Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
Vom Netzwerk:
Von Khanbalik aus nach Südwesten vorstoßend, folgten wir sehr lange derselben Strecke, die ich zuvor auf dem Weg nach Yun-nan bereits kennengelernt hatte, und so machten wir in vielen Orten halt, die ich schon kannte -in den Städten Xian und Cheng-du, zum Beispiel - und erst nach Cheng-du kamen wir in Gebiete, die ich noch nicht kennengelernt hatte. Denn von Cheng-du aus wandten wir uns nicht -wie ich es beim ersten Mal getan hatte - nach Westen, um ins Hochland von To-Bhot zu gelangen. Wir setzten den Weg vielmehr in südwestlicher Richtung fort, reisten geradenwegs durch Yunnan in die Hauptstadt dieser Provinz, Yun-nan-fu, der letzten großen Stadt auf unserer Route, wo wir von dem Wang Hukoji königlich empfangen und bewirtet wurden. Ich selbst hatte noch einen heimlichen Grund, warum ich darauf brannte, Yun-nan-fu kennenzulernen, einen Grund freilich, von dem ich Hui-sheng gegenüber nichts verlauten ließ. Bei meinem letzten Aufenthalt in Yun-nan hatte ich meinen Anteil an dem Krieg beendet und war zu Kubilai geritten, ehe Bayan die Hauptstadt belagert hatte; so hatte ich sein Angebot nicht wahrnehmen können, zu den privilegierten ersten Plünderern und Schändern zu gehören. Da ich mir die Gelegenheit hatte entgehen lassen, mich »wie ein geborener Mongole« zu verhalten, sah ich mich jetzt besonders interessiert um -wollte ich doch wissen, was mir damals entgangen war -und bemerkte, daß die Yi-Frauen in der Tat so schön waren, wie es immer hieß. Zweifellos hätte ich es genossen, mich mit Yun-nan-fus »keuschen Ehefrauen und jungfräulichen Töchtern« zu vergnügen, und auch ohne jeden Zweifel hätte ich geglaubt, einige der schönsten Frauen im ganzen fernen Osten zu genießen. Inzwischen hatte ich jedoch das große Glück gehabt, Hui-sheng zu entdecken, und so fand ich die Frauen der Yi eindeutig unterlegen und weit weniger begehrenswert als sie, und so hatte ich auch nicht mehr das Gefühl, etwas versäumt zu haben.
    Von Yun-nan-fu an folgten wir in südwestlicher Richtung einer Route, die von alters her die »Tributstraße« genannt worden war. Wie ich erfuhr, hieß sie so, weil die verschiedenen Völker in Champa von frühester Zeit an irgendwann immer einmal Vasallenstaaten der mächtigen Han-Dynastien des Nordens gewesen -also der Sung und ihrer Vorgänger -und so war die Route glatt-und festgetreten von den Füßen der vielen Elefanten, die Champas Tribut an Reis und Rubinen bis zu Sklavenmädchen und exotischen Affen zu diesen Oberherren getragen hatten.
    Von den letzten Bergen Yun-nans brachte uns die Tributstraße hinunter in eine Flußebene und einen Bhamo genannten Ort, der eigentlich nichts weiter war als eine Kette von ziemlich primitiven Festungen. Immerhin waren wir jetzt bereits im Lande Ava. Die Festungen hatten aber wohl auch nichts genützt, denn Bayans Truppen hatten sie mühelos genommen, Bhamo besetzt und waren weitergezogen. Uns empfing ein Hauptmann, der die wenigen Mongolen befehligte, die als Garnison in Bhamo zurückgelassen worden waren. Von diesem erfuhren wir, der Krieg sei bereits zu Ende, der König von Ava halte sich irgendwo versteckt, und Bayan feiere seinen Sieg in der Hauptstadt Pagan, die ein beträchtliches Stück weiter flußabwärts liege. Der Hauptmann gab uns zu bedenken, daß wir weit bequemer und schneller mit einer Flußbarke reisen könnten, stellte uns eine samt mongolischer Mannschaft zur Verfügung und zusätzlich noch einen mongolischen Schreiber namens Yissun, der der Landessprache Mien mächtig war.
    Unser anderes Gefolge also in Bhamo zurücklassend, genossen Hui-sheng, ihre Dienerin und ich über gut und gern tausend li hinweg eine langsame Flußfahrt. Bei diesem Fluß handelte es sich um den Irawadi, der im Land der Vier Flüsse, oben im Hochland von To-Bhot, als reißendes Wildwasser seinen Anfang genommen hatte. Weiter unten, mehr im Flachland, war der Fluß so breit wie der Yang-tze und strömte in weiten Flußschleifen behäbig gen Süden. Das Wasser war voll von Sickerstoffen, die möglicherweise sogar schon von To-Bhot mitgeführt wurden, so daß das Wasser unangenehm schlammig war wie ein dünner Seim; außerdem war es lauwarm, über die ganze sonnenbestrahlte Breite von einer unangenehmen hellbraunen Farbe und im tiefen Schatten an den beiden Ufern, die von einer nahezu undurchdringlichen Mauer von riesigen Bäumen überragt wurden, tiefbraun.
    Bei aller gewaltigen Breite und der endlosen Länge des Irawadi muß sich der Fluß für die

Weitere Kostenlose Bücher