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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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mich nach einem neuen Wagnis umsehen wolle. Der Kurier kehrte mit Kubilais freundlichem Einverständnis zurück, und danach brauchten Huisheng und ich nicht lange, um von Hang-zho Abschied zu nehmen. Unsere eingeborenen Diener und Sklaven hoben ein großes Wehklagen an und warfen sich wiederholt zum ko-tou vor uns auf den Boden, doch beschwichtigten wir ihren Kummer durch Geschenke von vielen Dingen, die wir beschlossen, nicht mitzunehmen. Dem Wang Agayachi, meinem Adjutanten Fung Wei-ni und meinem ehemaligen Schreiber und jetzigen Verwalter und anderen Notabein, mit denen wir befreundet gewesen waren, machte ich Abschiedsgeschenke -und zwar sehr wertvolle.
    »Der Kuckuck ruft«, sagten sie traurig einer nach dem anderen, als sie bei einem der zahllosen Abschiedsbankette und uns zu Ehren gegebenen Bälle mit ihren Weinpokalen einen Trinkspruch auf uns ausbrachten.
    Unsere persönliche Habe wie unsere Garderobe und die vielen Dinge, die wir hier in Hang-zho erworben hatten und mitnehmen wollten - Möbel, Rollbilder, Porzellan, Elfenbeinund Jadeschnitzereien, Geschmeide und dergleichen -, wurden von unseren Sklaven in Ballen und Kisten verpackt. Mit unserer mongolischen Dienerin, die wir schon aus Khanbalik mitgebracht hatten, und Hui-shengs Schimmelstute (die jetzt einen leicht silbrigen Schimmer um das rosige Maul bekommen hatte), bestiegen wir eine riesige seegängige chuan, segelten den Gewaltigen Strom hinunter und hinaus auf das endlose Kithai-Meer, wo wir die Küste entlang gen Norden segelten.
    Neben dieser chuan hätte sich unsere Doge Anafesto, die galeazza, auf der wir das Mittelländische Meer überquert hatten, wie eine gondola oder ein sanpan ausgenommen. Die chuan einen Namen kann ich nicht nennen, da man ihr absichtlich keinen gegeben hatte, damit nicht rivalisierende Schiffseigner, welche die Götter bewegen könnten, ihr widrige Winde oder sonstige Mißgeschicke zu bescheren, ihn nicht verfluchen könnten -, diese chuan hatte fünf Masten, von denen ein jeder so groß war wie ein Baum. Von diesen Masten hingen Segel aus zhu-gan-Rohr-Streifen herunter von der Größe des Marktplatzes manch einer kleinen Stadt; wie sie verwendet wurden, habe ich an anderer Stelle beschrieben. Die Mächtigkeit des entenähnlichen chuan-Rumpfes entsprach ihrem Oberwerk, mit dem sie fast die Wolken erreichte. Auf dem Deck sowie in den Passagierunterkünften unter Deck waren über hundert Kabinen untergebracht, in denen jeweils sechs Menschen bequem Platz hatten. Das heißt, das Schiff konnte zusätzlich zu der aus vierhundert Männern aller möglichen Rassen und Sprachen bestehenden Mannschaft noch sechshundert Passagiere aufnehmen.
    (Auf dieser kurzen Reise waren es nur wenige. Neben Huisheng, ihrer Dienerin und mir fuhren noch ein paar reisende Kaufleute, etliche kleinere Regierungsbeamte und eine Reihe von Kapitänen anderer Schiffe mit, die sich zwischen den Reisen langweilten und einfach mitfuhren, um einmal, aller Verantwortung ledig, auszuspannen.)
    In den Laderäumen führte die chuan Fracht mit, die - so schien es -ausgereicht hätte, eine ganze Stadt zu versorgen. Doch einfach um eine Vorstellung von dem Fassungsvermögen der Laderäume zu vermitteln, würde ich sagen, daß das Schiff zweitausend venezianische Faß hätte laden können.
    Ich habe hier mit Bedacht von Laderäumen und nicht von einem einzigen Laderaum gesprochen, denn eine jede chuan war sinnreich mit Schotten ausgestattet, die das Schiffsinnere von einem Ende bis zum anderen in zahlreiche Abteilungen aufteilten; diese Schotten waren wasserdicht kalfatert, so daß sollte die chuan einmal auf ein Riff laufen oder auf andere Art und Weise leckschlagen - nur ein Laderaum überflutet wurde, wohingegen die anderen trocken blieben und das Schiff weiter über Wasser hielten. Allerdings hätte es schon eines scharfen und sehr harten Riffs bedurft, ein Loch in die Schiffswand dieser chuan zu schlagen. Der ganze Rumpf war nämlich dreifach geplankt, ja, gleichsam dreimal übereinander gebaut, so daß eine Hülle über der anderen saß. Der Han-Kapitän, der mongolisch sprach, zeigte mir voller Stolz, daß bei der innersten Hülle die Planken vertikal vom Kiel zum Deck verliefen, die nächste diagonal darüber verlief und die äußere vom Heck zum Bug horizontal.
    »Steinhart«, rühmte er und hämmerte mit der Faust gegen den Rumpf, was klang, als hätte er mit einem Vorschlaghammer gegen einen Felsen geschlagen. »Gutes Champa-Teakholz mit guten eisernen

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