Marco Polo der Besessene 1
Falter
herauszuwinden. »Ich habe den zab vieler Männer aus dem
Osten gesehen; der meine ist dem ihren bereits überlegen. Ich
weigere mich, irgendwelche...«
»Still, habe ich gesagt! Ihr habt einen bewunderungswürdigen
zab, Marco. Schließlich füllt er meine Hand voll aus, und ich bin
sicher, was seine Länge und seinen Umfang betrifft, so ist
Shams durchaus zufrieden damit. Was sie vorschlägt, ist nichts
weiter als eine Verfeinerung des Ganzen.«
Das jedoch verärgerte mich. »Keine andere Frau hat sich
jemals über die Art beklagt, wie ich sie liebte!« verwahrte ich
mich. »Und wenn diese wirklich so häßlich ist, wie Ihr sagt,
meine ich, ist sie wohl kaum in der Lage, das, was sie
bekommt, auch noch zu bekritteln.«
»Hört, hört, wer krittelt denn nun an wem herum?« sagte Falter
spöttisch. »Ahnt Ihr eigentlich, wie unendlich viele Männer
davon träumen, einer königlichen Prinzessin beizuwohnen und zwar vergeblich davon träumen! Oder jedenfalls einmal im
Leben eine Prinzessin unverschleierten Gesichts zu sehen?
Und da seid Ihr, habt zwei Prinzessinnen, die nackt bei Euch
liegen und Euch Nacht für Nacht zu Willen sind' Und Ihr wagt
es, einer von Ihnen zu versagen, eine kleine Grille zu
befriedigen?«
»Nun«, sagte ich, nachdem sie mir diesen Dämpfer aufgesetzt
hatte, »um was für eine Grille geht es denn?«
»Es gibt sehr wohl eine Möglichkeit, das Vergnügen einer Frau
zu verstärken, die mit einer zu großen Öffnung geschlagen ist.
Dabei wird nicht der zab an sich vergrößert, sondern -wie
nennt Ihr doch den stumpfen Kopf desselben?«
»Im Venezianischen ist das die fava, die dicke Bohne. Und auf
farsi, denke ich, heißt er lubya.«
»Sehr wohl. Selbstverständlich habe ich inzwischen bemerkt,
daß Ihr nicht beschnitten seid, und das ist gut so, denn diese
Verfeinerung läßt sich mit einem beschnittenen zab nicht
erreichen. Ihr tut nichts weiter als dies hier.« Und sie tat es,
verstärkte den Griff ihrer Hand und zog die capela-Haut zurück,
so weit es ging, und dann noch ein bißchen weiter. »Seht Ihr?
Auf diese Weise wird die dicke Bohne noch praller als sonst.«
»Aber das ist unangenehm, fast schmerzhaft.«
»Doch nur vorübergehend, Marco, und es ist doch erträglich.
Tut nur dies, sobald Ihr eindringt. Shams sagt, das verleihe
ihren mihrab-Lippen das erlesen-köstliche Gefühl, ausgeweitet
zu werden. Es handele sich um eine Art heißersehnter
Vergewaltigung, sagt sie. Frauen genießen das, meine ich,
wenn ich das selbstverständlich auch nicht genau wissen kann,
da ich ja noch nicht verheiratet bin.«
»Dia me varda!« entfuhr es mir halb unterdrückt.
»Und selbstverständlich braucht nicht Ihr das zu tun und dabei
Gefahr zu laufen, Shams' häßlichen Leib zu berühren. Sie ist
bereit, dies kleine Bißchen an Strecken und Prallermachen
eigenhändig für Euch zu tun. Sie bittet nur um Eure Erlaubnis.«
»Hat Shams vielleicht noch andere Wünsche?« fragte ich
beißend.
»Für einen Ausbund an Häßlichkeit kommt sie mir
ungewöhnlich wählerisch vor.«
»Hört, hört!« ließ Falter sich spöttisch abermals vernehmen.
»Da seid Ihr in einer Gesellschaft, um die jeder andere Mann
Euch beneiden würde. Da lehrt Euch ein Königskind etwas
ganz Besonderes, das andere Männer nie lernen. Ihr werdet ihr
noch dankbar sein, Marco; jawohl, Marco, eines Tages, wenn
Ihr es mit einer Frau zu tun habt, deren mihrab ungewöhnlich
groß ist, werdet Ihr es Shams danken, Euch dies beigebracht
zu haben. Damit wiederum beweist sie ihre Dankbarkeit. Doch
jetzt macht mich ein-oder zweimal auf andere Weise dankbar,
bevor Sonnenlicht kommt...«
An manchen Tagen wohnten wir, das heißt, Falter und ich, zu
unserer Unterhaltung wie zur Erbauung den Sitzungen des
Königlichen Gerichtshofs bei. Dieser hieß schlicht daiwan, und
zwar nach den Unmengen von daiwan-Kissen, auf denen Shah
Zaman, Shahryar Zahd und ein paar ältere muftis des
muslimischen Gesetzes sowie bisweilen auf der Durchreise
befindliche mongolische Gesandte des Ilkhan Abagha Platz
nahmen. Es wurden Verbrecher vor sie gebracht, damit ihnen
der Prozeß gemacht wurde, es kamen Bürger mit
Beschwerden, die sie zur Anhörung brachten, oder mit
Gnadenerweisen und Gesuchen, die sie vorbrachten; der Shah und sein wazir und die anderen Würdenträger hörten sich Beschuldigungen oder Rechtfertigungen oder Bitten
Weitere Kostenlose Bücher