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Marais-Fieber

Marais-Fieber

Titel: Marais-Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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bestimmt zu Wucherzinsen. Das machen sie
alle.“
    „Und ein bißchen Hehler war er
auch noch. Hatte Verbindungen zur Unterwelt. Die Flics haben bei ihm die
Fingerabdrücke eines Mannes gefunden, der rechtskräftig wegen
Einbruchdiebstahls verurteilt ist.“
    Sie fuhr sich mit der Hand an
den Mund.
    „Mein Gott! Woher wissen Sie
das?“
    „Lassen Sie doch mal Ihr
Köpfchen arbeiten. Ich bin doch Detektiv, oder? ... Also, Cabirol hat gerade ,Konferenz’ . Sie stören ihn. Er hat seine Tür nicht
verriegelt, weil er sich einen Dreck darum kümmert, was seine üblichen Kunden
sehen könnten und was sie über das denken könnten, was sie gesehen haben.
Cabirols Kunden müssen nur eins: eine lächerliche Summe für einen wertvollen
Gegenstand akzeptieren und sich auch noch deswegen glücklich schätzen. Und
ansonsten die Klappe halten. Im allgemeinen wollen sie
auch nicht mehr. Sorgen machen blind. Diese Art Kunden hätte Cabirol nicht
stören können. Bei Ihnen ist das was anderes. Er gehört beinahe zur Familie.“
    „Jetzt übertreiben Sie aber“, widersprach
sie. „Seit dem Tode meines Vaters haben wir ihn nur gelegentlich mal gesehen.“
    „Ich versuche, mir sein
Benehmen zu erklären. Er wollte gewisse Dinge unbedingt vor Ihnen geheimhalten.
Und deshalb wird er nervös, als Sie ihn beinahe mit einem Gangster überraschen,
dem man das meilenweit ansieht. Wahrscheinlich hat er Angst, daß der Kerl
reinkommt und Sie den Gegenstand ihrer Geheimkonferenz erraten. Also... Jawohl.
Er wollte Sie überhaupt nicht vergewaltigen, verstehen Sie?“
    „Müssen Sie wirklich so direkt
sein?“
    „Ich nenne die Dinge beim
Namen. Daß er Ihr Pfand nicht da hatte, entsprach sicher der Wahrheit... A
propos, was ist mit dem Schmuck?“
    „Großer Gott! Ich hatte seitdem
größere Sorgen. Er ist natürlich immer noch da. Und ich werd ihn mir auch
bestimmt nicht holen.“
    „Und wenn Ihre Mutter das
Fehlen bemerkt?“
    „Na ja, äh... zum Glück hält
sie keine Ordnung. Aber vielleicht wird sie es früher oder später bemerken.
Oder vielleicht auch nicht. Das wäre zu schön! Wenn’s aber nicht anders geht,
werd ich ihr natürlich alles beichten. Das wäre nicht so peinlich für mich, als
ihr zu erzählen, daß... das andere.“
    „Haben Sie ihr noch nichts
gesagt?“
    „Nein.“
    „Na schön. Kehren wir zu
Cabirol zurück. Höchstwahrscheinlich hat er Sie nicht angelogen. Er konnte Ihnen
Ihr Pfand nicht sofort zurückgeben. Durch die Knutscherei wollte er nur
jegliche Diskussion darüber im Keim ersticken. Sie mußten schnell raus. Ist er
Ihnen gefolgt?“
    „Nein.“
    „Sehen Sie? Er wollte Sie so
schnell wie möglich loswerden, um wieder zu seinem Gast ins hintere Zimmer zu
gehen. Meiner Meinung nach hätte er sich gar nicht so sehr zu beeilen brauchen,
aber, na ja, so muß sich das wohl abgespielt haben.“
    „Dann wäre dieser Mann...
äh...“
    „...der Mörder, ja.“
    Ich genehmigte mir noch einen
ganz kleinen Schluck. Schließlich war ich am Zug. Meine Theorie nahm Gestalt
an. Ich war so liebenswürdig, sie zu erläutern:
    „...Aus Eigennutz. Ein wenig
auch aus Angst. Und aus Rache. Er hat einfach die günstige Gelegenheit
ausgenutzt. Die Flics sind der Meinung, der wuchernde Pfandhehler diente auch
als Tresor für Verbrecher, die vorübergehend aus dem Verkehr gezogen wurden. Im
Gefängnis saßen, wenn Ihnen das lieber ist. Er verwahrte ihr Geld, bis daß sie
wieder rauskamen. Der Mann, der vorgestern bei ihm war, war ein entflohener
Häftling, von der Polizei gejagt, brauchte also Geld. Es ist wohl anzunehmen,
daß Cabirol mit dem Geld umging wie mit Ihrem Pfand: er konnte nicht sofort
darüber verfügen...weil er es zu lange zur Verfügung gehabt hatte. Solche
Tricks kommen immer schlecht an. Und die Diskussionen hinterher gehen
entsprechend übel aus .. Schnauzerei, Drohungen...
Cabirol war ja auf mehreren Instrumenten zu Hause. Also tut man ihm wohl nicht
unrecht mit der Annahme, daß er auch schnell zum Polizeispitzel werden konnte.
Nicht nur, daß er den Sparstrumpf nicht rausrücken wollte oder konnte. Er
drohte dem andern damit, ihn an die Flics zu verraten, falls er keine Ruhe
geben würde. Also nutzt Latuit die Situation aus. Cabirol ist mit einer
reizenden Blondinen... äh... aneinandergeraten — das hat der Gangster
mitgekriegt, ohne daß Sie es wußten — , und zwar so
heftig, daß man es ihm noch ansieht — das Kainszeichen auf dem Mund — und
anriecht — das Parfüm... Mit etwas Glück

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