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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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explodierte.
    »Das Tier ist doch bloß der karbau«, sagte Yissun ungerührt. »Es ist nicht gefährlicher als eine Kuh. Diese Tiere werden von kleinen Kindern gehütet. Allerdings ist so ein seladang an der Schulter größer als Ihr, und selbst Tiger und Elefanten gehen ihm aus dem Weg, wenn es durch den Dschungel zieht.«
    Näherten wir uns einem Dorf am Fluß, konnten wir das immer schon lange vorhersagen, wies es doch stets das auf, was sich wie eine rostigschwärzliche Rauchwolke ausnahm, die darüberhing. Dabei handelte es sich um einen Baldachin von Krähen -von den Mien »gefiedertes Unkraut« genannt -, die sich krächzend über die reichen Abfälle der Mien freuten. Außer den Krähen am Himmel und dem Spülicht am Boden besaß jedes Dorf auch noch ein oder zwei karbau-Gespanne, eine Schar ziemlich zerrupft aussehender schwarzgefiederter Hühner scharrte am Boden, und es gab eine Menge von jenen Schweinen mit dem langgestreckten Leib, dessen Bauch in der Mitte herunterhing und im Spülicht schleifte -und eine unglaubliche Vielzahl von nackten kleinen Kindern, die sehr ähnlich waren wie die Schweine. Außerdem besaß jedes Dorf noch ein oder zwei Gespanne zahmer Elefantenkühe. Auf diese waren sie angewiesen, denn das einzige Gewerbe, das die Dschungel-Mien betrieben, war die Holzgewinnung sowie die Erzeugung anderer Holzprodukte aus dem Urwald -wobei den größten Teil der Arbeit die Elefanten verrichteten.
    Die Dschungelbäume waren keineswegs alle so häßlich und unnütz wie der Wildwuchs der Mangrovendickichte, oder hübsch und unnütz wie der Pfauenschwanz genannte Baum, den eine Fülle flammenfarbener Blüten auszeichnete. Manche Bäume lieferten eßbare Früchte oder Nüsse, an anderen hingen Pfefferranken, und die chaulmugra genannte Art lieferte einen Saft, der das einzig bekannte Heilmittel gegen den Aussatz liefert. Andere Bäume lieferten vorzügliches Hartholz -das schwarze abnus, das gesprenkelte kinam und das goldene saka, das, ist es erst einmal abgelagert und hat es seine warme braune Farbe angenommen, teak genannt wird. Ich sollte an dieser Stelle vielleicht erwähnen, daß Teakholz in Form eines Schiffsdecks oder von Schiffsplanken weit schöner aussieht als in natürlichem Zustand. Teakholzbäume werden groß und wachsen genauso gerade wie die Linien in einem Hauptbuch, doch die Rinde ist schmutziggrau, der Baum weist nur kümmerliche Äste und wenig und unregelmäßige Belaubung auf.
    Auch sollte ich berichten, daß die Mien nicht gerade eine Zierde der Landschaft darstellen. Sie waren häßlich vierschrötig und dicklich, die meisten Männer gute zwei Handbreit kleiner als ich und die Frauen noch einmal anderthalb Handbreit kleiner als diese. Selbst bei ihrer täglichen Arbeit überlassen die Männer, wie ich bereits gesagt habe, den Hauptteil ihren Elefanten; zu jeder anderen Stunde sind die Männer dreckige Faulpelze und die Frauen schlaffe Schlampen. Im tropischen Klima Avas brauchten sie eigentlich gar keine Kleider, hätten sich aber etwas durchaus Ansprechenderes ausdenken können als das, was sie trugen. Männer wie Frauen hatten Hüte aus Fasern auf, die aussahen wie ausladende Pilzköpfe; ansonsten waren sie von der Hüfte an aufwärts und von den Knien an abwärts nackt, das heißt, sie trugen ein unansehnliches Tuch, das sie sich umwickelten wie einen Rock. Aus Gründen der Scham taten die Frauen, die ihre Brüste völlig unbekümmert auf-und abwippen ließen, ein übriges und schlangen sich eine Art Schärpe um den Leib, deren perlenbestickte Enden sie vorn und hinten herunterhängen ließen, so daß es ein wenig vor ihren Schamteilen herunterbaumelte, wenn sie sich hinhockten, was sie die meiste Zeit über taten. Männer wie Frauen pflegten beim Waten in Wasserläufen zum Schutz gegen Blutegel eine Art Beinschoner über Schenkel und Waden zu streifen. Sonst jedoch gingen sie barfuß, denn ihre Füße waren so sehr mit Schwielen und Hornhaut überzogen, daß nichts sie dort stören konnte.
    Soweit ich mich erinnere, habe ich nur zwei Männer in dem ganzen Gebiet gesehen, die Schuhe besaßen. Diese trugen sie mit einer Schnur um den Hals -schließlich mußten solche Seltenheiten geschont werden!
    Die Männer der Mien waren schon an und für sich kein besonders schöner Anblick, doch hatten sie eine Möglichkeit gefunden, sich noch häßlicher zu machen. Sie bedeckten ihre Haut mit Bildern und Mustern, womit ich nicht sagen will, daß sie sich anmalten. Sie drückten sich

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