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Marc Levy

Marc Levy

Titel: Marc Levy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solange du da bist
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Gestern hat er sich im Wintergarten selbst umarmt.«
    »Wie das?«
    »So, als ob er heftig mit einem Mädchen rumknutschen würde, nur dass er dabei allein war!«
    »Vielleicht schwelgt er auf seine Art in Erinnerungen?«
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    »Es gibt ein bisschen viele „Vielleichts“ bei meinem Kandidaten!«
    »Glaubst du immer noch an diese Spur?«
    »Ich weiß nicht, Süße, aber auf jeden Fall ist irgend etwas an seinem Verhalten eigenartig.«
    »Was denn?«
    »Für einen Schuldigen ist er seltsam ruhig.«
    »Du glaubst also immer noch daran.«
    »Ich gebe mir noch zwei Tage, dann fahr ich zurück. Morgen werde ich mich aus der Deckung begeben und einen Vorstoß wagen.«
    »Gib auf dich acht!«
    Nachdenklich legte er auf.
    Arthur fuhr mit den Fingerspitzen über die Tasten des Klaviers. Obwohl das Instrument nicht mehr so klang wie früher, versuchte er sich an Werthers »Claire de Lune«, wobei er die allzu verstimmten Töne mied. Es war Lilis Lieblingsstück gewesen. Während er spielte, wandte er sich an Lauren, die auf ihrem bevorzugten Platz saß, dem Fensterbrett: ein Bein auf dem Sims ausgestreckt, das andere angezogen, den Rücken an den Rahmen gelehnt.
    »Morgen fahre ich in die Stadt zum Einkaufen, vorher werde ich das Haus verschließen. Wir haben fast keine Vorräte mehr.«
    Als sie wenig später im Bett lagen, fragte sie leise:
    »Arthur, wie lange willst du noch auf dein Leben verzichten?«
    »Müssen wir jetzt darüber sprechen?«
    »Ich werde möglicherweise noch Jahre in diesem Zustand bleiben, und ich frage mich, ob dir klar ist, worauf du dich eingelassen hast. Du hast deine Arbeit, deine Freunde, deine Verantwortung, deine Welt.«
    »Was soll das sein, meine Welt? Ich gehöre überall hin. Ich habe keine Welt. Lauren, wir sind seit weniger als einer Woche 190
    hier, und ich habe seit zwei Jahren keinen Urlaub mehr gehabt.
    Also gib mir ein wenig Zeit.«
    Er nahm sie in die Arme und tat so, als wolle er einschlafen.
    »Doch, du hast deine Welt. Wir haben alle unser kleines Universum. Damit zwei Menschen zueinander kommen, genügt es nicht, dass sie sich lieben, sie müssen auch zusammenpassen, und sie müssen sich im richtigen Moment begegnen. Und das ist bei uns nicht wirklich der Fall.«
    »Habe ich dir gesagt, dass ich dich liebe?« fragte er vorsichtig.
    »Du hast mir Beweise für deine Liebe gegeben«, sagte sie.
    »Das ist viel mehr.«
    Sie glaubte nicht an den Zufall. Wieso war er der einzige Mensch auf diesem Planeten, mit dem sie reden, mit dem sie kommunizieren konnte? Warum verstanden sie sich so gut, warum hatte sie das Gefühl, dass er in ihr las wie in einem offenen Buch?
    »Wieso gibst du mir das Beste von dir, während du so wenig von mir bekommst?«
    »Weil du jetzt hier bist, so überraschend das auch gekommen sein mag. Und weil mir auch nur ein Augenblick mit dir schon unermesslich viel bedeutet. Was gestern war ist vergangen, das Morgen ist noch nicht da, was zählt, ist das Heute, die Gegenwart.«
    Er fügte hinzu, dass er keine andere Wahl mehr habe als alles zu versuchen, damit sie nicht stürbe...
    Aber genau davor hatte Lauren Angst, vor dem, was »noch nicht da war«. Um ihr Mut zu machen, sagte Arthur, dass der kommende Tag so sein würde, wie sie ihn gestaltete. Alles würde davon abhängen, was sie von sich selbst geben und was sie anzunehmen bereit sein würde. »Morgen ist ein großes Geheimnis, für jedermann, und dieses Geheimnis sollte Freude und Lust wecken, nicht Angst und Verweigerung.« Er hauchte zwei Küsse auf ihre Augenlider, nahm ihre Hand in die seine 191
    und schmiegte sich an ihren Rücken. Und eine tiefe Nacht erhob sich um sie.
    Er war damit beschäftigt, den Kofferraum des alten Ford aufzuräumen, als er die Staubwolke oben im Park bemerkte.
    Ein Wagen kam in ziemlichem Tempo den Weg herunter und parkte direkt vor der Veranda. Arthur empfing Pilguez vollbepackt. »Guten Tag, kann ich etwas für Sie tun?« fragte er.
    »Ich komme aus Monterey, der Immobilienmakler hat mir gesagt, dass dieses Haus leer steht. Ich würde mir hier in der Gegend gern etwas kaufen, also bin ich hergekommen. Aber offensichtlich ist es bereits verkauft, und ich komme zu spät.«
    Arthur gab zurück, dass das Haus weder gekauft worden sei noch je zum Verkauf gestanden habe. Es habe seiner Mutter gehört, und er sei gerade wieder hier eingezogen. Ermüdet von der Hitze, bot Arthur dem Mann eine Limonade an, doch der lehnte ab, er wolle ihn nicht aufhalten. Arthur bestand darauf und

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