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Marais-Fieber

Marais-Fieber

Titel: Marais-Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Samuel Cabirol (die Ermittlungen dauerten an!) und überhaupt
nichts mehr über Badoux und Latuit, die mörderische Schwuchtel aus Fresnes (die
Flucht dauerte an!) Die Schlagzeilen beherrschte jetzt die Verhaftung einer
noblen Gaunerbande:
    Endlich
ist einer Bande von Juwelendieben das Handwerk gelegt worden. Ein Skandal, daß
diese unverschämten Diebe bis jetzt ungestraft operieren konnten...
    Eilig wurde hinzugefügt, daß
Fähigkeit und guter Wille der Polizei nicht in Frage stünden. Sie hätten getan,
was sie konnten . Wenn diese Verbrecher nie gefaßt
worden seien, dann aufgrund einer mächtigen, seriösen Organisation. Aber auch
die besten Organisationen fliegen irgendwann mal auf. So auch die Bande von
Drouillet alias Riton le Roannais. Im allgemeinen konnten sie ihre Waren ohne weiteres absetzen. Nie waren die gestohlenen Stücke
— genaue Beschreibung folgte — in den Verkauf gelangt. Anzunehmen, daß sie ihr
Diebesgut ganz einfach irgendwo aufbewahrten. Aber diesmal hatten sie nicht
soviel Glück gehabt. Einem Juwelier war ein sorgfältig gearbeitetes Armband aus
Gold und Platin angeboten worden, das vor kurzem Mrs. Tompson auf der
Durchreise in Paris gestohlen worden war. Das hatte zunächst zu der Verhaftung
von Daragnaud alias Jojo-la-Musique geführt, dann zu der von Félix Buffard und
Henri Drouillet.
    Ein Reporter des Crépuscule (nicht Marc Covet!)
berichtete von einer „amüsanten Episode am Rande“. Amüsant vielleicht für ihn.
Aber nicht für Joséphine B., die die Leidtragende war. Diese Joséphine war
Kellnerin in einem bal-musette, in dem Riton und seine Leute verkehrten. Sie war beinahe froh darüber gewesen,
daß Jojo-la-Musique hinter Schloß und Riegel saß. „Wenigstens wird er in der
Santé nicht fünfzigmal hintereinander dieselbe Platte laufen lassen“, hatte sie
jedem gesagt, der es hören wollte. Die Freunde des musikbegeisterten Jojo
hatten ihr dafür die Augen blau geschlagen. Der Reporter konnte sich vor Lachen
kaum halten. Dankbares Publikum.
    Mir wurde bei der ganzen Sache
klar, daß Cabirols Tod für gewisse Leute ein böser Streich gewesen war. Oder
ich konnte nicht mehr richtig lesen. Aber ich konnte lesen...
    Cabirol war ein einzigartiger
Hehler gewesen. Er hatte seine kleinen Geheimnisse, wie er die heiße Ware
klammheimlich und reibungslos zu Geld machen konnte, mit ins Grab genommen. Die
Diebe, die mit ihm in Verbindung gestanden hatten, liefen jetzt herum wie
aufgescheuchte Hühner. Jojo-la-Musique war der nervöse Kerl am Telefon. Er und
seine Komplizen hatten an dem Unglückstag eine Lieferung für Cabirol.
Wahrscheinlich den Schmuck von Mutter Thompson. Vielleicht hatten sie sich auch
woanders als in der Rue des Francs-Bourgeois verabredet, und der begeisterte Orgueilleux- Hörer war überrascht
gewesen, daß Cabirol sich nicht hatte blicken lassen.
    Nach und nach sollten mir diese
Zeitungsartikel mehr sagen. Weitere Ereignisse und zwei- oder dreimal
Kopfschmerzen brachten Klarheit. Im Augenblick stellten sie Jojo-la-Musique an
den Platz, der ihm in diesem Verwirrspiel zustand. Nicht sehr wichtig, aber
immerhin etwas.
     
    * * *
     
    Endlich kam der Augenblick, wo
ich mich um Madame Jacquier kümmern sollte und wollte. Das heißt, um ihren
Mann. Als sie gar nicht mehr damit rechnete, rief ich sie an. Freitagmorgen.
Und wer hob in der Rue de Thorigny ab und sagte „Hallo“? Odette.
    „Guten Tag. Hier Burma.“
    „Oh! Guten Tag.“
    „Auf den Beinen oder im Bett?“
    „Auf den Beinen.“
    „Dann geht’s Ihnen also
besser?“
    „Ja. Ich hab mich dumm
benommen, neulich.“
    „Das sagen Sie immer. Meine
wohlbekannte Höflichkeit zwingt mich dazu, Ihnen jedesmal zu widersprechen.
Aber ich werd’s langsam leid. Ist Ihre Mutter da? Ich
möchte mit ihr reden.“
    „Ja. Ich geb sie Ihnen.“
    „Hallo!“ meldete sich Madame
Jacquier eine gute Minute später.
    Fürchtete sie, ich würde sie
beißen?
    „Heute ist der Große Tag“,
sagte ich. „Gleich seh ich Miss Pearl. Soll ich Sie anrufen, wenn ich was
rauskriege?“
    „Ja, bitte. Ich bleibe zu
Hause. Soll ich Maître Dianoux Bescheid sagen?“
    „Wenn Sie wollen.“
     
    * * *
     
    In der Karawanserei La Piste
hatte man mir telefonisch freundlich Auskunft gegeben. Ja, Miss Pearl, Monsieur
Mario und Monsieur Gustave würden hier während der gesamten Dauer ihres
Engagements wohnen. Die Zimmer waren für sie reserviert. Von jemandem, der so
ähnlich aussah wie Jacquier, war nicht die Rede gewesen. Aber

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