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Mara und der Feuerbringer

Mara und der Feuerbringer

Titel: Mara und der Feuerbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Krappweis
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blieb er stehen und überlegte.
    Die Stimme des Professors drang leise an Maras Ohr: »Natürlich, er liest die Spuren des Lindwurms und stellt gemäß der Sage fest, dass dieser wohl des Öfteren aus seiner Höhle kommt, um das Wasser aufzusuchen. Spricht meiner Meinung nach auch völlig gegen einen Feuer speienden Drachen, sondern viel eher für das Gegenteil: ein amphibisches Tier wie eine Wasserschlange oder vielleicht gar für einen sogenannten Doppelatmer, eine Art Mischung aus Wasser- und Landwirbeltier.«
    Mara sah ihn stumm an und der Professor verstand: »Äh, ja, spannend, aber im Moment vielleicht eher unwesentlich. Wie auch immer, laut der Sage wird sich der große Held nun im Boden eingraben, um den Drachen auf dem Weg zum Wasser von unten zu erstechen. Danach badet er in dem Blut des Lindwurms und seine Haut wird dadurch so unverwundbar wie die Schuppen des Drachen. Wie er das mit der Grube allerdings anstellen will bei diesem felsigen Untergrund, ist mir ein Räts…«
    Der Professor wurde unterbrochen von dem Geräusch des Langschwerts, das Siegfried gerade mit einem mächtigen Stoß tief in den Stein getrieben hatte. Da riss er die Klinge auch schon wieder mit einer unbändigen Kraft heraus, um sie sofort wieder in den Boden zu rammen.
    »Okay, aha, ja, das ist in der Tat … beeindruckend«, stammelte der Professor. »Aber ist ja auch kein gewöhnliches Schwert«, setzte er noch nach, als würde das dieser wuchtigen Vorstellung irgendeinen Abbruch tun.
    »Warum ist er eigentlich alleine?«, flüsterte Mara. »Das hab ich bei Leuten wie Drachentötern und so eigentlich nie verstanden. Ich an seiner Stelle wäre hier mit hundert Mann angerückt. Alle mit ganz, ganz langen Speeren mit ganz, ganz scharfen Spitzen!«
    »Aber der Zweikampf ist es doch, worauf es ankommt, Mara! Für die Germanen war der Ausgang eines solchen Duells sehr wichtig, um nicht zu sagen heilig! Ein Zweikampf der Häuptlinge vor einer Schlacht konnte diese entscheiden, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Sogar bei Gerichtsverhandlungen wurde der Ausgang eines Zweikampfs als Beweis für Schuld oder Unschuld anerkannt. Man dachte nämlich, die Götter hätten sich somit für den Sieger entschieden! Nein, nein, wenn Siegfried ein Held sein will, dann muss er das schon alleine schaffen!«
    Dieser hebelte gerade mit seinem Schwert geschickt ein fast quadratisches Stück Stein aus dem Boden, ergriff es mit der rechten Hand, ließ dann das Schwert fallen und fasste mit der anderen Hand nach. Ein kraftstrotzender Grunzlaut drang entfernt an Maras Ohr und auch der Professor konnte jetzt ein überraschtes Einatmen nicht mehr unterdrücken, als Siegfried doch tatsächlich den Felsquader in die Höhe riss und im selben Moment darunter trat wie ein Gewichtheber! Es war eine Sache, einem wolkenkratzergroßen Gott beim Angeln der Midgardschlange zuzusehen, aber eine durchschnittlich menschengroße Gestalt, die einen meterdicken Felsen über dem Kopf trug und nach ein paar dampfhammerhaften Schritten mit einem Wurf im Wasser versenkte – das war ein Anblick, der einem auf eine ganz andere Art und Weise die Sprache verschlug.
    Schmatzend verschlang der See den Quader und das Wasserschlug darüber prasselnd zusammen, als würde es Siegfried applaudieren. Der drehte sich einfach weg und ging die paar Schritte zurück zu dem Loch im Boden. Dabei sammelte er ein paar trockene Äste auf, mit denen er offenbar sein Versteck kaschieren wollte, sobald er hineingestiegen war.
    »Das sollte doch eigentlich …«, begann der Professor, doch er wurde unterbrochen von einem mächtigen Grollen, das den Berg erzittern ließ und ein komplexes Muster in die Wasseroberfläche des Bergsees schrieb. Der Drache!
    Siegfried stieß einen kurzen, scharfen Pfiff aus und sofort zog sich sein grauer Hengst in den Wald zurück.
    Das ist das erste Pferd, das verschwindet, wenn man pfeift, dachte Mara. Als sie wieder zu Siegfried schaute, war der bereits in seinem Versteck abgetaucht und bedeckte die Öffnung über sich geschickt mit den zurechtgelegten Ästen.
    Und dann sah Mara den Drachen und glaubte, ihren Augen nicht zu trauen.
    Der Professor hatte recht gehabt mit seiner Vermutung: Dieses Monster war tatsächlich eher ein »Schlangerich« als ein typischer Märchendrache. Mara erschien er wie eine kleinere Version der Midgardschlange, wobei der Begriff »klein« wirklich nur im Vergleich mit dem quadratkilometergroßen Monstrum im Meer angebracht war. Denn auch der

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