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Mara und der Feuerbringer

Mara und der Feuerbringer

Titel: Mara und der Feuerbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Krappweis
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du auch kommst!«
    Mara war die Vorstellung, durch eine Fußgängerzone zu laufen, in der sich alle anderen Passanten um sie herum niederknieten wie in einer rückwärts laufenden
La-Ola-Welle
, höchst zuwider. Daher beeilte sie sich, Lokis Redefluss schnell zu unterbrechen, bevor er sich zu noch wahnwitzigeren Schwüren hinaufschraubte und diese am Ende vielleicht auch noch wahr machte.
    »Ähm, ja, ja, danke. Das wäre wirklich ganz fürchterlich … äh, nett von Ihnen, Herr Loki, aber wirklich nicht nötig. Echt nicht! Vielleicht überlegen wir jetzt mal lieber, wie wir Ihre Frau befreien können, oder? Ach, und die Holzschale müssten wir mal ausleeren, glaub ich.«
    Mara warf einen Blick in das fast volle Gefäß und sah darin das Gift die Ränder hinaufschwappen, als wäre es lebendig und auf der Suche nach einem Opfer.
    Loki wusste natürlich, was nun passieren würde, aber er riss sich zusammen. Mit einem entschlossenen Blick sah er Mara an und sprach dann sehr knapp und gefasst: »Nun denn, dann bringen wir das doch ganz bald hinter uns. Um nicht zu sagen: Jetzt!«
    Mit diesen Worten griff er an Maras Hand und schleuderte die Schale nach hinten, ohne loszulassen, sodass das zähflüssige Gift quer durch die Höhle flog, bis es sich klatschend um einen besonders dicken Tropfstein wickelte. Zischend und dampfend fraß es sich dort tief in den Stein. Gleichzeitig hatte Loki Maras Hand mit der Schale auch schon wieder in Position über seinem Gesicht gebracht. Doch erwar nicht schnell genug. Ein Tropfen der ätzenden Flüssigkeit landete auf seiner Wange und fraß sich in die Haut! Loki schrie fürchterlich auf. Für einen kurzen Moment glaubte Mara sogar, seine blanken Kieferknochen sehen zu können. Dann schloss sich die Haut wieder über der grausamen Verletzung, als wäre dort nie eine Wunde gewesen.
    Wehmütig blickte Loki Mara an: »Kannst du dir vorstellen, dass ich all die Jahre lang mein armes Weib jedes Mal schalt, wenn sie die Schale leerte? Anstatt mich meinem Schicksal zu überlassen, blieb sie bei mir in meinem Gefängnis und schützte mich tausend um tausend Mal vor dem Gift des Schlangerichs, und zum Dank fand der Loki tausend um tausend Mal nichts als giftige Worte. Er verdiente sie nicht, und trotzdem harrte sie an seiner Seite aus.«
    Sein Gesichtsausdruck änderte sich so schnell, wie man die Seiten eines Bilderbuchs über den Daumen blättern konnte. Wütend stieß er hervor: »Mach mich los,
Litilvölva
, und ich zerreiße den Loge mit meinen bloßen Händen! Seine Flammen will ich ihm löschen, und zwar für immer. Nichts soll mehr verbrennen als er selbst immer und immer wieder auf dem Boden der Halle meiner liebsten, bleichen
Hel
zu einem kläglichen Häuflein Asche!«
    Er sah Mara mit einem Blick an, in dem so vieles geschrieben stand, dass sie unwillkürlich einen Schritt zurück machen wollte. Da erinnerte sie sich an die Holzschale in ihren Händen und blieb stehen.
    Mara war sich nicht wirklich sicher, ob das, was sie nun tun würde, tatsächlich das Richtige war. Andererseits hatte sie keine andere Wahl. Also nahm sie sich ein Herz und stellte fest, dass sich dieses bereits hinter einem Lungenflügel in Sicherheit gebracht hatte, falls Loki jetzt durchdrehen würde vor Wut.
    »Ähm, ich muss Ihnen jetzt was erklären, was Ihnen vermutlich nicht so gut gefallen wird, Herr Loki. Sie sollten wissen, dass ich eigentlich nicht hier bin, um Sie zu befreien, sondern vielmehr geschickt wurde, um Sie wieder festzubinden. Und ich weiß leider nochnicht, von wem und warum. Außerdem habe ich bisher eigentlich eher … schlechte Sachen über Sie gehört. Zum Beispiel, dass Sie die Welt in die, äh,
Ragnarök
stürzen würden …«
    Sie sah Loki prüfend an, doch der blieb auffallend still und sagte gar nichts. Also redete Mara weiter: »Der Bote kam auf jeden Fall nicht von diesem
Loge
, denn der hat schon zweimal versucht, mich umzubringen. Und das hätte er nicht getan, wenn er eigentlich will, dass ich für ihn eine Aufgabe erfülle. Also muss es jemand anderes gewesen sein, und diesem jemand ist es offensichtlich sehr wichtig, dass Sie hier gefesselt bleiben. Ich war übrigens auch dabei, als man Sie hier festgemacht hat. Ich glaube, ich stand da drüben, neben dem Stein! Und Sie müssten mich kurz davor auch schon einmal gesehen haben, denn ich habe Ihnen auf dem Steg zugesehen, als Sie sich in den Fisch verwandelt haben und man Sie mit Ihrem eigenen Netz geangelt hat.«
    »Haha!«,

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