört dem Museum. Die Schlüssel sind im Büro. Ich geh sie holen.«
Sie drehte sich um, ging schnellen Schrittes zurück zum Bürogebäude und winkte dabei Mara heran. »Komm mit, du willst doch sicher eure Koffer?«
»Aber«, fing Mara an, doch der Professor wedelte mit der Hand. »Geh nur, ich hab das hier im Griff. Wenn die mit ihm fertig sind, wird er nicht mehr kämpfen wollen. Dann braucht er höchstens jemand, der ihn in den Arm nimmt. Ach, und nehmt bitte das alte Schwert mit. Es ist aus der Sonderausstellung
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