Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mara und der Feuerbringer

Mara und der Feuerbringer

Titel: Mara und der Feuerbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Krappweis
Vom Netzwerk:
Scherz.
    Doch plötzlich ging Lokis Kichern in ein Schluchzen über und die Tränen wirkten nicht mehr wie Lachtränen. Kein Zweifel: Der Halbgott war nahtlos zum Weinen übergegangen und wirkte nun so bemitleidenswert, dass Mara einen Kloß im Hals bekam. Wow, dachtesie gleichzeitig, der wechselt aber schnell seine Gefühlslagen! Wie soll man denn da hinterherkommen? Nicht dass ich vielleicht noch lache, wenn er längst wieder heult oder schon sauer ist! Denn obwohl Loki gefesselt war, wollte sie es auf keinen Fall riskieren, seinen Zorn auf sich zu ziehen!
    Aber als Mara Loki anblickte, musste sie feststellen, dass sie schon wieder den Anschluss verloren hatte. Der Halbgott war bereits zwei Gefühle weiter. »Er hat mir mein Weib genommen und dafür werde ich ihn richten!«
    Mara runzelte die Stirn. »Dein
Weib
? Damit meinst du deine
Frau
Sigyn, oder?!«
    Ich habe gerade einen Halbgott verbessert, dachte Mara, jetzt muss ich mal langsam wieder ein bisschen aufpassen, was ich sage.
    Aber Loki blickte sehnsüchtig auf die Holzschale.
    »Sigyn«, seufzte er. »Ja, Sigyn war ihr Name. Und er hat sie mir genommen! Für immer!«
    »Für immer?«, fragte Mara. »Aber kann man sie denn nicht irgendwie befreien?«
    »Ha, so viel weiß ich wohl über meine liebste
Hel
, dass sie nicht gern aus ihren Hallen der Toten entlässt, wer diese einmal betreten.«
    »Aber wieso denn
Hallen der Toten
?«, wunderte sich Mara. »Sigyn ist doch nicht tot!«
    Da wendete der Halbgott seinen Blick von der Holzschale und seine schwarzen Pupillen sahen Mara so durchdringend an, dass sie das Gefühl hatte, sein stechender Blick würde an ihrem Hinterkopf wieder austreten und dort Löcher in die Wand schmelzen!
    »Was sprichst du da?«, zischte Loki sie an. »Bist du gekommen, um mir mit der Hoffnung noch mehr Schmerzen zu bereiten? Der Flammenmann, der sich
Loge
nennt, hat sie von hier mitgenommen! Dort, wo du nun stehst, stand auch er und mit ihrem Feuertod hat er geprahlt!«
    Mara sah, dass dem Halbgott wieder die Tränen in die Augen stiegen. Und schon Sekunden später wirkte er wieder wütend, als er grollte: »So groß war meine Wut und mein Verlangen, ihn zu packen, dass ich meine Hand losriss und ihn doch zu fassen bekam! Ich zog ihn zu mir und hielt ihn unter das Gift des Schlangerichs, aber es tropfte nur durch seine Flammen hindurch und doch wieder auf mich. Da schrie ich auf in Agonie, und kaum entglitt mir mein Geist in die Schmerzen, da glitt meine geschlossene Faust auch durch ihn, und er entschwand hohnlachend mit der Liebsten aus meinem Gefängnis!«
    So schrecklich Lokis Bericht auch war, für Mara erhellte sich gerade eine ganze Milchstraße aus Glühbirnen! Endlich fügten sich die Puzzlestücke zu einem sinnvollen Ganzen zusammen. Aufgeregt tigerte sie in der Höhle hin und her und vergaß sogar für einen Moment die Schlange zwischen den Tropfsteinen. »Herr Loki! Sie müssen mir glauben! Ich habe Ihre Frau gesehen. Sie war bei diesem Loge in seinem Vulkan, wo auch immer der sich befindet. Und sie war nicht nur lebendig, sondern hat mich mit dieser Schale vor dem Feuerbringer beschützt. Und sie hatte eine glühende Fessel an ihrem Fuß, mit einer sehr langen Kette daran. Ich bin mir ganz, ganz sicher: Ihre Frau Sigyn ist nicht tot, sondern
gefangen

    Zum ersten Mal schien es, als wäre Loki sprachlos. In seinem Gesicht fand ein wahres Blitzgewitter an Emotionen statt und Mara ertappte sich dabei, wie sie unwillkürlich mitgrimassierte. Dabei war das gar nicht so einfach. Während seine Augen noch wütend blitzten, lachte sein Mund bereits, und kaum hatte der sich im nächsten Moment zu einem zornigen Schrei verzogen, hatten sich die Brauen schon wieder gelöst und die Stirn gelockert, als würde Loki gleich loslachen! Mara bemerkte, wie er unter der Last der Gefühle drohte, die Holzschale zu verlieren, und sprang an seine Seite. Gerade noch rechtzeitig fing sie die Schale auf, bevor er sich den gesamten ätzendenInhalt in das Gesicht gekippt hätte. Diese Erkenntnis schien auch den Halbgott wieder halbwegs zur Besinnung zu bringen.
    »Ich danke dir, kleine
Völva
«, sprach er und seine Stimme klang, als würde er einen Schwur aussprechen. »Höre, wenn es stimmt, was du da erzählst, dann wird der Loki dein Lied singen, bis es alle Asen und Wanen, alle Riesen und Zwerge, Schwarz-, Grau- und Weißalben gehört haben, und jedem einzelnen Menschen werde ich es im Traum anstimmen, bis sie alle vor dir niederknien, wohin

Weitere Kostenlose Bücher